Hamburg Ballett: John Neumeiers „Ein Sommernachtstraum“ – ein Fest für die Sinne!

Hamburg Ballett/Ein Sommernachtstraum/Alina Cojocaru, Ensemble / Foto © Kiran West

Es ist eines von John Neumeiers erfolgreichsten Balletten überhaupt. In Abgrenzung zu romantisch-idealisierenden Deutungen versteht er die Traumszenen des Dramas als Ausdrucksmittel, um handfeste menschliche Probleme mit unverblümter Direktheit anzusprechen. Sein Sommernachtstraum entfaltet ein Thema, das bis heute nichts von seiner Relevanz verloren hat: Das Mysterium der menschlichen Liebe in ihren tausend rührenden, erotischen sowie höchst komischen Varianten“ (John Neumeier). (Besuchte Vorstellung v. 8.9.2019)

 

Neumeiers Tanzfassung des Shakespeare-Stückes über die Irrungen und Wirrungen der Liebe hat über drei Jahrzehnte nach seiner Uraufführung nichts an Frische verloren. Mit seiner Auswahl der Musik, die von Mendelssohn Bartholdy über György Ligeti zu traditioneller Drehorgelmusik reicht, zeigt John Neumeier seine dramaturgische Sensibilität, indem er drei unterschiedliche Musikstile in seine choreografische Erzählung einbindet. 

 

Ein Sommernachtstraum
Ballett von John Neumeier nach William Shakespeare/
Musik Felix Mendelssohn Bartholdy, György Ligeti und traditionelle Drehorgelmusik 

 

HANDLUNG:

Hamburg Ballett/Ein Sommernachtstraum/Marc Jubete, Ensemble/ Foto © Kiran West

Am Vorabend der Hochzeit von Hippolyta und Theseus, Herzog von Athen, sind die letzten Vorbereitungen im Gange. Hippolytas Freundinnen Helena und Hermia helfen ihr bei der Fertigstellung des Brautkleides. Philostrat, Aufseher der Lustbarkeiten am Hofe des Theseus, überwacht alles.
Der Schatzmeister überreicht Hippolyta den Hochzeitsschmuck. Er wird begleitet von dem Offizier Demetrius, dem ehemaligen Verlobten von Helena, der jetzt vergeblich um Hermia wirbt. Helena aber liebt Demetrius immer noch. Der Gärtner Lysander bringt einige Proben der Hochzeitsblumen. Er ist ebenfalls in Hermia verliebt, wie sie auch in ihn. Heimlich gibt Lysander Hermia einen Brief, in dem er um ein Rendezvous im Wald bittet, und einen Zweig des Olivenbaums, unter dem sie sich treffen sollen. Die eifersüchtige Helena findet den Brief und zeigt ihn Demetrius. Theseus besucht Hippolyta. Er schenkt ihr eine Rose, flirtet aber gleichzeitig mit den schönen Hofdamen. Hippolyta bemerkt alles und zweifelt an ihrer Liebe zu dem für sie erwählten Ehemann Theseus.
Eine Gruppe von Handwerkern, angeführt von dem Weber Zettel, tritt ein und bittet um die Genehmigung, das Stück »Pyramus und Thisbe« bei dem Hochzeitsfest aufführen zu dürfen. Allein gelassen findet Hippolyta Lysanders Liebesbrief an Hermia. Nachdenklich schläft sie ein. Sie träumt…

1. AKT

Nacht – Im Wald Die Feenwelt

Titania, Königin der Feen, streitet sich mit dem Elfenkönig Oberon. Im Zorn gibt Oberon seinem vertrauten Elf Puck eine Blume, die eine Zauberwirkung hat: Wenn man sie über den Augen eines Schlafenden schüttelt, verliebt sich dieser in den ersten, den er beim Aufwachen sieht. Im Auftrag von Oberon soll Puck Titania einen Schabernack spielen.
Glücklich treffen sich Lysander und Hermia im Wald. Demetrius sucht Hermia. Helena folgt Demetrius. Oberon beobachtet sie alle.
Aus Mitleid mit Helena fordert Oberon Puck auf, die Liebesblume auf Demetrius zu verwenden, damit er sich wieder in Helena verlieben kann. 

Hamburg Berlin /Ein Sommernachtstraum/Matias Oberlin, Madoka Sugai/Foto © Kiran West

Lysander und Hermia haben sich im Wald verloren. Sie schlafen getrennt voneinander ein. Aus Versehen hält Puck die Liebesblume über Lysander. Lysander wird zufällig von Helena aufgeweckt. Sogleich verliebt er sich leidenschaftlich in sie. Verwirrt läuft Helena vor ihm davon. Hermia wacht auf und sucht Lysander.
Zettel und seine Kameraden suchen einen Platz im Wald, um ihr Stück zu probieren. Die Rollen werden verteilt, und Zettel leitet die Probe. Puck schaut ihnen belustigt zu. Aus Spaß verwandelt er den Kopf Zettels in den eines Esels. Die anderen Handwerker schrecken vor ihm zurück. Titania und ihr Gefolge schlafen ein. Puck verwendet nun die Liebesblume auf Titania. Von Zettel mit dem Eselskopf zufällig aufgeweckt, verliebt sie sich leidenschaftlich in ihn. Während Oberon Demetrius beobachtet, der immer noch in Hermia verliebt ist, erkennt er Pucks Fehler. Um diesen Fehler zu korrigieren, verwendet Puck die Blume nochmals, jetzt tatsächlich auf Demetrius. Helena stolpert über den Schlafenden und weckt ihn auf. Er verliebt sich auch in sie.
Oberon erkennt die totale Verwirrung und befiehlt Puck, alles wieder in Ordnung zu bringen. Puck arrangiert die schlafenden Liebhaber nebeneinander und verwendet nochmals die Liebesblume.

2. AKT

Morgendämmerung in Wald

Helena, Hermia, Lysander und Demetrius wachen auf und finden zueinander. Die Handwerker finden Zettel, von seinem Eselskopf befreit.

Hippolytas Zimmer

Die noch auf ihrem Sofa träumende Hippolyta wird von Theseus beobachtet. Zärtlich weckt er sie auf. Beide erkennen, dass sie sich verliebt haben. Die anderen Liebespaare treten ein und bitten darum, auch gleich heiraten zu dürfen. Theseus gibt ihnen seinen Segen.

Festsaal im Schloss von Theseus

Hamburg Ballett/Ein Sommernachtstraum/Marc Jubete, Borja Bermudez, Ensemble/Foto © Kiran West

Das Hochzeitsfest wird gefeiert. Die Handwerker führen ihr Stück „Pyramus und Thisbe“ auf. Nachdem die Hochzeitsgäste sich entfernt haben, gestehen Hippolyta und Theseus einander ihre Liebe. – (Hippolyta/Titania) – Alina Cojocaru und (Theseus/Oberon) – Christopher Evans – finden endlich in wundervoller Harmonie zueinander, nachdem beide in Doppelrollen glänzten. Ausdrucksstark und elegant füllen sie ihre Rollen aus und bieten dem Zuschauerauge pure Tanzharmonie. Es ist eine Freude, ihnen zuzuschauen!

Die schwerelosen, fast luftigen hohen Sprünge bieten eine besondere Art der Technik von Alina Cojocaru, der wunderbaren Tänzerin aus Rumänien, ebenso Christopher Evans, der männliche Kraft ebenso mit zarten, fast liebevollen Paartänzen vereint – zusammen ergibt dies ein harmonisches Zusammenspiel, auch in den zerrissensten Szenen einer verirrten Liebe.

(Helena) – Leslie Heylmann,  (Demetrius) – Alexandre Riabko (Hermia) – Madoka Sugai, (Lysander) – Jacopo Bellussi, perfekter Tanz, ausdrucksstarke Präsenz auch bei diesen Darstellern – die Geschichte lebt von ihnen, die beiden Paare verbinden gelebte Gefühle mit Irrungen und Wirrungen der Liebe zu einem Hochzeitshöhepunkt!

Leslie Heylmann, vorher auf der Dresdner Bühne und Alexandre Riabko, der privat eher ruhig und zurückhaltend sein soll… zeigten im Zusammenspiel viel Präsenz. Ebenso Madoka Sugai, die zierliche Japanerin und der Italiener Jacopo Bellussi, alle vier Solisten des Staatsballett und ausgezeichnet in ihren Rollen besetzt. Harmonische Zusammenarbeit auf der Bühne zu einer absolut stimmig gezeigten Geschichte.

(Zettel/Pyramus) – Marc Jubete und (Flaut/Thisbe) – Borja Bermudez

Ein besonderes Schmankerl bieten die „Handwerker“ mit der Drehorgel im Spiel. Fröhlich, frech und mit lustigen Klängen zeigen sie ihr Können und üben für die Hochzeit ein kleines Theaterstück ein, mit viel Humor wird es aufgeführt, das Publikum ist begeistert und zeigt es auch durch lautes Lachen und Szenenbeifall. Sehr gelungen durch alle Darsteller der kleinen Truppe mit flotter Musikuntermalung der Drehorgel, man meint sich an das alte Berlin erinnert in den 20er Jahren und die Zuschauer gingen gern mit…

Hamburg Ballett/Ein Sommernachtstraum/Alexandr Trusch/Foto © Kiran West

(Philostrat/Puck) – Alexandr Trusch

Alexandr Trush ist ein ukrainischer Solotänzer des Hamburger Balletts und lebt seine Berufung! Man sieht ihm die Freude am Tanz in jeder Szene an, er geht im Thema voll auf und zeigt sich hoch-elegant dabei. Ein wunderbares Talent auf der Bühne!

Das Philharmonisches Staatsorchester um Markus Lehtinen und die Hamburger Ballettschule sowie alle Künstler und natürlich Bühnenbild und Kostüme von Jürgen Rose ganz wunderbar gestaltet zeigten ein von John Neumeier geschaffenes Bühnenwerk zu Ehren des großen und unvergessenen August Everding.

Es war ein Fest für alle Sinne mit herrlichem Tanz und großer Musik von Mendelssohn Bartholdy, György Ligeti sowie einer einfachen Drehorgel, die soviel Freude bereitete… Danke dafür!

 

Choreografie und Inszenierung John Neumeier

Bühnenbild und Kostüme Jürgen Rose

Musikalische Leitung Markus Lehtinen

Philharmonisches Staatsorchester

Solisten und Ensemble des Hamburg Ballett

Besetzung

Hippolyta/Titania – Alina Cojocaru

Theseus/Oberon – Christopher Evans

Helena – Leslie Heylmann

Demetrius – Alexandre Riabko

Hermia – Madoka Sugai

Lysander – Jacopo Bellussi

Philostrat/Puck – Alexandr Trusch

Zettel/Pyramus – Marc Jubete

Flaut/Thisbe – Borja Bermudez

 

  • Rezension von Marion Nevoigt / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Hamburg Ballett – Stückeseite
  • Titelfoto: Hamburg Ballett/ Ein Sommernachtstraum/Ensemble/ Foto © Kiran West
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