In wenigen Tagen werden im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen die Musikfestspiele Königswinkel mit Richard Wagners „Tristan und Isolde“ eröffnet. Unser Redakteur Phillip Richter sprach vorab mit dem Initiator Florian Zwipf-Zaharia. Er möchte mit seinen neuen Festspielen wieder die großen Opern Richard Wagners in Füssen etablieren.
Florian Zwipf-Zaharia im Interview mit dem OPERNMAGAZIN
Die Musikfestspiele Königswinkel werden in diesem Herbst zum ersten Mal stattfinden. Wann und durch wen kam die Idee eines neuen Musikfestivals im Allgäu auf?
Florian Zwipf-Zaharia: Bis 2015 gab es im Schloss Neuschwanstein die renommierten „Neuschwanstein-Konzerte“. Diese wurden „beendet“, da neue Brandschutz-Vorschriften eine Fortsetzung extrem erschwert oder gar unmöglich gemacht hätten. Schon als Vorstand in den Jahren 2000 bis 2002 im Festspielhaus hatte ich die Idee, dass wir eine Symbiose zwischen Schloss und Festspielhaus – das „Theater Ludwigs II“ – eingehen MÜSSEN. Diese Idee lag lange brach, bis ich die Freude hatte, 2017 bis 2018 nochmals Intendant des Theaters sein zu dürfen unter dem neuen Besitzer. 2019 wurde dann gemeinsam mit dem Festspielhaus die Königswinkel Kultur gGmbH gegründet, um Musikfestspiele unter dem Label „Königswinkel Klassik“ aufbauen zu können – immer mit einer Oper Wagners im Zentrum und seiner Musikwelt um ihn herum. Im Allgäu gibt es kein eigenständiges großes klassisches Musikfestival, das ein eigenes Theater hat – die Romantik dieses Königswinkel „schreit“ nach Musik, nach der Magie der Musik, nach den Emotionen des Klangs.
- Ein neu gegründetes Musikfestival in der Corona-Pandemie: Wie groß war Ihre Befürchtung, dass es niemals zur Eröffnung kommen wird?
Florian Zwipf-Zaharia: Im Grunde bin ich ein sehr großer Optimist und „Kämpfer für die Kultur“. Natürlich gab es immer wieder Bedenken, ob wir es schaffen, ob der Einlass von Zuschauern genehmigt wird – aber ich habe nie aufgehört zu planen und es „weiterzutreiben“ – aufhören und verschieben kann man immer! Aber generell absagen – das war für mich keine Option!
- Die Inszenierung der Oper „Tristan und Isolde“ ist schon einige Jahre alt. Sie wurde ursprünglich von Herbert Adler für die librettotreuen Inszenierungen der Richard Wagner Festspiele in Wels konzipiert. Möchten Sie mit Ihren Festspielen den Gedanken aus Wels fortführen und einen Gegensatz zu dem Regietheater der deutschen Opernbühnen bilden?
Florian Zwipf-Zaharia: Nein, das möchte ich sicher nicht. Ich bin selbst Regisseur und habe über fünfzig Inszenierungen (auch Wagner) gemacht…. War dabei aber immer auch ein „Musiker“, ein Regisseur, der die Musik sehr genau analysiert und studiert hat und den gesungenen Text immer mit Musik erfüllt sah – das Wort wird von der Musik, der Emotion unterstützt, getragen, weiterentwickelt. Was will ich damit sagen? Die Produktionen in Wels sind als librettotreu bekannt, aber was ist das? Hier werden die Geschichten „eins zu eins“ erzählt, keine Modernismen eingebaut, die Geschichten pur erzählt. Es fehlt vielleicht der Bezug zur heutige Interpretationsweise, alles wird mit Heute verglichen, gleichgestellt, ins Heute transportiert. Aber es werden die Geschichten als Geschichten von Menschen erzählt und wenn diese glaubwürdig, spannend musikgetreu erzählt werden, dann haben sie genauso Gültigkeit und Werte wie „modernes Regietheater“. Diese Form von Wels ist sicher der richtige Weg, die ersten Schritte zu machen, aber es wird sich auch hier einiges entwickeln, andere Produktionen geben, und damit auch andere Regiestile. Das Wichtigste ist immer die hohe Qualität in allen Belangen: Sänger, Orchester, Dirigent, Bühne, etc.
- Wie kam die Kooperation mit dem Kiev Symphony Orchestra zustande, welches bei „Tristan und Isolde“ im Orchestergraben sitzen wird?
Florian Zwipf-Zaharia: Durch die Verlegung wegen der Pandemie von 2020 auf 2021 habe ich das Orchester (Brünner Philharmoniker) „verloren“, sie konnten schlicht an den Terminen 2021 nicht. So musste ich kurzfristig ein gutes Orchester finden, das nicht nur dieses sehr schwere Stück spielen, sondern in dieser Zeit auch noch fast zwei Wochen in Füssen vor Ort sein kann. Dies war sehr schwer! Über einen Bekannten habe ich Oksana Lyniv kennengerlernt und bei einem Gespräch mit ihr ist die Idee entstanden, dass wir dieses ukrainisches Staatsorchester engagieren und sie als Dirigentin.
- Können Sie uns schon verraten, was Sie in den nächsten Jahren geplant haben? Werden Sie sich weiterhin auf die Musik von Richard Wagner konzentrieren?
Florian Zwipf-Zaharia: Zum Programm 2022 kann ich voraussichtlich erst im Oktober oder November 2021 etwas Konkretes sagen. Aber so viel ist sicher, wir wollen jedes Jahr ein Werk von Richard Wagner szenisch aufführen. Dies ist ja gerade die Grundidee an diesem Ort ein Werk dieses Komponisten zu spielen und dabei ein Beiprogramm aufzubauen, das eben damit in Verbindung steht. Es gibt viele tolle, schöne Ideen, darüber aber gerne in Kürze mehr.
Die Musikfestspiele Königswinkel 2021
Die Veranstaltungsreihe „Königswinkel Klassik“ präsentiert die Musikfestspiele Königswinkel 2021 vom 29. September bis 03. Oktober 2021 im Festspielhaus Neuschwanstein. Das fünftägige Festival in Füssen bietet folgende Opernabende und Konzerte:
- September, 17 Uhr, und 2. Oktober, 16 Uhr: „Tristan und Isolde“ dirigiert von Lothar Zagrosek
- Oktober, 19:30 Uhr: Festkonzert mit Pianistin Margarita Oganesjan und Dirigentin Oksana Lyniv
- Oktober 19.30 Uhr: Wesendonck-Liederabend mit Mezzosopranistin Hermine May
Die Veranstaltung wird von der Königswinkel Kultur gGmbH präsentiert.
Informationen unter: www.musikfestspiele-koenigswinkel.de
Hintergrundinformationen zum Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen
Das Festspielhaus bietet in klassischer Architektur Platz für 1.350 Kunst- und Kulturbegeisterte, mit fünf verschiedenen Restaurationen vom gemütlichen Biergarten über Loungebar bis hin zum romantischen Spiegelsaal. Der einzigartige Ausblick auf den Forggensee und Schloss Neuschwanstein bildet die Kulisse für außergewöhnliche Kulturproduktionen. Das Haus bietet eine Mischung an Gastspielen, regionaler Kulturstätte und Eigenproduktionen. Neben LUDWIG² zählen DER RING und DIE PÄPSTIN zu den besten deutschen Musicals – auch diese werden in atemberaubenden Produktionen auf Deutschlands größter Musical-Drehbühne im Festspielhaus Neuschwanstein gezeigt. Vom 29. September bis 3. Oktober 2021 finden hier die ersten Musikfestspiele Königswinkel statt und am 16. Oktober 2021 wird „Zeppelin – das Musical“ im Festspielhaus seine Welturaufführung feiern.
- Artikel und Interview von Phillip Richter / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Titelfoto: Festspielhaus Füssen