Albert Lau gibt erfolgreiches Konzert „Piano gegen Rechts“ in Köln

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Piano Gegen Rechts“ – erfolgreiches Konzert des jungen Pianisten Albert Lau mit romantischer Klaviermusik in der Basilika St. Ursula in Köln am 28.1.2020

Die große romanische Basilika St. Ursula in Köln ist voll besetzt, vor dem Altar steht ein großer Steinway-Flügel. Einige Männer tragen in der Kirche Hüte, es sind jüdische Mitglieder der kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die dieses Konzert veranstaltet.

 

Der junge in Hongkong geborene und aufgewachsene Konzertpianist Albert Lau, der in den USA und in London studiert hat und seit drei Jahren in Köln lebt und von dort aus international gastiert, gibt dort ein Konzert mit Werken von Fanny Hensel, Clara Schumann, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann. Konzertverpflichtungen in Deutschland, Italien, Großbritannien, Belgien und Japan stehen im Jahr 2020 auf Albert Laus Programm. In Köln lebt er auch deshalb, weil es in Deutschland ein umfangreiches Konzertleben gibt und weil er sich als in Hongkong geborener Chinese hier sehr gut aufgenommen fühlt. Man kann sagen, dass Lau am Anfang einer vielversprechenden solistischen Karriere steht. Ihm liegt der Einsatz gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus besonders am Herzen.

Cover/ CD-Unveiled/ Albert Lau

Fanny Hensel, ältere Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy, war es als Frau von ihrem Vater verwehrt worden, ihre Kompositionen zu veröffentlichen. Auch Clara Schumann war lange als Komponistin vergessen. Lau hat daher im Herbst 2019 ein Album mit vier CDs, „Unveiled“ veröffentlicht, in dem er die wundervollen romantischen Klavierwerke dieser beiden Frauen kongenial eingespielt hat. Aus diesem Album spielt er von Clara Schumann ein Notturno und Variationen über ein Thema von Robert Schumann, von Fanny Hensel vier „Lieder für Pianoforte“, die er wie Tagebucheintragungen interpretiert. Da sie nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren, seien die Tempoanweisungen ziemlich vage.

Den Vergleich mit Felix Mendelssohn-Bartholdy, ihrem jüngeren Bruder, von dem Lau zwei „Lieder ohne Worte“ spielt, muss Fanny Hensel nicht scheuen. Romantische Klaviermusik wird hier mit großem Gefühl virtuos interpretiert. Nicht zu fassen, dass Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy in der NS-Zeit nicht aufgeführt werden durfte, weil er konvertierter Jude war! Mit Robert Schumann, dessen Clara gewidmetete hochvirtuose Klaviersonate Nr. 1 in fis-Moll das Konzert abschließt, spannt sich der Bogen.

Das Publikum applaudiert begeistert, als Zugabe gibt Lau den Walzer in e-Moll von Chopin und beweist damit seine Vielseitigkeit. Der Beifall will immer noch nicht enden, da erklingt die „Träumerei“ von Robert Schumann, die jeder kennt.

Hannelore Bartscherer, stellvertretende Vorsitzende der kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, weist in ihren einleitenden Worten auf verstörende Straftaten wie den Anschlag in Halle, den Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke und den Anschlag auf das Büro eines farbigen Bundestagsabgeordneten hin, die die erschreckende Aktualität antisemitischer und rassistischer Gewalt belegen. Dem könne man nur mit rechtsstaatlichen Mitteln, unter anderem in der Form politischer Bildungsarbeit begegnen. Albert Lau habe von sich aus angeboten, das Konzert als Benefizkonzert zu geben, die Firma Steinway, deren „Young Steinway Artist“ er ist, stellte den Flügel, die Kirchengemeinde den Konzertraum, die Organisation wurde ehrenamtlich geleistet und Flyer und Eintrittskarten von der Firma Lithowerk gespendet. Der Erlös wird von der Bethe-Stiftung verdoppelt, die soziale Zwecke unterstützt.

Nach der Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten Steinmeier und einem Hauskonzert in Israel sei ihm klar geworden, dass jeder etwas gegen Antisemitismus unternehmen müsse, so Albert Lau. Er habe von der kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gehört und angeboten, mit seinen Mitteln zur Finanzierung der Bildungsprojekte für Toleranz „Rote Karte gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus“ beizutragen. Er finde es äußerst wichtig, dass jeder Bürger sofort reagiert, wenn er Antisemitismus oder Rassismus wahrnimmt.

Damit folgt er dem Vorbild des Pianisten Igor Levit, der seine Konzerte zu politischen Stellungnahmen nutzt indem er vor Beginn zum Publikum spricht.

Albert Lau glaubt an die universelle Sprache der Musik, die schon im 19. Jahrhundert Christen und Juden verbunden hat. Das Programm des Abends stellt die Kompositionen von Frauen und Männern, von Juden und Christen gleichwertig dar, wobei ihm vermutlich Fanny Hensel am meisten am Herzen liegt, da sie besonders „modern“ für ihre Zeit komponiert habe, weil ihre Werke nicht für die Veröffentlichung bestimmt waren.

Albert Lau/ Foto @ Jannes Schilling

Natürlich hat Lau bei anderen Gelegenheiten auch Beethoven gespielt. Er schreibt auf meine Fragen per Mail:

Beethovens Musik hat mich von ganz Anfang an begleitet. Die ‚Mondschein-Sonate‘ (1. Satz!) und ‚Für Elise‘ waren die ersten klassischen Stücke die ich überhaupt gespielt habe.“

Und zu „Fidelio“:

Fidelio‘ war eine der ersten Opern die ich damals in 2004 in Hongkong als Jugendlicher gesehen habe. Die Komische Oper Berlin war damals auf Tournee in Hongkong im Rahmen des Hongkong Arts Festival. Dieses Erlebnis ist bei mir sehr hängen geblieben. Ich war ganz fasziniert. Die Inszenierung war minimalistisch, aber sehr kreativ. Bis dahin dachte ich, alle klassischen Opern werden mit Kostümen aus dem 18. und 19. Jahrhundert aufgeführt. Bei dieser Inszenierung sangen die Sänger in zeitgemäßen Kostümen. Das war für mich damals ein neues Erlebnis. Die Themen – Heldentum, Freiheit und Gerechtigkeit sind in unserer Zeit immer noch sehr relevant. Diese Ideale sind zeitlos. Gerade jetzt erlebe ich in meiner Heimat HongKong was es bedeutet wenn einem diese demokratischen Rechte Stück für Stück genommen werden.

Und zum Thema: „Wie empfinden Sie Beethoven?“

Als Zuhörer hört man den Kampf bei seiner Musik. Aber als Interpret hat man noch mehr Resonanz – man spürt physisch den Kampf beim Spielen (durch extreme Dynamikwechsel, rasante Modulationen usw.). Durch seine Musik drückt er aus, dass er an individuelle Freiheit glaubte. Als Kind fand ich manche Werke von Beethoven schwer zu verstehen weil sie sehr „anders“ waren. Als ich älter wurde, fing ich an, seine Musik aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen. Seine Musik ist nicht ‚hübsch‘ und ‚angenehm‘, sondern revolutionär, und er hat immer versucht, Konventionen aufzubrechen. Je älter ich werde, umso mehr kann ich diesen Kampf in seiner Musik spüren und verstehen.“

Und auf die Frage, was er schon einmal gespielt hat, und was er gerne spielen würde:

Vor zwei Jahren habe ich ein Benefizkonzert im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses gespielt. An dem Abend habe ich unter anderem seine ‚Waldstein-Sonate‘ aufgeführt. Das war ein Erlebnis welches ich nie in meinem Leben vergessen werde. Ich habe einige Werke von Beethoven studiert und gespielt, wie zum Beispiel die Klaviersonaten ‚Les Adieux‘, ‚Pathétique“, die Violinsonate ‚Frühling‘, das Klaviertrio in c-Moll, und ich kenne die Klavierkonzerte sehr gut. Ich würde gerne die Klavierkonzerte und auch seine Kammermusikwerke spielen. Auch die Sinfonien würde ich gerne vielleicht zu vier Händen spielen!

Hoffen wir, dass wir Albert Lau demnächst wieder in Konzerten in Deutschland erleben können!

 

 

 

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