
Die Operngala, die die Deutsche Oper am Rhein am 5. Juli 2024 zusammen mit ihrem Freundeskreis für ihren scheidenden GMD Axel Kober ausrichtete, war ein Liebesbeweis für den 1970 geborenen Dirigenten auf der ganzen Linie. In hochkarätig besetzten Ausschnitten aus großen Opern, gekrönt vom 3. Akt der „Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss, in denen 18 Solistinnen und 17 Solisten auftraten, dirigierte Kober Höhepunkte seiner Arbeit mit dem Ensemble und dem Chor der Deutschen Oper am Rhein und den Düsseldorfer Symphonikern. Am Ende der Gala war der Beifall frenetisch, und alle erhoben sich zu stehenden Ovationen. Die Party ging im Foyer mit Essen und Getränken weiter, wo ihm das Ensemble zu „Hello Dolly“ ein Loblied sang.
Wir waren im Hinblick auf drohende Komplikationen durch die nahe Fanmeile extra früh gekommen und erfuhren, dass allein 80 Ehrengäste ihr Kommen zugesagt hatten – ein Beweis, dass die Oper am Rhein in der Gesellschaft der Landeshauptstadt fest verankert ist. Selten sah man so viele Smokings und todschicke Abendgarderobe der Damen wie an diesem Gala-Abend.
Florian Simson, Vertreter des Ensembles der Deutschen Oper am Rhein, überreichte ihm in einem feinen blauen Kästchen „den Schlüssel zu unseren Herzen“. Monika Lehmhaus, Vorsitzende des Freundeskreises der Deutschen Oper am Rhein e.V. hatte an privaten Spenden für das Opernstudio 11.175 € von Menschen der Stadt Düsseldorf gesammelt. Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf, vertreten durch seine Beigeordnete für Kultur, Miriam Koch, pries Axel Kobers Kompetenz als prägender GMD der Deutschen Oper am Rhein und gab der Hoffnung Ausdruck, dass Kober an der Eröffnung des geplanten „Opernhauses der Zukunft“ an anderer Stelle in ca. zehn Jahren teilnehmen werde. Prof. Christoph Meyer, Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein, pries Kober, der mit ihm vor 15 Jahren aus Leipzig gekommen war, als Glücksfall für das Haus und ernannte ihn zum „Ehrenmitglied der Deutschen Oper am Rhein“. Der Videograf Jo Alex Berg hat im Auftrag der Deutschen Oper am Rhein mit Mitarbeitern einen Film über 15 Jahre des Wirkens von Axel Kober gemacht, der um 23.00 Uhr und um 0:00 Uhr gezeigt wurde und der seitdem auf Youtube verfügbar ist.

Musikalisch zeigte Kober am 5 Juli 2024, was er in 15 Jahren mit seinen Düsseldorfer Symphonikern, dem Chor und dem Ensemble der Deutschen Oper am Rhein erarbeitet hat. Mit dem filigranen Vorspiel zu „Lohengrin“ und einem Ausschnitt aus dem ersten Akt des „Rheingold“, in dem Alberich, provoziert durch die neckenden Rheintöchter, der Liebe entsagt und das Rheingold raubt, repräsentierte er den Arbeitsschwerpunkt Richard Wagner. KS Stefan Heidemann als Alberich wurde von den koketten Rheintöchtern Anke Krabbe, Maria Kataeva und Anna Harvey gehörig provoziert. Kobers „Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung von Dietrich Hilsdorf wurde auch von der Kritik gelobt und als „Der Ring am Rhein“ auf CD herausgegeben.
Stellvertretend für Verdis Werk präsentierte Kober das Quartett „Bella figlia dell´amore“ aus „Rigoletto“ mit Luiza Fatyol als Gilda, Ramona Zaharia als Maddalena, Ovidiu Purcel als Duca und Richard Šveda als Rigoletto, und zum Abschluss vor der Pause ein glasklar strukturiertes Finale des „Falstaff“ von Giuseppe Verdi: „Tutto nell mondo è burla“ mit Günes Gürle als Falstaff, Roman Hoza (Ford), Andrés Sulbarán (Fenton) Sylvia Hamvasi (Alice), Lavinia Dames (Nannetta), Susan Maclean (Quickly), Sarah Ferede als Meg Page und natürlich mit dem von Chordirektor Gerhard Michalski perfekt einstudierten Chor der Deutschen Oper am Rhein.
Das Sextett „Chi mi frena in tal momento?“ aus Donizettis „Lucia die Lammermoor“ mit Sylvia Hamvasi als Lucia, Anna Harvey als Alisa, Ovidiu Purcel als Edgardo, David Fischer als Arturo, Jorge Espino als Enrico und Bogdan Talos (Raimondo) und dem Chor der Deutschen Oper am Rhein stand stellvertretend für seine Pflege des Belcanto, der Osterchor „Regina Cœli, laetare“ aus „Cavalleria Rusticana“, bei dem Sarah Ferede als Santuzza aufhorchen ließ, für die des Verismo.
Ganz offensichtlich gehört seine große Liebe den Werken von Richard Strauss. Das Quintett der Gaukler: „Hübsch gepredigt, aber tauben Ohren“ aus „Ariadne auf Naxos“ mit der wunderbaren Elena Sancho Pereg als Zerbinetta, erst recht der komplette dritte Akt der „Frau ohne Schatten“, die er bereits in seiner zweiten Spielzeit 2010/11 aufführte und 2011/12 und 2012/13 wieder aufnahm, zeigten, dass er einer der wenigen Dirigenten ist, der „diese Kompetenz fürs Große“ hat, wie es Wolfram Goertz, Kulturredakteur der Rheinischen Post, im Programmheft ausdrückt. Im dritten Akt der „Frau ohne Schatten“ erlebte man Morenike Fadayomi als Kaiserin, Corby Welch, gefeierter Siegmund und Siegfried und Paul (Die tote Stadt) als Kaiser, KS Linda Watson, die gefeierte Brünhilde und Marschallin, als Amme, Bogdan Baciu als Barak und die international in dieser Rolle gefeierte Lise Lindström als Färberin.
An der Oper am Rhein fällt die konsequente Ensemblepflege auf, die schon mit einem Opernstudio beginnt, wo sieben junge Sängerinnen und Sänger herangebildet werden. Der „Ring“ und die Richard-Strauss-Opern konnten fast ganz aus dem 44-köpfigen Ensemble besetzt werden. Gaststars wie Michael Volle, zuletzt als „Holländer“, runden das Ensemble ab.

Auch mich hat Axel Kober immer wieder aus Bonn nach Düsseldorf und Duisburg gelockt, zum Beispiel für seinen „Ring des Nibelungen“, den „Rosenkavalier“ in der Inszenierung von Otto Schenk, „Die tote Stadt“ von Korngold und zuletzt „Parsifal“ von Richard Wagner.
Axel Kober steht auf dem Zenit seiner Karriere und gibt seine administrativen Aufgaben als Generalmusikdirektor ab, um nur noch als Dirigent tätig zu sein. Gastdirigate haben ihn unter anderem bereits nach Bayreuth, an die Wiener Staatsoper und nach Zürich geführt. Als Gastdirigent wird er der Deutschen Oper am Rhein zum Glück erhalten bleiben.
- Rezension von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Deutsche Oper am Rhein
- Titelfoto: Operngala Oper am Rhein/ Abschied GMD Axel Kober/ Foto: Anne Orthen