Der Bassbariton Morgan Moody im Gespräch: „Ich liebe das Spiel!“

Morgan Moody / Foto @ Philip Lethen
Morgan Moody / Foto @ Philip Lethen

Derzeit steht er als Fred Graham in Cole Porters Erfolgsmusical „Kiss me, Kate“ erfolgreich auf der Dortmunder Bühne. Eine Rolle, die dem sympathischen Bassbariton scheinbar auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Gesanglich, als auch, und das besonders, schauspielerisch. Und gerade die Verkörperung von Rollen ist es, die Morgan Moody liebt und auch immer wieder sucht. Als festes Ensemblemitglied des Dortmunder Intendanten und Opernregisseurs Jens-Daniel Herzog ist Moody ganz sicher auch am dafür geeigneten Haus engagiert. 

 

Die männliche Hauptrolle des US-Musicals „Kiss me, Kate“ ist genau genommen eine Doppelrolle. Zum einen stellt sie den Chef eines reisenden Theaters dar, und zum anderen dessen Dauerrolle des Petrucio aus Shakespeares „Der widerspenstigen Zähmung“. Ein Partie also mit vielen Facetten, gerade im komischen Bereich. Eine Rolle mit viel Text. In Dortmund wird das Musical in deutscher Sprache aufgeführt, die musikalischen Teile aber in englischer Sprache gesungen. Eine besondere Herausforderung für den jungen Künstler, der im kalifornischen Santa Monica geboren wurde und dort aufgewachsen ist. Diese Aufgabe löst Morgan Moody aber auf sehr gute Art. In geradezu perfektem Deutsch meistert er die sprachlichen Hürden dieser Partie und begeistert das Publikum nicht zuletzt auch damit. Gesanglich ist er ohnehin eine Luxusbesetzung in diesem mitreißenden Musical. Und als Darsteller dieser Rolle verfügt er zweifelsohne über die Womenizer-Qualitäten die Cole Porters „Fred Graham“ haben sollte.

Morgan Moody (Escamillo), Kinderchor ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Morgan Moody (Escamillo), Kinderchor
©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Seine gesanglichen Anfänge hatte Morgan Moody im Knabenchor seiner Heimatstadt. Sein späteres Gesangsstudium absolvierte er an der Boston University bei Richard Cassilly und am New England Conservatory of Music, wo er bereits in kleineren Rollen in zeitgenössischen Opern eingesetzt war. Nach seiner Ausbildung folgten Engagements an der Central City Opera, der Lake George Opera, der Opera Providence und der Sarasota Opera.

Von 2002 bis 2004 sang er dann die Rolle des „Colline“ in der Oper „La Boheme“ in einer Broadway-Produktion. „Diese Rolle sang ich 8 mal die Woche. Und hätte sie vermutlich auch noch länger gesungen. Aber dann kam der zweite Irakkrieg. Und die Opernbesucher blieben aus. Die Produktion wurde eingestellt,“ berichtet Moody über seine Anfangszeit in New York. Dies führte dazu, dass der junge Opernsänger, der natürlich auch seinen Lebensunterhalt bestreiten musste, einen mehrmonatigen Ausflug in die harte New Yorker Finanzwelt unternahm. Durch Beziehungen kam er zu Goldman-Sachs,  ein weltweit tätiges Investmentbanking- und Wertpapierhandelsunternehmen mit Sitz in New York City . Für einen Künstler ganz sicher nicht die Erfüllung und die Welt in der er lange arbeiten und leben will. Auch trotz des guten Gehaltes. So war es auch bei Morgan Moody. Eines Tages erfuhr er von einem Vorsingen für Opernsänger in NY. Das internationale Opernstudio Zürich (IOS) war auf der Suche nach Talenten. Kurzerhand bat Moody seinen Chef darum, an diesem kurzfristig angesetzten Vorsingen teilnehmen zu können und keine 2 Monate später saß der Kalifornier im Flieger nach Europa mit Ziel Zürich. Sein persönlicher Traum vom Singen in Europa wurde wahr.

Morgan Moody mit Leo Nucci / Backstage Oper Zürich / Foto privat
Morgan Moody mit Leo Nucci / Backstage Oper Zürich / Foto privat

Zürich war für mich eine wichtige und entscheidende Zeit“, sagt der Künstler rückblickend auf sein Engagement am IOS, dem er von 2004 bis 2005 angehörte. Ab 2006 gehörte er dann dem Ensemble der Oper Zürich an und blieb dies bis 2012. Eine für ihn, wie er im Interview erwähnt, sehr prägende und lehrreiche Zeit als Opernsänger. Der gebürtige US-Boy aus dem sonnigen Santa Monica auf einmal mit Stars und Größen der Opernwelt auf einer Bühne von Weltruf. Musikalische Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Nello Santi, Ingo Metzmacher, Christoph von Dohnányi oder Thomas Hengelbrock und das Erarbeiten immer neuer Rollen bestimmen auch seine Zeit in Zürich. Anlässlich eines Einspringens in der selten gespielten Verdi-Oper „Stiffelio“ lernte er eines seiner Sängeridole persönlich kennen und hielt dies in einem Foto fest. -(siehe Foto mit Leo Nucci)-

Und immer wieder waren – und sind – es die zeitgenössischen Opern, die Morgan Moody neben dem allgemeinen Opernrepertoire faszinieren.

In den Jahren als Mitglied des Ensembles der Züricher Oper traf Moody dort auf den Opernregisseur Jens-Daniel Herzog. Dieses Treffen war ursächlich dafür, dass der Künstler seit nunmehr 3 Jahren, zunächst als Gast, fest engagiertes Ensemblemitglied der Dortmunder Oper ist. In Herzog hat Moody einen Regisseur gefunden, der seinem eigenen Anspruch „vom Spielen einer Rolle“ sehr entgegen kam. Herzog, der vom Schauspiel kommt, hat sich in den letzten Jahren einen anerkannten Ruf als Opernregisseur erworben. Nicht zuletzt auch durch seine künstlerische Arbeit an der Oper Dortmund, deren Intendant er auch ist.

Morgan Moody als Figaro in Dortmund / Foto @ Thomas M. Jauk
Morgan Moody als Figaro in Dortmund / Foto @ Thomas M. Jauk

„Ein Grund nach Dortmund zu wechseln war auch die Aussicht auf Hauptrollen“, erklärt Morgan Moody seine Motivation Herzog von der Weltstadt Zürich ins ihm unbekannte Dortmund zu folgen. Und so erzählt er auch, dass die Umstellung von Zürich nach Dortmund weitaus größer für ihn war, als der Wechsel von New York in die Schweizer Metropole. Mittlerweile hat er in Dortmund einige große Rollen seines Fachs gesungen. Wie den Escamillio aus der Oper „Carmen“, den Figaro aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“, den Don Alfonso in „Cosi fan tutte“ oder auch den Howard Stern in Dortmunds gefeierter Opernuraufführung von „Anna Nicole“ an der Seite der großartigen Emily Newton.

Am herausragendsten für ihn selbst war die Rolle des Leporello in Mozarts „Don Giovanni“ (2014/15). Jens-Daniel Herzog hatte dieses Werk mit seinem Dortmunder Opernensemble in einer begeisternden Art und Weise inszeniert, die Sängerinnen und Sänger als auch das überwiegende Publikum überzeugen konnte.

Morgan Moody als Leporello in Dortmund / Foto ©Thomas Jauk
Morgan Moody als Leporello in Dortmund / Foto ©Thomas Jauk

Morgan Moody über diese Zusammenarbeit mit Herzog: „Das war das beste Stück was ich je gemacht habe.“ Er sagt dies sehr überzeugend und wenn man ihn in dieser Rolle erlebt hat, so wie ich das tun durfte, kann man ihn absolut nachempfindend verstehen. Es sei aber auch erwähnt, dass alle seine Kolleginnen und Kollegen in dieser besonderen Inszenierung zu ganz besonderer Form aufgelaufen waren.

In der laufenden Theatersaison wird das Dortmunder Opernpublikum Morgan Moody noch einige Male – bis Ende März 2016 -als liebestollen und ebenso ungeschickten Helden in „Kiss me, Kate und in „Figaros Hochzeit“ (Titelpartie, WA am 16. Januar 2016) erleben können. Zudem wirkt er auch als Marquis von Obigny in der Dortmunder Neuproduktion von Verdis „La Traviata mit, die am 28. November Premiere im Dortmunder Opernhaus haben wird.

Emily Newton (Anna Nicole), Morgan Moody (Howard Stern) ©Thomas M. Jauk / stage picture
Emily Newton (Anna Nicole), Morgan Moody (Howard Stern)©Thomas M. Jauk / stage picture

Morgan Moody, der Anfang dieses Jahres an der Mailänder Scala und bereits 2012 bei den Salzburger Festspielen debütiert hat, wird im kommenden Jahr ebenfalls anlässlich der Salzburger Opernfestspiele an der Weltpremiere der Oper “The Exterminating Angel” von Thomas Ades in der Rolle des Butlers mitwirken. Mit dieser Opernproduktion wird Moody dann im Frühjahr 2017 am Londoner Royal Opera House debüttieren.

Moody, der den legendären Bassbariton Jose van Dam als sein großes Vorbild angibt, will neben dem zeitgenössischen Fach aber auch die großen Rollen des Opernrepertoires in Zukunft angehen. Auf die Frage nach seinen Wunschpartien für die Zukunft sagt er: „ Den Mephistofeles ebenso wie den Don Quichotte und sehr gern auch den Nick Shadow aus „Rake’s Progress„. „Die bösen Rollen mag ich sehr“. Auf die Frage wie es dann mit den drei Bösewichten in Offenbachs Les Contes d’Hoffmann aussieht: „Ja klar, die auch!“.

Mittlerweile ist er zu einem der Publikumslieblinge der Dortmunder Oper avanciert. Und das in einer Stadt, die er vor wenigen Jahren noch nicht einmal kannte. Das hat sich grundlegend geändert. Seit nunmehr 3 Jahren lebt er in der Ruhrmetropole in Theaternähe. „Und ich fühle mich in Dortmund mittlerweile sehr wohl“, bekennt Moody überzeugend. Dabei spielt es für ihn auch keine große Rolle mehr, dass sich das Wetter in Mitteleuropa dann doch um einiges zum Klima im heimatlichen Santa Monica unterscheidet.

Morgan Moody (Foto privat)
Morgan Moody (Foto privat)

Morgan Moody, ein Bassbariton mit angenehm sonorer und tembrierter Stimme, einem großen Talent zum Schauspielen und einer maskulinen Bühnenerscheinung, die ihn für so manche große Rolle seines Stimmfachs geradezu prädestiniert, ist trotz aller Begabungen und bereits gemachter Erfahrungen ein Realist geblieben, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Jemand, der nichts dem Zufall überlassen will. Dem aber glückliche Zufälle durchaus in seiner bisherigen Karriere begegnet sind. Jemand, der zu keiner Zeit überheblich wirkt. Der sicher ein toller Kollege und Teamplayer ist.

 

Ich danke Morgan für ein wirklich tolles Gespräch, bei dem ich auch ein wenig den Mensch hinter dem Künstler Morgan Moody kennen lernen durfte, und wünsche ihm noch weiterhin viel Erfolg und viele glückliche Karrieremomente. 

 

 

 

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