„Siegfried“ am Opernhaus Zürich – Premierenbericht

Opernhaus Zürich/SIEGFRIED/Foto @ Monika Rittershaus

Mit dem zweiten Tag des Bühnenfestspiels “Der Ring des Nibelungen” konnte das Opernhaus Zürich mit “Siegfried” einen weiteren Erfolg verbuchen. Auch für diese Aufführung blieb der Hausherr und Regisseur Andreas Homoki seinem Inszenierungsstil treu. Er hat die Handlung eher minimalistisch ausgestattet und mit einer großartigen Lichtregie und gespickt mit raffinierten Details belebt. Text und Handlung stehen miteinander in Einklang, ohne dass sich das Publikum mit abgehobenen Phantasien eines Regisseurs auseinanderzusetzen braucht, wie das heutzutage leider all zu oft der Fall ist.  (Rezension der Premiere v. 5. März 2023)

 

 

Anders als im „Rheingold“ und der „Walküre“, sind bei „Siegfried“ die Bühnenwände dunkel gehalten, wodurch die düstere Stimmung der Szenen zwischen Mime und Siegfried, sowie mit Alberich besonders deutlich hervorgehoben werden. Die Personenführung von Homoki zeigt durch kleine Gesten immer mal wieder auch die komische Seite dieser Handlung auf. Nicht umsonst wird „Siegfried“ auch als das Scherzo in Wagners Ring bezeichnet. Trotz der Länge des Werkes kommt bei dieser Inszenierung keine Langeweile auf. Konzentriert man sich auf den Text und das Geschehen, erlebt man zuweilen an ein Kammerspiel erinnernde Szenen. Wenn ein gigantischer Drache auftaucht und schließlich besiegt, aber immer noch schwer atmend auf der Bühne liegt, entstehen eindrückliche Bilder. An dieser Stelle geht ein besonderes Lob an die Requisite. Die Ausstattung stammt von Christian Schmidt und die Lichtgestaltung lag in der Hand von Franck Evin.

Opernhaus Zürich/SIEGFRIED/Foto @ Monika Rittershaus

Viel erfreuliches gibt es auch von der musikalischen Seite zu berichten.

Allen voran das Rollendebüt von Klaus Florian Vogt, welcher an diesem Abend zum ersten Mal in seiner Karriere den Siegfried sang. Mit ihm erlebte man einen kämpferischen jungen Mann, welcher dennoch seine Gefühle immer wieder durchscheinen lässt und am Ende bei seiner Begegnung mit Brünnhilde seinen Emotionen freien Lauf lässt. Beeindruckend, mit wie vielen Nuancen er diese Riesenpartie bewältigt und mit strahlenden bis zu feinsten Tönen alle Facetten auszuleuchten versteht. Dazu kommt eine perfekte Textverständlichkeit. Ein geglücktes Debüt.

Ein weiteres Rollendebüt gab Camilla Nylund als Brünnhilde. Mit herrlich geführter Stimme meisterte sie jede Gefühlsregung dieser Partie und begeisterte mit strahlenden Höhen. Man darf sich auf die weiteren Auftritte dieser vielseitigen Sängerin freuen.

Die Partie des Mime wurde Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, einem der ganz großen Interpreten dieser Rolle, anvertraut. Mit ihm erlebt man einen Sänger/Schauspieler in seiner Paraderolle. Von hinterhältigen bis hinzu gefühlvollen Momenten, alles lässt er den Zuschauer mitfühlen. Mit sicherer Stimme und perfekter Diktion bot er ein großartiges Rollenportrait. Der erste Akt mit Siegfried und Mime wurde somit zu einem der Höhepunkte dieses Abends. Mit starkem Bassbariton überzeugt Christopher Purves in der düsteren Rolle des Alberich.

Tomasz Konieczny besticht in der Partie des Wanderers mit enormen Ressourcen. Selbst bei kräftigsten Klangwogen überstrahlt er das Orchester mit seiner grossen Stimme. Sei es im zweiten Akt mit Alberich, oder im dritten Akt mit Erda, stets ist man in seinem Bann.

Mit sonorer Bassstimme erlebt man David Leigh, wie er besiegt dem Riesenwurm entsteigt, sich als Fafner zu erkennen gibt und Siegfried Mimes Mordplan enthüllt. Reizend gelöst ist die Partie des Waldvogels. Er weist Siegfried den Weg und umsorgt ihn unter seinen großen Flügeln. Rebeca Olvera sang mit verlockender Stimme und verlieh mit ihrem tänzerischen Spiel dieser Partie eine starke Wirkung. Die Urmutter Erda wurde mit dunkler Mezzostimme von Anna Danik gesungen. Dominique Misteli spielte den Bären, welcher im ersten Akt mit Siegfried auftritt und Marius Kob flösst dem Drachen Leben ein.

Opernhaus Zürich/SIEGFRIED/Foto @ Monika Rittershaus

Ein paar Tage vor der Premiere wurde Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda für die Leitung der beiden ersten Werke des Zürcher Rings als Dirigent des Jahres ausgezeichnet. Dass ihm diese Anerkennung zurecht zuerkannt wurde, bewiesen er und die Philharmonia Zürich an diesem Abend erneut. Was hier an Klangwogen und mitreissenden Tempi erklang, war berauschend. Filigran wurden auch die Feinheiten dieser herrlichen Musik herausgearbeitet. Ein große Leistung.

Das Publikum spendete bereits jeweils nach Aktschluss viele Bravos und ließ am Ende seiner Begeisterung für diese gelungene Aufführung freien Lauf. Mit großer Vorfreude erwartet man nun den letzten Teil dieses Zyklus, welcher in der kommenden Saison den Ring vervollständigen wird.

Für die Aufführungen von Siegfried sind keine Karten mehr erhältlich. Ein Grund mehr, für die kommende Saison rechtzeitig zu disponieren. Der Spielplan für die Saison 23/24 wird in kürze veröffentlicht.

 

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