Ein musikalischer Genuß: Mozart-Programm im Salzburger Großen Festspielhaus (18. Mai 2024)

Salzburger Festspiele/Trifonov & Järvi 2024: Daniil Trifonov (Klavier), Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen/Foto © SF/Marco Borrelli

Zwei Mozart-Sinfonien und das Klavierkonzert in C-Dur standen auf dem Programm der Aufführung durch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Paavo Järvi mit Daniil Trifonov am Klavier im Großen Festspielhaus Salzburg am 18. Mai 2024. Das reine Mozart-Programm, das Aspekte der historischen Aufführungspraxis mit moderaten Tempi verband, war ein wahres Vergnügen. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen zeichnete sich dadurch aus, dass sie historische Instrumente mit modernen kombinierte, um den Reichtum eines modernen Sinfonieorchesters einzufangen, ohne dabei zu robust zu sein: der Klang war klar und intim, aber auch körperreich.

Die Symphonie D-Dur KV 297 (300a) „Pariser“ wurde am 18. Juni 1778 beim Concert Spirituel in Paris uraufgeführt (am 12. Juni 1778 fand eine private Aufführung im Hause des Grafen Karl Heinrich Joseph von Sickingen statt). Die Eröffnung des ersten Satzes ist der pompöseste Beginn in Mozarts sinfonischem Schaffen, da er um die Gunst des Pariser Publikums warb. Die Blechbläser und Pauken stellen den extrovertierten Charakter in den Vordergrund, und während das zweite Thema kontrastiert wird, bleibt das Gefühl der Größe bis zum Schluss erhalten. Das ursprüngliche Publikum war mit dem zweiten Satz (Andantino im 6/8-Takt) unzufrieden, so dass Mozart eine Alternative (Andante) schrieb, die am 15. August 1778 im Concert Spirituel erneut aufgeführt wurde. Das Perpetuum mobile des Finales ist ebenso aufregend wie der erste Satz. Die Sinfonie ist für die größte Orchesterbesetzung komponiert, die Mozart bis dahin eingesetzt hatte, und enthält zum ersten Mal Klarinetten in einer seiner Sinfonien. Für diese Aufführung wählte Järvi den Andante 2. Satz und verwendete historische Trompeten und Pauken mit harten Holzstöcken, die die festliche Kraft des Anfangs- und Schlusssatzes betonten. Die Aufführung war knackig, ohne die Nachdenklichkeit des zweiten Satzes zu beeinträchtigen. Das Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 503 wurde am 4. Dezember 1786 in Wien vollendet. Mozart verzichtet auf die Verwendung von Klarinetten und setzt stattdessen Pauken und Trompeten ein, die eine feierliche und doch etwas strenge musikalische Textur schaffen. Das Konzert ist für Klavier, Flöte, zwei Oboen, zwei Fagotte, zwei Hörner in C, zwei Trompeten in C, Pauken und Streicher geschrieben. Die 228-taktige Exposition des ersten Satzes (Allegro maestoso) beginnt mit einigen Akkorden, die vom gesamten Orchester gespielt werden, und gilt als die längste in Mozarts Konzertschaffen. Im zweiten Satz (Andante) stellt die Orchesterexposition zwei Themen vor, die vom Klavier aufgegriffen werden. Anstelle einer Durchführung gibt es nur ein kurzes Zwischenspiel. Der Schlusssatz (Allegretto) ist in Rondo-Form gehalten, mit einer fröhlichen Stimmung, die Gelegenheit bietet, pianistische Virtuosität in einer Weise zu zeigen, die in das musikalische Gewebe eingewoben ist.

Salzburger Festspiele/Trifonov & Järvi 2024: Daniil Trifonov (Klavier), Paavo Järvi (Musikalische Leitung), Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen/Foto © SF/Marco Borrelli

Obwohl ein Großteil von Trifonovs Rufs, zumindest soweit ich weiß, mit Komponisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zusammenhängt, war es eine positive Überraschung, dass er nicht „Mozartmaninow“ spielte, sondern eine fein nuancierte Interpretation, die den Reichtum an Klangfarben eines modernen Bösendorfer Flügels nutzt, ohne die melodischen Linien durch Pedalieren zu verwischen oder den Klavierteil einer heftigen Spielweise zu unterziehen. Als Zugabe spielte er den zweiten Satz (Adagio) aus Mozarts Sonate für Klavier F-Dur KV 332 (300k), eine Interpretation, die den träumerischen Charakter der Musik in einer Weise betonte, die auf Frédéric Chopin vorausweist. Nach einer Pause war die zweite Hälfte des Konzerts Mozarts letzter Sinfonie gewidmet, die er am 10. August 1788 vollendete. Die Sinfonie wurde für Streicher, Flöte, zwei Oboen, zwei Fagotte, zwei Hörner, Trompeten und Pauken konzipiert. Järvis Interpretation der C-Dur-Sinfonie KV 551 war nicht weniger fesselnd als die von KV 297. Järvis Verständnis für die Struktur und Architektur des Werks schloss dankenswerterweise alle von Mozart beabsichtigten Wiederholungen ein und wies auf eine Fülle von orchestralen Details hin. Der Eröffnungssatz Allegro vivace war moderat und doch aufregend, das Andante cantabile elegant, das Menuetto: Allegretto – Trio beschwingt und das Finale Molto allegro direkt und unaufgeregt, so dass sich die Musik in ihrer ganzen Pracht entfalten konnte. Die kontrapunktischen Linien waren klar definiert, und vor allem herrschte echte Freude am Musizieren.

  • Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Salzburger Pfingstfestspiele
  • Titelfoto: Salzburger Festspiele/Trifonov & Järvi 2024: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi (Musikalische Leitung)/Foto © SF/Marco Borrelli
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