
Was für ein Vergnügen, in einem edlen Salon eines Stadthauses in Basel ein Rezital erleben zu dürfen und was für ein Glück zwei hervorragenden jungen Solisten zu begegnen, welche mit Ihrem Programm begeisterten! Die Konzerte im „Salon des Pianos“ finden wie in früheren Zeiten in kleinem Rahmen statt und ermöglichen dadurch eine direkte Begegnung mit den Ausführenden. An diesem strahlenden Sonntag kam man in den Genuss eines Rezitals mit dem Tenor Laurence Kilsby, welcher bereits viele Engagements hatte und Preisträger wichtiger Wettbewerbe ist. Zusammen mit seinem Klavierpartner, dem ebenfalls sehr vielseitigen Pianisten Pierre-Nicolas Colombat, entstand ein Konzert, welches keinerlei Wünsche offen liess. Das anspruchsvolle Programm war ganz selten zu hörenden französischen Liedern gewidmet, welche vorwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts komponiert wurden. (Rezital v. 11. Mai 2025)
Der erste Teil bestand aus acht Liedern. „L‘invitation au voyage“ von Benjamin Godard, „Départ“ von Leo Delibes, „Soupir“ von Paul Hillemacher, „Manoir de Rosamonde“ von Henri Duparc, „Oh! Quand je dors“ von Franz Liszt, „Soupir“ von Henri Duparc, „Un soir“ von Mélanie Bonis und „L‘invitation au voyage“ von Henri Duparc.Di e Gegenüberstellung der beiden Vertonungen von Charles Baudelaires Gedicht „L‘invitation au voyage“ durch Godard und Duparc und Sully Prudhommes Gedicht „Soupir“ durch Hillemacher und Duparc, waren eine Entdeckung.
Laurence Kilsby sang diese viele Gefühle ausdrückenden Lieder mit Hingabe und einer wunderbar fließenden Stimme. Jedes der Lieder wurde in perfekter Diktion und mit gediegenem Ausdruck vorgetragen. Das Zusammenspiel mit seinem Klavierpartner, Pierre-Nicolas Colombat, welcher auf einem historischen Fortepiano aus dem Jahre 1850 spielte, war hervorragend.

Im zweiten Teil erklang der nur selten zu hörende Liederzyklus „Biondina“ von Charles Gounod. Diese zwölf Lieder, deren Texte von Giuseppe Zaffira stammen, werden in italienischer Sprache gesungen. Es ist dies der einzige Liederzyklus des berühmten Komponisten und wurde auf Initiative der damals bekannten Lady Weldon in London in Auftrag gegeben. Es wird die Geschichte einer sehnsuchtsvollen Liebe erzählt, welche mit dem frühen Tod der Verehrten endet. Eine wirkliche Entdeckung.
Hier konnte Laurence Kilsby seine große Begabung zeigen, mit feinen Nuancen und höhensicherer Stimme alle Stimmungen dieser Lieder in schönstem italienisch darzubieten. Es war ein Hörgenuss erster Güte. Wenn dann noch die Begleitung auf dem Pianoforte keine Wünsche offen liessen, durfte man beglückt dieses Konzert verlassen. Man darf sich auf weitere Begegnungen mit diesen beiden großen Talenten freuen.
Auf seiner CD mit dem Titel „Awakenings“ kann man sich einen Eindruck von der Stimme Laurence Kilsby nach Hause holen. Mit einem außergewöhnlichen Programm, welches die Bandbreite seines Tenors bestens repräsentiert. Auf seiner Website kann man sich über seine weiteren Auftritte und seine Biografie erkundigen. Und auf der Website von Pierre-Nicolas Colombat sind die vielseitigen Projekte und weiteren Auftritte des Pianisten aufgeführt.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Titelfoto: Recital L. Kilsby /Basel 11.5.2025/ Foto: Pierre-Nicolas Colombat