
Als im Jahre 1923 Franz Lehár’s neuestes Werk “Die gelbe Jacke“, wie es bei der Uraufführung in Wien betitelt war, zur Aufführung kam, konnte keiner ahnen, dass diese Operette seine erfolgreichste Komposition überhaupt werden würde. Sie wurde von Anfang an vom Publikum wohlwollend aufgenommen, aber erst nachdem das Werk nochmals überarbeitet und 1929 bei der Aufführung in Berlin unter dem neuen Namen „Das Land des Lächelns“ erschienen war, wurde es zum Welterfolg. (Rezension der Vorstellung v. 5. Juli 2024)
Bis heute zählen die vielen zu Schlagern gewordenen Lieder zu den Hits in der klassischen Musik und gehören zum Repertoire vieler großen Tenöre. Bei der Wiederaufnahme im Opernhaus Zürich sang, wie bereits 2017, Piotr Beczala den Prinzen Sou-Chong. Eine grandiose Leistung auf höchstem Niveau. Fantastisch, wie Piotr Beczala diese anspruchsvolle Partie souverän und mit bestens geführter Stimme zu einem Erlebnis werden ließ. Bei ihm gibt es keinerlei in’s Schnulzige abgleitende Schnörkeleien, wie dies von anderen Sängern immer wieder zu hören ist. Man kann sich einfach zurücklehnen und sich an seiner einzigartigen Stimme erfreuen. Einmal mehr bewies Piotr Beczala, dass er zu den ganz großen Sängern unserer Zeit gehört.
Ebenfalls seit der Premiere vor sieben Jahren dabei war die deutsche Sopranistin Julia Kleiter als Lisa. Mit viel Leidenschaft spielte sie die verliebte und enttäuschte Dame aus Wien, welche sich in der fremden Welt des Prinzen nicht zurecht finden kann. Auch wenn Ihre Stimme nicht durchgehend überzeugen konnte, so entstanden in den Duetten eindrückliche Momente und man spürte die Harmonie der beiden Solisten.

Rebeca Olvera als Mi, die Schwester des Prinzen, bot mit viel Energie und herrlichem Spiel ein köstliches Rollenportrait und konnte auch stimmlich mit vielen Facetten glänzen. Die Partie des Grafen Gustav war beim Tenor Spencer Lang sowohl gesanglich, wie auch schauspielerisch in besten Händen. Valeriy Murga als Tschang und Martin Zysset als Obereunuch ergänzten das Ensemble perfekt.
Um die Feinheiten all dieser herrlichen Melodien erklingen lassen zu können, bedarf es eines hoch motivierten Orchesters. Mit der Philharmonia Zürich unter der Leitung von Ann-Katrin Stöcker, welche diese Produktion seit der Premiere begleitet hat und nun die fünf Vorstellungen dirigierte, wurden diese Anforderungen vollumfänglich erfüllt. Sei es während der Ouvertüre, welche einem Medley gleich die großen Hits des Werkes anklingen lässt, oder bei der gefühlvollen Begleitung der Duette und Lieder, es gab nichts zu bemängeln.

Die Inszenierung von Hausherr Andreas Homoki zeigt diese Operette revueartig. Es fehlen weder ein eindrucksvoller Vorhang noch eine Showtreppe. Das Bühnenbild hat Wolfgang Gussmann geschaffen, welcher zusammen mit Susana Mendoza auch die wunderbaren Kostüme entworfen hat. Raffinierte Lichteffekte und Tanzeinlagen untermalen die exotische Stimmung. Der Chor der Oper Zürich, einstudiert von Ernst Raffelsberger, sang und spielte auf gewohnt hohem Niveau. Durch die wenigen Requisiten kamen die einzelnen Rollenporträts und die großen Emotionen besonders gut zur Geltung.
Es war ein Operettenabend von höchster Qualität und ein Genuss, in dieser wunderbaren Musik schwelgen zu dürfen. Dies schien auch das begeisterte Publikum so empfunden zu haben.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Opernhaus Zürich / Stückeseite
- Titelfoto: Opernhaus Zürich/DAS LAND DES LÄCHELNS/P. Beczala, J. Kleiter /Foto: T+T Fotografie – Toni Suter