Die Reihe der Mozart-Matineen gehört für mich immer zu den Hauptattraktionen der Salzburger Festspiele im Sommer. Bei diesen Vormittagskonzerten treten nicht nur erstklassige Musizierende auf, sondern es gibt auch Gelegenheit, weniger bekannte Werke von Wolfgang Amadeus Mozart zu hören, die oft populären Werken gegenübergestellt werden. Die Aufführung, die ich am 10. August 2024 im Rahmen der Salzburger Festspiele im Großen Saal der Stiftung Mozarteum genießen konnte, umfasste Ballettmusik, Bühnenmusik und Arien für Sopran. Das Konzert, das online zu sehen ist, hat hervorragende Interpretationen von weniger bekannten Werken Mozarts hervorgebracht. Es gibt hochkarätige Aufnahmen dieser Werke, aber die Möglichkeit, sie im Konzert zu erleben, ist leider selten.
Das dreiaktige „Dramma per musica“ »Idomeneo, re di Creta ossia Ilia e Idamante«, KV 366, das am 29. Januar 1781 im Hoftheater von Karl Theodor, Kurfürst von Bayern, uraufgeführt wurde, basiert auf einem Libretto von Giambattista Varesco und war für Mozart Anlass, Ballettmusik, KV 367, für die Aufführung der Oper zu schreiben. Es ist ungewiss, ob alle erhaltenen Sätze aufgeführt wurden oder in welcher Reihenfolge, aber die Chaconne und der Pas seul stehen in der Grundtonart D-Dur und sind thematisch mit dem Schlusschor des dritten Aktes verbunden. Die Sätze (Passepied, Gavotte, Passacaille, Chaconne und Pas seul) wurden durch zwei Arien für Ilia, die Tochter des Königs Priamos von Troja, aus der Oper selbst ergänzt: „Se il padre perdei“ (2.Akt) und „Solitudini amiche – Zeffiretti lusinghieri“ (3. Akt).
Nach der Pause folgten drei von Mozarts Zwischenaktmusiken zu Tobias Philipp von Geblers Schauspiel »Thamos, König in Ägypten«, KV 345, die zwischen 1773 und 1779 in Salzburg entstanden sind. Aufgeführt wurden auch drei Arien, die Mozart zwischen 1775 und 1789 für drei verschiedene Soprane komponiert hatte. „Schon lacht der holde Frühling“, KV 580, ist eine Einlagearie, die für eine Aufführung der deutschen Übersetzung von Giovanni Paisiellos »Il barbiere di Siviglia« vorgesehen war, aber nie auf die Bühne kam. Die Arie wurde für Mozarts Schwägerin Josepha Weber (verheiratete Hofer) konzipiert und am 17. September 1789 in sein eigenes Werkverzeichnis eingetragen. Die Gesangspartie der Arie ist vollständig, aber die Orchestrierung ist nur bruchstückhaft, weshalb eine nachträglich vervollständigte Fassung aufgeführt wurde. Der Name der Sopranistin, für die die Arie „Voi avete un cor fedele“, KV 217, datiert auf Salzburg, 26. Oktober 1775, bestimmt war, ist nicht bekannt. Das Stück war aber für eine Aufführung der Opera buffa »Le nozze di Dorina« geschrieben. Josepha Duschek war die vorgesehene Sängerin der Szene mit Arie „Bella mia fiamma, addio – Resta, o cara“, KV 528, die Mozart in Prag komponierte und auf den 3. November 1787 datierte. Das vom Orchester begleitete Rezitativ und die Arie stammen aus der Festa teatrale »Cerere placata«, die Niccolò Jommelli 1772 erstmals vertonte.
Obwohl einige Stücke der Ballettmusik zu >>Idomeneo<< manchmal in Verbindung mit der Oper aufgeführt werden, sind die Bühnenmusik zu »Thamos« und die Konzert- und Einsatzarien im Konzert seltener zu hören, ich vermute, weil der Kontext fehlt. Das Mozarteumorchester Salzburg und die Sopranistin Emily Pogorelc unter der Leitung von Roberto González-Monjas haben bewiesen, wie wirkungsvoll diese Werke tatsächlich sind. Pogorelcs helle Koloratursopranstimme ist ideal für diese Arien, und sie zeigte durch ihre großen schauspielerischen Leistungen, ihre Gesichtsausdrücke und ihre Körpersprache, wie mitreißend Konzertarien ohne Bühnenbild und Kostüme sein können. Das Mozarteum Orchester spielte mit großer emotionaler Intensität auf modernen Instrumenten mit Berücksichtigung der historischen Aufführungspraxis. Diese Vorstellung verheißt Gutes für González-Monjas’ Zukunft als Chefdirigent des Mozarteumorchesters ab September 2024.
- Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Salzburger Festspiele / Stückeseite
- Titelfoto: Salzburger Festspiele 2024/Mozart-Matinee · González-Monjas 2024: Emily Pogorelc (Sopran), Roberto González-Monjas (Dirigent), Mozarteumorchester Salzburg /Foto: © SF/Marco Borrelli