Neuinszeniert oder sogar komponiert
Der Sommer neigt sich seinem Ende zu, der Norden entledigt sich der Hitze, die uns lange in der Illusion wiegte, dass wir im Süden leben und kleidet sich wieder in sein schlicht graues Alltagsgewand. In den Theatern jedoch laufen die Vorbereitungen für die neue Spielzeit auf Hochtouren und uns erwarten schillernde, sicher auch polarisierende, vornehmlich wohlklingende Illusionen, die und Herbst, Winter und Frühling versüßen wollen.
Die Staatsoper Hamburg beginnt die Saison 2018/19 am Samstag, den 08. September auf ungewöhnliche spannende Art und Weise. Zeitgleich mit der Hamburger Theaternacht findet im Haus an der Dammtorstraße die Premiere von Wolfgang Amadeus Mozarts „Cosi fan tutte“ unter der musikalischen Leitung von Sébastien Rouland und in der Inszenierung von Herbert Fritsch, statt.
Freuen dürfen sich die Besucher der Aufführung, wie die Public Viewing-Gäste am Jungfernstieg, unter anderem auf Sopranistin Maria Bengtsson, wie auch Tenor Dovlet Nurgeldiyev und Bariton Kartal Karagedik.
Bereits sechs Wochen später steht am 28. Oktober 2018 die nächste Premiere auf dem Spielplan: Robert Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“ mit Kent Nagano am Pult, inszeniert von keinem Geringerem als Achim Freyer.
Traditionell ist die letzte Neuproduktion eines jeden Jahres ein Ballett. Dieses Mal sind es zwei Werke des amerikanischen Choreographen George Balanchine, die am 09.Dezember 2018 unter dem Titel „Brahms/Balanchine“,getanzt vom „Hamburg Ballett“, Premiere haben.
Als erste Premiere des Jahres 2019 wird am 03.Februar 2019 als Koproduktion mit der Lyric Opera of Chicago und der Los Angeles Opera „Orphée et Eurydice“ von Christoph Willibald Gluck zu sehen sein. Diese Produktion, bei der Ballettdirektor John Neumeier für sämtliche künstlerische Bereiche (Inszenierung, Choreographie, Bühnen- und Kostümbild, Licht) zeichnet, feierte im vergangenen Jahr bereits große Erfolge beim Joffrey Ballet und Lyric Opera of Chicago. Es tanzt das „Hamburg Ballett“. Dmitry Korchak und Andriana Chuchman singen die Titelrollen, Elbenita Kajtazi „L’Amour“. Die musikalische Leitung hat Alessandro De Marchi.
Des Weiteren erwartet uns ab den 10. März 2019 eine Neuproduktion von Giuseppe Verdis „Nabucco“. Auch hier liegen Inszenierung, Bühnen- und Kostümbild in einer Hand, nämlich der von Kirill Serebrennikov, der bereits einige Auszeichnungen sein Eigen nennen darf. Paolo Carignani dirigiert. Die Namen Dimitri Platanias, Dovlet Nurgeldiyev, Alexander Vinogradov und Oksana Dyka, verleiten dazu den gesanglichen Genuss als (so gut wie) garantiert anzusehen.
Mit George Benjamins „Lessons of Love and Violence“, deren deutsche Erstaufführung für den 07. April 2019 angesetzt ist und „Thérèse“ einem Werk von Philipp Maintz, dass am 18. Mai 2019 ebenfalls als deutsche Erstaufführung in der „Elphi“ stattfindet, gibt es wie im jeden Jahr auch Zeitgenössische Werke zu erleben.
Die letzte Neuproduktion gebührt, ebenfalls eine langjährige Tradition, dem „Hamburg Ballett“ und der Eröffnung der Balletttage. Am 16. Juni 2019 hat John Neumeier tänzerische Umsetzung von Tennessee Williams Drama „Die Glasmenagerie“ Premiere. Die Musik dazu stammt von Charles Ives und Philip Glass. Die Saison 2018/19 endet dann am 30. Juni 2019 traditionell mit der Nijinski-Gala.
Doch auch das „ Kleine Haus“ der Staatsoper Hamburg, die Opera stabile hat wieder Interessantes und Ungewöhnliches zu bieten und eröffnet die Saison sogar einen Tag früher als das Große Haus, nämlich am 7. September 2018 mit der 5-teiligen Operanovela Ring und Wrestling, die SängerInnen des Opernstudios und Hamburger Wrestler gemeinsam gestalten.
Des Weiteren gibt es ab den 09. Februar 2019 „Schneewittchen“ eine Kinderoper, ab 02.Mai 2019 „Die Nacht der Seeigel“ und dann am 21. Juni 2019 die musikalische Komödie „Moskau Tscherjomuschki“.
Bewährtes von bewährten und großen Namen dargeboten
Nino Machaidze und Joseph Calleja stehen ab den 22.September 2018 in Verdis „Luisa Miller“ auf der Bühne.
Einen Monat später gibt Startenor Klaus-Florian Vogt den Paul in Korngolds „Die tote Stadt“.
Albina Shagimuratova und Levy Sekgapane stehen im Oktober in Rossinis „Il Turco in Italia“ auf der Bühne.
Jorge de Leon singt im November 2018 wie auch im März 2019 den De Grieux in Puccinis Manon Lescaut, im März mit Kristine Opolais als Manon und Dalibor Jenis als Lescaut.
Ebenfalls im November gibt es einen kompletten „Der Ring des Nibelungen“ unter anderem mit Robert Dean Smith (Siegmund), Andreas Schager (Siegfried) Lise Lindstrom (Brünhilde) und John Lundgren als Wotan in „Die Walküre“ und Wanderer in Siegfried.
Dieses Sängerniveau hält sich die gesamte Saison. Erwartet und doch noch „Tosca“ (November Dezember) mit Kristin Lewis, Marcelo Puente und Roberto Frontali. Auch Richard Strauss‘ „Frau ohne Schatten“ steht wieder auf dem Spielplan und rundet 2018 ab.
2019 dann sind Teodor Ilincăi (Februar) und Martin Muehle (11. April) in George Bizets „Carmen“ der Don José für Titelrollendebüttantin Nadezhda Karyazina. Am 16. April übernehmen dann Startenor Jonas Kaufmann und Clementine Margaine.
Arturo Chacon-Cruz, Markus Brück und Kristina Mkhitaryan sind das hochkarätige Protagonisten -Trio in Giuseppe Verdis „Rigoletto“ (März). Stephen Costello singt zusammen mit Irina Lungi in Verdis „La Traviata“ (März). Zeitgleich und ebenfalls im Rahmen der „Italienischen Opernwochen“ dürfen wir uns auf einen weiteren namhaften Tenor freuen: Ramón Vargas steht in Verdis „Un Ballo in Maschera“ als Gustav III auf der Bühne, mit Carmen Giannattasio (Amelia), Judit Kutasi (Ulrica) und Kartal Karagedik als Anckarström.
Auch Wagners „Parsifal“ steht zur Osterzeit wieder auf dem Spielplan mit Robert Dean Smith in der Titelrolle.
Hamburgs Lieblingstenor Dovlet Nurgeldiyev wird uns im April als Nemorino in Domizettis „ L’Elisir d’Amore“ zum Lächeln bringen und mit seinem lyrischen Tenor sicherlich ein Mal mehr verzaubern.
Anja Kampe (Minnie), Marco Berti (Dick Johnson) und Claudio Segura (Jack Rance), wie auch Josep Caballé-Domenech am Pult werden ab dem 7. Mai 2019 dafür sorgen, dass die Musik und die Spannung von Giacomo Puccinis „La Fanciulla del West“ das Publikum erreichen und entführen.
Immer wieder wie ein Kurzurlaub ist Offenbachs Oper „La belle Hélène“ in der wunderbar detailverliebten Inszenierung von Renaud Doucet und André Barbe. Sänger wie Max Emanuel Cenčić (Orest) und Kate Aldrich (Hélène) sind da einfach nicht mehr, aber auch nicht weniger als das Sahnehäubchen. Zu genießen ab dem 14. Mai 2019.
Aber auch Lianna Haroutounian, Elena Zhidkova Paul Cernoch, ab 26.Mai 2019, als Elisabeth, Eboli und Don Carlos in Verdis gleichnamiger Oper zu sehen dürfen nicht unerwähnt bleiben. Ebenso wenig wie Zoran Todorovich, der ab 31.Mai 2019, als Apollo in Richard Strauss‘ „Daphne“ und mit Christiane Karg in der Titelpartie zu sehen ist oder Bo Skovhus der ab 05.Juni 2019 den Onegin in Tschaikowskis gleichnamiger Oper singen wird.
(Alle oben genannten Termine, Daten und Namen nach bestem Wissen und heutigem Stand. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.)
- Gastartikel von Birgit Kleinfeld, Hamburg für © DAS OPERNMAGAZIN 08-2018
- Staatsoper Hamburg
- Titelfoto: Staatsoper Hamburg/Foto @ Westermann
Ein Gedanke zu „Oper & Ballett – Die Saison 2018/19 in der Staatsoper Hamburg und im Ballett Hamburg im Überblick“