Im Tanzmeistersaal des Salzburger Mozart-Wohnhauses am 29. Januar 2024 hatte ich die Freude, Wolfgang Amadeus Mozarts eigenes Klavier in Verbindung mit einer fesselnden Lesung aus Briefen von Augenzeugen Mozarts und Musikern, mit denen er zusammenarbeitete. Im Mittelpunkt der Lesungen stand die Begegnung Mozarts mit Antonio Salieri und der Sopranistin Nancy Storace, die unter anderem als erste Susanna in »Le nozze di Figaro« in Erinnerung geblieben ist.
Auf dem Programm stand die Ouvertüre aus Salieris »Palmira, regina di Persia«, einem zweiaktigen Dramma eroicomico mit einem Libretto von Giovanni De Gamerra, das am 14. Oktober 1795 im Wiener Kärntnertortheater uraufgeführt wurde. Mozarts Variationen G-Dur, KV 180, über die Arie „Mio care Adone“ aus Salieris Oper »La fiera di Venezia« entstand in Salzburg nicht später als 1774. Die Arie der Ofelia „La ra la ra, che filosofo buffon“ stammt aus Salieris Oper »La grotta di Trofonio« nach einem Libretto von Giovanni Battista Casti, die am 12. Oktober 1785 im Burgtheater in Wien zur Uraufführung kam. Joseph Sardis Variationen über das Thema „La ra la ra“ von Salieri war eine Gelegenheit, sich auf den Klang von Mozarts Klavier zu konzentrieren. Es war faszinierend zu hören, wie die Orchesterbegleitung zu Susannas Arie „Deh vieni, non tardar“ aus »Le nozze di Figaro«, KV 492, auf diesem Klavier vorgetragen wurde. „Per la ricuperata salute di Ofelia“ (1785) wurde von Salieri, Mozart und „Cornetti“ (vermutlich Alessandro Cornet) zu einem Text von Lorenzo da Ponte anlässlich der Genesung von Nancy Storace, die monatelang wegen eines Stimmversagens ausfiel, komponiert. Die Veranstaltung wurde mit Mozarts Rezitativ und Arie (Rondo) für Sopran und obligates Klavier „Ch’io mi scordi di te?“ – „Non temer, amato bene“, KV 505, die Mozart für Storace schrieb, abgeschlossen.
Mit ihrer strahlenden Sopranstimme hat Tamara Ivaniš weniger bekannten Werken von Salieri neues Leben eingehaucht. Ihre Interpretation und ihr Humor, vor allem in Salieris „La ra la ra, che filosofo buffon“, weckten das Interesse, mehr von der Musik dieses viel geschmähten Komponisten zu hören. Ebenso wie ihre Darbietung der Rolle der Tamiri in Mozarts Serenata, »Il re pastore«, die ich im Oktober 2022 im Mozarteum gesehen habe, brachte Ivaniš eine gewisse Leidenschaft in Susannas Arie „Deh vieni, non tardar“ aus »Le nozze di Figaro« und in der Scena „Ch’io mi scordi di te?“.
Carlos Goikoetxea spielte Mozarts „Walter“-Flügel nicht nur als Begleiter von Ivaniš, sondern auch in Klaviervariationen von Joseph Sardi und in einem Klavierauszug der Ouvertüre zur Oper »Palmira, regina di Persia« von Salieri. Goikoetxeas Spiel ließ die ganze Bandbreite der Klangfarben dieses einzigartigen Instruments erahnen. Mozart erwarb den Flügel, der von Anton Walter gebaut wurde, im Jahr 1782 und soll mehrere Klavierkonzerte für dieses Instrument geschrieben haben. Anlässlich des 100. Geburtstages seines Vaters 1856 spendete Mozarts Sohn Carl Thomas das Klavier dem „Dommusikverein und Mozarteum“, dem Vorgänger der Stiftung Mozarteum.
Die Rezitationen von Stefan Wilkening waren das Herzstück des Abends. Wilkenings Lesungen von Auszügen aus Briefen von Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart sowie vom Tenor Michael Kelly, der die Rollen des Basilio und Don Curzio in der Erstaufführung von »Le nozze die Figaro« sang, veranschaulichen die Interaktionen zwischen Mozart, Salieri und Storace. Die Lesung wurde mit Klavierstücken und Arien zu einer fesselnden musikalischen und literarischen Erzählung verwoben, die mit einem authentischen Instrument und Augenzeugenberichten Einblicke in Mozarts Beziehung zu Storace gab, einer prominenten Sopranistin, die zwischen 1783 und 1787 in Wien tätig war und seine kompositorischen Aktivitäten nicht nur als erste Susanna inspirierte.
Die etwa 75-minütige Veranstaltung war eine reizvolle Gelegenheit, den Klang von Mozarts eigenem Klavier in der Realität zu erleben, aber auch wichtige Aspekte von Beziehungen kennen zu lernen, die Mozarts Musik unermesslich beeinflussten.
- Artikel von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Mozartwoche 2024 Salzburg
- Titelfoto: Mozartwoche 2024/Briefe und Musik/ Foto: Wolfgang Lienbacher
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