Mozarteum Salzburg: Ton Koopman und die Camerata Salzburg

MoWo2023/Camerata Salzburg u. Ton Koopmann/Foto @ Wolfgang Lienbacher

Mitreißende, exquisit artikulierte Aufführungen von frühen und späten Mozart-Werken

Am 30. Januar 2023 leitete Ton Koopman die Camerata Salzburg im Salzburger Mozarteum zu einer lebendigen und enthusiastischen Vorstellung von vier Werken, die Wolfgang Amadeus Mozart zwischen 1772 und 1791 komponierte. Koopman, eine weltweit anerkannte Autorität auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis und Experte für Johann Sebastian Bach, strahlte Begeisterung und Liebe für Mozarts Musik aus. Er lächelte, gestikulierte leidenschaftlich vom Podium aus und unterhielt den ganzen Abend mit Weisheit und purer Freude.

 

Das Programm begann mit der leider selten gespielten viersätzigen Sinfonie D-Dur KV 133, die Mozart im Juli 1772 in Salzburg schrieb. Ton Koopman artikulierte die Beschwingtheit der Ecksätze und die Nachdenklichkeit des Andante mit seiner ausgeprägten Soloflöte als einzigen aktiven Blasinstrument. Das Fagottkonzert in B-Dur KV 191 vom Juni 1774 wurde von Fagottist Riccardo Terzo als zart, warm und flüssig vorgetragen. Als Zugabe spielte er sein eigenes Arrangement der Cherubinos Arie „Voi che sapete“ aus dem 2. Akt der Oper Le nozze di Figaro.

MoWo2023/Camerata Salzburg u. Ton Koopmann/Foto @ Wolfgang Lienbacher

Nach der Pause dirigierte Koopman die von Blasinstrumenten dominierte „Maurerische Trauermusik“ KV 477, die aus dem späten Jahr 1785 stammt. In Koopmans Händen klang das Werk barock und tiefgründig, vielleicht inspiriert durch die Erfahrungen des Dirigenten mit Bach. Das Abschlusswerk des Abends, das Anfang Oktober 1791 komponierte Klarinettenkonzert A-Dur KV 622, wurde von dem Klarinettisten Daniel Ottensamer mit Virtuosität und Leidenschaft vorgetragen. Dies ist wohl das gelungenste Instrumentalkonzert der Musikgeschichte vor allem wegen seines profunden Adagios. Im zweiten Satz, der fast wie eine Arie klang, und im tänzerischen Jubel des Rondos (eine Entschlossenheit, unser kurzes Dasein auf dieser Welt im Angesicht des Todes zu genießen?) zeigte Ottensamer absolutes Engagement, um die vokalen Qualitäten des Werks zur Geltung zu bringen.

Das Konzert endete mit der Terzettino „Soave sia il vento“ (Fiordiligi, Dorabella und Don Alfonso) aus dem ersten Akt der Oper Così fan tutte, das Ottensamer selbst arrangiert und mit zwei Kollegen an den Bassetthörnern als Zugabe gespielt hat. Es war ein ausgezeichnetes musikalisches Ereignis, das einige weniger bekannte Werke Mozarts mit einem seiner berühmtesten vereinte. Ich hätte mir nur gewünscht, dass eine weitere frühe Mozart-Sinfonie in das Programm eingefügt worden wäre, um das Vergnügen, dieses Konzertes zu verlängern.

 

  • Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Mozarteum Salzburg
  • Titelfoto: MoWo2023/Camerata Salzburg u. Ton Koopmann/Foto @ Wolfgang Lienbacher
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