OperAvenir – Opernstudio Theater Basel: Premiere von Thomas‘ Oper „Mignon“

Theater Basel/Opernstudio/MIGNON/ Foto: Ingo Hoehn

Von der am 17. November 1866 in Paris uraufgeführten Oper „MIGNON“ des Komponisten  Ambroise Thomas, existieren mehrere Fassungen. Bereits nach einigen Aufführungen wurde der Schluss, welcher mit dem Tod von Mignon endete, in einer zweiten Fassung mit einem glücklichen Ende gespielt. 1869 wurde in Baden-Baden dann eine dritte Version gespielt und 1870 schliesslich in London wiederum diejenige mit Happy End. Dieses Werk wurde zur erfolgreichsten Oper des Komponisten. (Rezension der Premiere v. 20. Mai 2024)

 

Ambroise Thomas liess sich von einem kleinen Teil der Erzählung „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Johann Wolfgang Goethe, inspirieren und liess die wundersame Gestalt der Mignon als rätselhafte Figur von seinen Librettisten Jules Barbier und Michel Carré erscheinen. Die Handlung ist von seltsamen Begegnungen, Eifersucht und Begehren erfüllt. Heutzutage wird diese Oper nicht mehr häufig aufgeführt, obwohl mehrere Arien aus diesem Werk zum festen Bestandteil von Opernkonzerten gehören.

Theater Basel/Opernstudio/MIGNON/ Foto: Ingo Hoehn

Für die Produktion des Opernstudios OperAvenir am Theater Basel, hat der für die Inszenierung zeichnende Tilman aus dem Siepen, zusammen mit Elena Scheicher, welche für die Bühne und die Kostüme gemeinsam mit Mirjam Ophüls verantwortlich war und dem Lichtdesign von Roland Heid und Stefan Erny, eine postapokalyptische Szenerie der Erde auf die Bühne gestellt.

Hier landet Mignon, die als Ausserirdische mit einem Begleiter auf die Erde abstürzt und begegnet den letzten Erdbewohnern, welche um ihr überleben kämpfen. In den Lichteffekten und eingeblendeten Schriftbildern, den verlotterten Kostümen der Suchenden, erscheint Mignon als ein Fremdkörper. Steht Sie doch den ganzen Abend wie eine verlorene Gestalt im Raum und ist auf der Suche nach Anschluss an die letzten Überlebenden. Diese Version ist zwar raffiniert gedacht, doch wenn man die eingeblendeten Texte verfolgt, gibt es zu viele Widersprüche zwischen Text und der gezeigten Handlung. Man muss natürlich den eingeschränkten Raum der kleinen Bühne bedenken, welcher nicht viele Möglichkeiten bietet, zumal das Ensemble des Collegium Musicum Basel ebenfalls auf der Bühne platziert ist.

Theater Basel/Opernstudio/MIGNON/H. Vida/ Foto: Ingo Hoehn

Die musikalische Seite dieses Abends lässt keine Wünsche offen und überzeugt durch bestens vorbereitete Sänger/innen und dem Collegium Musicum Basel,  welches das erste Mal mit dem Opernstudio zusammen arbeitete. Die Musik von Ambroise Thomas eignet sich für eine kammermusikalische Aufführung bestens. Hier muss ein großes Kompliment an Hélio Vida gemacht werden, welcher die Musikalische Leitung des Abends hatte, aber auch als Leiter des Opernstudios unglaublich viel Herzblut in diese Produktion gesteckt hat. Die Musiker spielten hervorragend und es war ein Genuss, diese Musik zu erleben.

Theater Basel/Opernstudio/MIGNON/ Foto: Ingo Hoehn

Als Mignon war Camille Sherman zu erleben. Was für eine feinfühlige Darstellung dieser Partie. Ihr Stimme ließ alle Nuancen dieser Partie aufs schönste erleben. Die Romanze im ersten Akt „Kennst Du das Land“ war eines der Highlight dieses Abends.

Inna Fedorii als Philine konnte einmal mehr Ihre große Stimme und Bühnenpräsenz zeigen und ließ keine Wünsche offen. Großartig die Arie „Je suis Titania“. Tenor Lulama Taifasi als Wilhelm Meister ließ seinen Emotionen freien Lauf und sang berührend in den romantische Passagen und mit sehr viel Kraft in den dramatischen Teilen seiner Partie. Bassbariton Jasin Rammal-Rykala, konnte ebenfalls mit einer gut geführten Stimme überzeugen. Tenor Ronan Caillet als Laërte zeigte viel Spielfreude und fügte sich bestens in das Ensemble ein. Mezzosopran Sophie Kidwell als Frédéric glänzte mit Ihrer herrlichen Stimme, welche aufhorchen lässt. Bariton Sono Yu war in der kleinen Rolle als Jarno zu erleben.

So gab es an diesem Abend eine musikalisch bestens erarbeitete Produktion dieser hörenswerten Oper zu erleben.

Weitere Vorstellungen nur am 27.5. und 30.5.2024

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Theater Basel / Stückeseite
  • Titelfoto: Theater Basel/Opernstudio/MIGNON/ Foto: Ingo Hoehn
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