Eine traumhafte „Zauberflöte“ in der Hamburger Kammeroper

Hamburger Kammeroper/Zauberflöte/ Foto@ Dr. Joachim Flügel

Wie aus einem Märchen entnommen, beginnt auch diese Fassung der Zauberflöte in der Hamburger Kammeroper im Alleetheater:

Ein Junge, der „Träumer“ schleicht sich aus dem Bett und legt sich in sein kleines Indianerzelt um mit der Taschenlampe noch etwas im Buch der Zauberflöte zu lesen, schläft darüber ein und träumt einfach die ganze Geschichte, die sich nun auf der kleinen Bühne abspielt. Er nimmt uns Zuschauer mit auf seine aufregende Traumreise rund um die zauberhafte Flöte. (Bericht der Premiere v. 21.2.2020)

 

Die Kulissen mit Pyramiden und heiligen Gängen, Tempeln und Säulen werden immer wieder in magischen Dreierreihen zu sehen sein, ein kleiner Hinweis auf den sehr ersichtlichen Freimaurergedanken Klugheit, Arbeit und Künste darstellend, ebenso die drei Knaben / Damen, welche Tamino und Papageno durch die Prüfungen leiten werden…. mit den Worten „Sei standhaft, duldsam und verschwiegen“ letzteres fällt Papageno zu schwer, er wird die Prüfung zur Aufnahme in den Kreis der Erwählten nicht schaffen! Trotzdem darf er mit seinem Weibchen Papagena glücklich werden!

Hamburger Kammeroper/Zauberflöte/ Foto@ Dr. Joachim Flügel

Regie (Toni Burkhardt), Bühnenbild (Kathrin Kegler) und Kostüme (Lisa Überbacher) verschmolzen mit Liebe zum Detail zu voller Harmonie und liessen den Zuschauer gern mitträumen auf der Reise des Tamino und des Papageno zu deren Liebesglück und Abenteuern. Großartig, was auf der kleinen Bühne den Zuschauern geboten wird!

Bruno Vargas, Bass mit chilenischen Wurzeln präsentierte den Sarastro geheimnisvoll und respekteinflössend mit erhobenem Haupt und volltönender Stimme in den tiefsten Lagen. Seine Arie “ In diesen heil’gen Hallen“ ließ da schon mal eine kleine Gänsehaut aufkommen, es war dabei völlig still im Publikum, alle lauschten ergriffen und als er zum Ende die „Königin der Nacht“ erdolchte und das Licht hervorbrach… das hatte etwas Magisches in der Szene!

Hamburger Kammeroper/Zauberflöte/ Foto@ Dr. Joachim Flügel

Juliet Petrus, ganz in Schwarz und funkelnd im düsteren Bühnenlicht, begeisterte ganz besonders in der großen und schwierigen Arie der Königin der Nacht „Der Hölle Rache…“ und riß das Publikum zu frenetischem Szenenapplaus und „Bravo“- Rufen hin…. Minutenlange Begeisterung für ihre gesangliche Leistung!

Als Tamino glänzte auch der armenische Tenor Gevorg Aperánts in seiner Rolle als verliebter und ein wenig gutgläubiger Prinz, alle geforderten Prüfungen bestehend und sich auch stimmlich bravourös zeigend. Im Duett mit Pamina („Tamino mein, o welch ein Glück„) und natürlich auch im Terzett mit Sarastro und Pamina – eine wunderschöne stimmige Harmonie.

Natascha Dwulecki als Pamina beeindruckte souverän mit ihrem klaren Sopran, ihre deutliche und klare Stimme klang in allen Höhen und Tiefen makellos. 

Anne Elizabeth Sorbara als quietsch-bunte Papagena in Rosa und Lila war eine Augenweide, herrlich anzusehen und anzuhören! Viele Neckereien  um ihren „Spatz“ Papageno und sehr präsent auf der Bühne, sie zeigte mit ihrem Koloratursopran Lebendigkeit mit Charme, wunderbar!

Monostatus – Joshua Spink, im Allee Theater gut bekannt bereits als „Tamino“ in der Vorstellung für Kinder… gab sein Bestes und glänzte als Bösewicht, nur sein charmanter irischer Dialekt im Gesang und Spiel ließ dann doch erkennen, dass er im Grunde eine arme ungeliebte Seele der Dunkelheit war….

Hamburger Kammeroper/Zauberflöte/ Foto@ Dr. Joachim Flügel

Nun fehlt noch der eigentliche Hauptdarsteller, Papageno! Titus Witt ist bekannt als humorvoller, fast dauergebuchter Darsteller und ausgezeichneter Sänger, („Der Vogelfänger bin ich ja…“) der mit seiner Stimme spielen kann! Hier auf der Bühne ein ganz Großer – etwas faul, genußsüchtig und der Liebe nicht verschlossen, zeigte er seine ganze Präsenz und Stimme. Plappernd und zwitschernd umgarnte er sein Weibchen Papagena, die nur zu gern darauf einging: PAPAGENO Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Papagena! PAPAGENA Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Pa-Papageno! Er wird dem Publikum demnächst auch in der tragischen Donizetti-Oper „Lucia di Lammermoor“ hier im Allee Theater als Raimondo wiederbegegnen. 

Die drei Damen / Knaben: Svenja Schicktanz, Iva Krušić und Caitlin Redding ergänzten sich ganz ausgezeichnet im Zusammenspiel – nicht nur stimmlich perfekt aufeinander abgestimmt, jede einzelne Passage -ob Sopran oder Mezzo- war klar und sehr schön verständlich anzuhören. Das ist nicht immer so – hier hat es ausgezeichnet gepasst!

Der kleine Träumer Benjamin Valet soll nicht unerwähnt bleiben, er hat seinen Part zwar ohne Gesang, aber sehr wichtig vorgetragen, für alle Zuschauer seinen Traum nachvollziehbar gemacht. Das Publikum hat es genossen.

Als musikalischer Leiter / Dirigent führte Ettore Prandi seine Musiker fein nuanciert durch Mozarts Partitur, immer vorausschauend und perfekt abgestimmt folgen Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Klavier sowie als Bandaufnahme eingespielt Flöte und Harfe, auf den Punkt genau! Dafür gab es zum Schluß verdienten ausdauernden Applaus!

Im ausverkauften Haus mit großem und sehr langanhaltenden Schlußapplaus wurden alle Künstler und das Orchester sowie auch die Regie und die anwesende Theaterintendanz immer wieder lautstark gefeiert, die Bravo-Rufe wollten kaum enden. Ein voller Erfolg für das Hamburger Allee-Theater!

Die Musiker der ZAUBERFLÖTE:

Oboe: Heidemarie Meyer, Natsuki Ogihara, Volker Kraus

Klarinette: Sonja Jünemann, Michael Wagener

Fagott: Ulrich Augstein, Christian Elsner, Christian Ganzhorn

Horn: César Cabañero Martínez, Björn Glänzer

Klavier: Eva Barta, Henriette Zahn

 

 

Nachwort: Die Hamburger Kammeroper im Allee-Theater bietet auch in dieser laufenden Saison ihren Besucherinnen und Besuchern wieder ein ansprechendes und empfehlenswertes Programm. Über Rossini, Johann Strauss, Mozart – und der gleich mehrfach – bis hin zur noch folgenden Donizetti-Premiere der „Lucia di Lammermoor“ am 8. Mai 2020 (DAS OPERNMAGAZIN wird berichten) ist für die Musikfans vieles dabei. Von uns aus ein großes Kompliment an die Hamburger Kammeroper für ein musikalisch sehr ambitioniertes Angebot, das weit über Hamburg hinaus die Besucherinnen und Besucher anspricht und begeistert. Wir vom OPERNMAGAZIN sind gern zu Gast. (Detlef Obens/Herausgeber DAS OPERNMAGAZIN)  

Teile diesen Beitrag:

Ein Gedanke zu „Eine traumhafte „Zauberflöte“ in der Hamburger Kammeroper

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert