Der Pianist Albert Lau im OPERNMAGAZIN-Portrait

Albert Lau/ Foto @ Jannes Schilling u. Peter Lange

Schon mit 7 Jahren Jahren begann er auf professionelle Weise das Klavierspielen. Sein Talent und sein Wunsch später einmal damit seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können waren groß. Und die asiatische Metropole Hongkong, in der er als Sohn eines Arztes und einer Krankenschwester geboren wurde, war zwar groß, aber für ihn nicht groß genug. Mit 17 Jahren, er hatte gerade seine Hochschulreife absolviert,  packte er zwei Koffer und flog allein in die USA um seine akademische Ausbildung zum Pianisten an einer der renommiertesten US-Musikhochschulen zu absolvieren. Mit dem „Bachelor of Music“ in der Tasche, den er an der Indiana University erreichte, zog es ihn dann weiter nach London um seine Studien weiter zu vertiefen. An der dortigen Royal Academy of Music absolvierte er dann noch seinen „Master of Music“. Heute lebt er in Köln. Hat gerade seine erste vielbeachtete CD herausgebracht und arbeitet weiter zielstrebig und besonnen an seiner weiteren Karriere. DAS OPERNMAGAZIN traf vor wenigen Tagen den Pianisten Albert Lau, der inzwischen Preisträger verschiedener Musikpreise ist und schon bedeutende Erfolge auf vielen internationalen Konzertpodien feiern konnte, zum Gespräch.

 

Auf meine banal klingende Frage, auf die ich aber durchaus die entsprechende Antwort erwartet hatte, wie oft und wie lange ein Pianist seiner internationalen Klasse üben müsse, antwortete mir Albert Lau: „Täglich. Und das 4 bis 6 Stunden„. Als Kind musste er noch außerhalb der elterlichen Wohnung das Klavierspielen lernen und üben, heute hat Lau ein eigenes Klavier in seiner Wohnung stehen. Eines der Marke Steinway & Sons. Jene Klaviere, die er so sehr schätzt. Und noch dazu wurde er 2018 zum „Young Steinway Artist“ ernannt. Obgleich die Geschichte hinter diese Ernennung und dem Kauf des Pianos auch viel über den jungen Künstler erzählt:

Auf der Suche nach einem für ihn passenden Klavier besuchte er auch die Kölner Niederlassung von Steinway & Sons und sah sich im Verkaufsraum nach einem für ihn passenden Instrument um. Auf seine Frage an eine der Verkaufsberaterinnen, ob er eines der Pianos mal spielen dürfe, stimmte diese zu und hatte wohl nicht erwartet, was dann folgte. Albert Lau hatte einige Zeit zuvor, wie er es hin und wieder gern macht, ein gängiges Musikstück für sich in eine Klavierfassung (sog. Transkriptionen) umgeschrieben. In diesem Fall war es der Hildegard Knef-Klassiker „Für mich solls rote Rosen regnen„.

Albert Lau/ Foto @ Marvin Hillebrand

Er begann zu spielen. Lau setzt dieses Stück auch immer gern als Zugabe für seine Konzerte ein und begeistert mit diesem ausdrucksstarken Lied seine Zuhörer stets aufs Neue. Dieser Knef-Song erreicht immer die Herzen der Menschen. Und das tat er auch bei Steinway & Sons in Köln. Die Geschäftsführerin Birgit Gremmelspacher hörte Albert Lau spielen und kam sichtlich gerührt und überrascht aus ihrem Büro um nachzusehen wer da musizierte. Sie war es dann letztlich auch, die ihn in ihrem Unternehmen als „Young Steinway Artist“ vorschlug.

In unserem Gespräch sagte mir Albert Lau auf die Frage, warum gerade dieser „Rote-Rosen-Song“, dass diese Musik so sehr zu ihm passt und das er sie sofort  in den Fingern hatte, und es sich für ihn anfühlt, wie eigens für ihn maßgeschneiderte Handschuhe. Ein schönes und gut beschreibendes Bild, wie ich finde.

(Video aus dem YouTube-Channel von Albert Lau)

Bei unserem Gespräch, bei dem wir natürlich auch über seine bisherigen Erfolge und Karrierestationen im einzelnen sprachen, waren es auch immer wieder die Geschichten hinter den Erlebnissen des jungen Pianisten aus Hongkong, die ihn vielleicht auch ein wenig mehr beschreiben, als es die reinen Fakten tun würden. Wie auch die folgende:

Im Herbst stellte Albert Lau seine erste eigene CD vor. Klavierwerke von Clara Schumann und Fanny Hensel hatte er sich für sein Solo-Debütalbum mit dem Namen „Unveiled„, was übersetzt so viel wie unverhüllt oder enthüllt bedeutet, ausgesucht. Die Präsentation dieser CD fand im alt-ehrwürdigen Hamburger Atlantic-Hotel statt. Es wurde ein voller Erfolg.  (DAS OPERNMAGAZIN berichtete).

Cover/ CD-Unveiled/ Albert Lau

Im Vorfeld wurde ein geeigneter Raum für die CD-Vorstellung ausgesucht. Es sollte eine Räumlichkeit sein, die über genügend Platz für die anwesenden Gäste verfügt und deren Ambiente zu diesem Ereignis passen sollte. Eben einer jenen vornehmen Ballsäle, über die ein Hotel mit dieser besonderen Geschichte verfügt. Was Albert da noch nicht wusste war, dass gut 100 Jahre vor ihm an gleicher Stelle ein damals noch relativ unbekannter Pianist ebenfalls dort auf seine Weise debütierte. Ein Pianist der für die russisch-jüdische Gesellschaft in Hamburg spielte, dort auch ein Begriff war, aber darüberhinaus noch ziemlich unbekannt. Es war Vladimir Horowitz (1903-1989) der dort auf ganz besondere Weise entdeckt wurde und der vom Ballsaal des Atlantic Hotel direkt, fast stehenden Fußes, für das Tschaikowsky-Klavierkonzert mit den Hamburger Philharmonikern engagiert wurde. Die vorgesehene Pianistin erlitt kurz vor dem Konzert einen Ohnmachtsanfall und der Manager der Hamburger Philharmoniker war in größter Not. Da fiel ihm Horowitz ein, den er kurz zuvor im Atlantic Hotel gehört hatte. Er sprach ihn an, Horowitz stimmte kurzentschlossen zu. Ohne Probe wagte er das unmöglich Scheinende und triumphierte! Was dann folgte ist die Geschichte einer Musikerlegende. Wer mehr darüber wissen möchte: Die ganze Geschichte zu dem Horowitz-Debüt gibt es in dem Buch „Steinway & Sons: Eine Familiengeschichte um Macht und Musik“ von Richard Lieberman. 

Sicher nicht das schlechteste Omen für Albert Lau, an diesem Ort seine Debüt-CD vorgestellt zu haben. Und dass dies gerade in Hamburg stattfand, gefiel Albert Lau auch aus einem anderen Grunde besonders: „Hamburg ist von Wasser umgeben. Wie meine Heimatstadt Hongkong„. Da klingt ein wenig Wehmut in seinen Worten mit.

Aber was Albert auch so authentisch macht, ist seine fast bescheiden zu nennende Art über seine Kunst und seine bisherigen Erfolge zu sprechen. Und blickt man auf diese, sind die für einen 30-jährigen Musiker sehr beachtlich: Auftritte in Paris, in London, dort u.a. in St. Martin-in-the-Fields, Konzerte mit dem Hong Kong Philharmonic Orchester, Seattle und Bloomington in den USA,  in Genua, Bonn und Köln. Gerade ist er in Israel und gibt dort ein Konzert und danach stehen wieder London und dann Berlin mit einem Konzert bei der Mendelssohn-Gesellschaft am 18. November, auf seinem Konzertplan.

Albert Lau / Foto @ Jannes Schilling

Sein umfangreiches Repertoire umfasst, u.a., Werke von Schumann und Clara Schumann, Beethoven, Mozskowski, Chopin, Rachmaninoff, Fanny Hensel, dem chinesischen Komponisten Tan Dun, aber auch die von ihm so geliebten Werke französischer Meister wie Ravel, Debussy, Poulenc, Fauré oder auch Bizet.

Die Karriere und auch das Repertoire soll nach den Vorstellungen des Pianisten Lau suk­zes­si­ve weitergeführt und ausgeweitet werden. Dazu gehört auch seine Zusammenarbeit mit dem Kammerensemble Konsonanz, einem Bremer Streichensemble mit Musikern aus 17 Nationen. Mit ihnen zusammen wird es 2020 gemeinsame musikalische Projekte geben, auf die sich Albert Lau bereits sehr freut und auch gern hinweist. Geplant sind Auftritte unter anderem in Bremen, Hamburg, Magdeburg und Köln.

Auf meine Frage „warum Köln als Wohnort“?, antwortete der Weltbürger Albert mir, dass er die Stadt und die Menschen dort sehr mag. Er lebt in dieser als tolerant und offen bekannten Millionenstadt seit nunmehr drei Jahren und reist von dort aus beruflich um die Welt. Dabei kommt ihm auch sein ausgeprägtes Sprachtalent zugute. Neben seiner Muttersprache Kantonesisch spricht er außerdem deutsch, englisch und französisch perfekt und weil ihm das offensichtlich so viel Freude bereitet, lernt er gerade aktuell noch japanisch dazu. Wichtig zu erwähnen ist ihm auch, dass sein „Ziel Deutschland“ auch sehr viel damit zu tun hatte, weil es hier eine Klassikszene von Weltgeltung gibt, die für ihn, als international tätigem Musiker, von besonderer Bedeutung ist. 

Albert Lau, der von sich selbst erklärt, „unheimlich nervös vor einem Auftritt zu sein„, ist ein ungemein ruhiger, aber auch herzlich wirkender Gesprächspartner, der aber, wenn es um seine Musik und seine Pianistentätigkeit geht, präzise und feste Vorstellungen von dem hat, was seine Ziele und Pläne anbelangt. Ein junger Künstler, mit mehr als nur einem großen Talent ausgestattet, dem die Klassikwelt offen steht.  Seine CD ist dafür nicht nur ein Fingerzeig. Selbstverständlich wird da viel mehr folgen und DAS OPERNMAGAZIN wird dies ganz sicher im Auge behalten.

Apropos Opernmagazin! Wie hält es Albert Lau eigentlich mit der Oper, wollte ich wissen. „Ich bin ein großer Opernfan„, erzählt er mir, „Ich liebe die Oper und wenn ich die Zeit habe, besuche ich auch gern die Oper in Köln. Ganz besonders liebe ich die Opern von Puccini  und Mozart. Und besonders Alban Bergs WOZZECK.“ 

Albert Lau / Foto @ Marvin Hillebrand

Begonnen hat der Artikel über Albert Lau mit einer kleinen Geschichte. So soll er auch enden. Frei nach dem Motto „Man(n) müsste Klavier spielen können!„.

Weihnachten vor drei Jahren besuchte Albert mit Freunden ein vornehmes Schlosshotel im Bergischen Land um dort Kaffee und Kuchen zu geniessen. Das Restaurant war sehr gut besucht, es war der zweite Weihnachtstag, demzufolge waren viele Menschen unterwegs. Inmitten des Saales stand ein verlassen wirkender Flügel. Natürlich zog er die Aufmerksamkeit vom Pianisten Albert augenblicklich auf sich. Kurzerhand wurde der Kellner gefragt, ob Albert Lau einmal darauf spielen dürfe. Dieser blickte erst skeptisch zu Albert und gestattete dann ein Stück – sofern er es denn könne. Und Albert konnte! Erst nach vier Stücken durfte er unter großem Applaus den Flügel verlassen und an seinen Tisch zurück gehen

Detlef Obens u. Albert Lau/OKT 2019

Ich wünsche Albert Lau viel Glück und Erfolg bei seiner weiteren Karriere und das sich seine Wünsche erfüllen mögen. Und ich danke ihm für ein sehr angenehmes Gespräch, welches ich mit ihm im privaten Rahmen führen durfte.

 

 

  • Detlef Obens / DAS OPERNMAGAZIN-©11-2019

 

 

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