Zum Saisonabschluss: „Andrea Chénier“ konzertant im Opernhaus Zürich

Opernhaus Zürich/ ANDREA CHÉNIER/G. Petean, E. Grimaldi/Foto: Toni Suter

Zum Abschluss der Saison präsentierte das Opernhaus Zürich drei konzertante Aufführungen von Umberto Giordanos Oper „Andrea Chénier“ in großartiger Besetzung. Die 1896 uraufgeführte Oper mit dem Libretto von Luigi Illica, welcher auch für Puccini gearbeitet hatte, erfreut sich großer Beliebtheit. Große Arien und Duette voller Leidenschaft und eine dramatische Handlung machen dieses Werk zu einem eindrücklichen Erlebnis. (Rezension der Vorstellung v. 11.7.2024)

 

Natürlich kann man in einer konzertanten Aufführung die Handlung nur andeutungsweise darstellen und viele Besucher, welche sich nicht zuvor mit dem Stück auseinandergesetzt haben, konnte wohl nur schwerlich dem Geschehen in vollem Umfang folgen. Durch die szenische Einrichtung von Sylvie Döring konnten auf der vor dem Orchester freien Bühne die Sänger/innen die jeweiligen Situationen mit Ihrem schauspielerischen Talent interpretieren. Dies belebte die Aufführung. Gleichzeitig richtete man die Aufmerksamkeit vermehrt auf die gesanglichen Leistungen der einzelnen Solist/innen.

Opernhaus Zürich/ ANDREA CHÉNIER/M. Armiliato/Foto: Toni Suter

Marco Armiliato, ein großer Kenner der italienischen Oper, ist mit allen musikalischen Feinheiten des Werks bestens vertraut und dirigierte die Philharmonia Zürich auswendig. Man erlebte einmal mehr die außergewöhnlich hohe Qualität dieses Orchesters, wie auch des von Ernst Raffelsberger sorgfältig einstudierten Chors der Oper Zürich. Obwohl die Sänger/innen hinter dem Dirigenten standen, behielt Marco Armiliato stets den Überblick. Eine eindrückliche Leistung.

Zum ersten Mal am Opernhaus Zürich zu hören war die italienische Sopranistin Erika Grimaldi, welche ein großartiges Debut gab. Ein in jedem Moment überzeugendes Rollenportrait, welches die ganze Gefühlswelt der Maddalena di Coigny mit wunderbar strömender Stimme nuancenreich zu Gehör brachte. Ein Glück für das Zürcher Publikum, dass Erika Grimaldi in der kommenden Saison wieder in diesem Hause zu hören sein wird.

Einen riesigen Erfolg konnte der rumänische Bariton George Petean als Carlo Gérard feiern. Petean ist in Zürich ein gern gesehener Gast und konnte mit seinem Auftritt den größten Applaus des Abends für sich verbuchen. Seine Stimme fesselt vom ersten Auftritt an. Sein „Nemico della patria“ im dritten Bild ist wohl kaum mehr zu übertreffen.

Opernhaus Zürich/ ANDREA CHÉNIER/Y. Lee, S. Setu/Foto: Toni Suter

Der Südkoreanische Tenor Yonghoon Lee, welcher bereits 2014 in Zürich sein Rollendebut als Andrea Chénier gegeben hatte, verfügt über eine starke Stimme. Er wirkt zwar etwas steif und singt zu oft im Forte. Seine großen Arien verfehlten aber ihre Wirkung nicht und besonders in der Schlussszene kamen seine Emotionen gut zum Ausdruck.

Auch die kleineren Rollen waren bestens besetzt. Mit Siena Licht Miller als Bersi, Sarah Castle als Gräfin di Coigny, Irène Friedli als Madelon, Brent Michael Smith als Pietro Fléville, Omer Kobiljak als Spitzel, Stanislav Vorobyov als Roucher, Valeriy Murga als Schmid und Andrew Moore als Fouquier-Tinville, welche alle in ihren Rollen debütierten, sowie David Astorga als Abt. Gregory Feldmann als Leiter des Haushalts, Samson Setu als Mathieu und Aksel Daveyan als Dumas, Mitglieder des Internationalen Opernstudios Zürich, ergänzten dieses fantastische Ensemble.

Man wurde an diesem Abend mit einer wirklich berauschenden Wiedergabe des Werks belohnt. Es ist allen Beteiligten gelungen, mit diesem außergewöhnlichen Konzert die Besucher zu begeistern und sie beschwingt in den schönen Sommerabend zu entlassen.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Opernhaus Zürich / Stückeseite
  • Titelfoto: Opernhaus Zürich/ ANDREA CHÉNIER/E. Grimaldi, Y. Lee/Foto: Toni Suter
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Ein Gedanke zu „Zum Saisonabschluss: „Andrea Chénier“ konzertant im Opernhaus Zürich

  1. Ich fand Yonghoon Lee hat diese Partie sensationell gesungen. In der Höhe sicher und ohne Mühe. In Verismo Opern Erachte ich dies als sehr wichtig. Wenn Tenöre müde werden gegen den Schluss der Oper , was ich schon oft erlebt habe. Ein Kompliment für diese Oper wo alle hervorragenden waren!

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