Sinfonieorchester Basel – Konzert „Fanny und Felix“

Sinfonieorchester Basel/María Dueñas/Konzert 20.12.23/Foto @ Benno Hunziker

Sinfonieorchester Basel 

María Dueñas, Violine 

Friederike Starkloff, Konzertleitung 

FANNY & FELIX 

Das letzte Abonnementkonzert 2023 mit dem Sinfonieorchester Basel versprach schon vom Programm her spannende Neubegegnungen. Dieses Konzert wurde  auch in anderer Hinsicht zu etwas Besonderem. (Rezension des Konzerts v. 20.12.2023)

 

Am Konzerttag musste der Chefdirigent des Sinfonieorchesters, Ivor Bolten, wegen Erkrankung seinen Auftritt absagen. Da es unmöglich war, innerhalb weniger Stunden einen Ersatz für ihn zu finden, hatte sich die 1. Konzertmeisterin Friederike Starkloff spontan bereit erklärt, die Konzertleitung zu übernehmen. Sie tat dies nicht vom Dirigentenpult aus, sondern führte das Orchester von Ihrem Platz unter den Violinist/innen im Orchester aus. Unter solchen Umständen ein Konzert aufzuführen, war sowohl für das Orchester, wie auch für die Konzertleiterin eine besondere Herausforderung. Umso erfreuter war das Publikum, dass alle auf dem Programm aufgelisteten Werke gespielt werden konnten. Dafür gebührt allen Beteiligten ein großes Lob.

Das Konzert wurde mit der 1832 komponierten und selten aufgeführten „Ouvertüre C-Dur“ von Fanny Hensel (1805-1847), Felix Mendelssohn Bartholdy‘s Schwester, eröffnet. Damals war es für eine Frau schwierig, sich künstlerisch voll entfalten zu können. Deshalb erschienen ihre Klavier- und Kammermusiken und Lieder teilweise unter dem Namen ihres Bruders. Nur gerade bei den halböffentlichen Sonntagsmusiken im Hause der Familie hatte sie seit 1831 Gelegenheit, regelmäßig ihre Werke vorzutragen. Die gespielte Ouvertüre ist das einzige reine Orchesterstück dieser Komponistin. Ein Werk, welches durch seinen spannenden Harmoniewechsel und das schon fast übermütige Finale überzeugt. Bereits hier zeigte sich, wie gut das Orchester vorbereitet war.

Sinfonieorchester Basel/María Dueñas/Konzert 20.12.23/Foto @ Benno Hunziker

Natürlich durfte auch eine Komposition ihres berühmten Bruders Felix nicht fehlen. Sein „Konzert für Violine und Orchester e-Moll“ gehört zu seinen populärsten Werken. Die Solistin war die 21 jährige spanische Geigerin María Dueñas. Ihr sicheres Auftreten und ihre Virtuosität mit dem Instrument zogen das Publikum augenblicklich in ihren Bann. Was für eine Energie und was für ein herrlicher Klang ihrer Gagliano-Geige aus dem 18. Jahrhundert! Zurecht gehört María Dueñas schon jetzt zu den an oberster Stelle rangierenden Musikerinnen ihrer Generation. Das Zusammenspiel mit dem Orchester, besonders unter den außerordentlichen Umständen an jenem Abend, war beeindruckend und der anschließende Jubel des Publikums war in jeder Hinsicht berechtigt.

Bedankt hat sich Maria Duenas mit einer Komposition von Aleksey Igudesman „Applemania“ aus dem Jahre 2016. Geradezu schwindelerregend mit was für einer Energie das rasante Stück gespielt wurde. Die Begegnung mit dieser jungen Künstlerin war ein wahres Highlight des Konzertabends und man freut sich jetzt schon darauf, sie bei anderer Gelegenheit wieder zu hören.

Nach der Pause erklang ein weiteres Werk einer Komponistin, die „Sinfonie Nr. 3 g-Moll,op. 36“ aus dem Jahre 1847 von Louise Farrenc (1804-1875). Die aus einer bekannten Bildhauerfamilie stammende Komponistin hatte als 15 jährige ein Kompositionsstudium am Konservatorium in Paris begonnen und mit Ihrem Ehemann dem Flötisten Aristide Farrenc, den sie mit 17 Jahren geheiratet hatte, einen Musikverlag gegründet, was für die Verbreitung ihrer Werke hilfreich war. Mit 38 Jahren war sie die allererste Klavierprofessorin am Pariser Konservatorium. Sie liess sich von den damals herrschenden Umständen nicht beirren und so wurden viele Ihrer Werke aufgeführt. Sogar Preise wurden ihr zugedacht. Eine starke Persönlichkeit.

Sinfonieorchester Basel/Friederike Starkloff/Konzert 20.12.23/Foto @ Benno Hunziker

Ihre aus 4 Sätzen bestehende Sinfonie ist von einer originellen Farbigkeit und kann sich mit wichtigen Werken ihrer Zeitgenoss/innen durchaus messen. Ihr Mann war Flötist und daher erstaunt es nicht, dass bei ihren Kompositionen Blasinstrumente prominent vertreten sind. Auch hier klappte das Zusammenwirken des Orchesters unter der Konzertmeisterin hervorragend. Mit einer Dauer von 32 Minuten ist diese Sinfonie eher kurz, aber auf jeden Fall eine lohnende Entdeckung.

Das Publikum bedankte sich mit riesigem Applaus und vielen Bravorufen für diesen außergewöhnlichen Konzertabend und für die außerordentlichen Leistungen des Orchesters und insbesondere bei der Retterin dieses Konzerts.

 

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