
Wolfgang Amadeus Mozarts Bearbeitungen von Georg-Friedrich-Händel-Oratorien werden nicht oft im Konzert gespielt oder auf Tonträgern veröffentlicht. Dies gilt insbesondere für »Das Alexander-Fest«, dessen einzige mir bekannte Aufnahme 1993 von Christopher Hogwood dirigiert wurde und in der »Mozart 225. Die neue Gesamtausgabe« enthalten ist. Nikolaus Harnoncourt leitete 2012 Mozarts Fassung, die Ignaz Franz von Mosel für die Aufführung in der Winterreitschule in Wien (29. November 1812) unter dem Titel »Timotheus oder Die Gewalt der Musik« weiter bearbeitet hat.
Um den jährlichen Festtag der Heiligen Cäcilia, der Schutzpatronin der Musik, am 22. November zu ehren, beschreibt John Dryden in »Alexander’s Feast; OR THE POWER OF MUSIQUE. AN ODE, In HONOUR of St. CECILIA’s Day« [»Das Alexander-Fest; oder die Gewalt der Musik. Eine Ode zu Ehren des Tages der heiligen Cäcilia«] (1697), wie der Musiker Timotheus die Empfindungen und das Verhalten Alexanders des Großen und seiner Gäste bei der Feier ihres Sieges über die Perser in Persepolis (331 v. Chr.) beherrscht. Newburgh Hamiltons Libretto für Händels zweiteilige Kantate »Alexander’s Feast or The Power of Musick« [»Das Alexander-Fest oder die Gewalt der Musik«] (HWV 75), die 1736 vollendet und uraufgeführt wurde, teilt Drydens Ode in Rezitative, Arien und Chöre unter.
Zwischen 1788 und 1790 wurde Mozart von Gottfried Freiherr (Baron) van Swieten beauftragt, vier Oratorien von Händel zu bearbeiten: »Acis und Galatea«, »Der Messias«, »Das Alexander-Fest« und die »Cäcilien-Ode«. 1790 hat Mozart »Das Alexander-Fest« (KV 591) nach der deutschen Übersetzung von Karl Wilhelm Ramler, »Alexanders Fest, oder die Gewalt der Musick, eine Kantate«, bearbeitet. Mozart hat Händels Partitur mit Stimmen für Flöten, Klarinetten und Hörner sowie mit Verzierungen versehen, aber er hat kein Material entfernt oder hinzugefügt. Für weitere Informationen über die Geschichte von Mozarts Adaption von »Das Alexander-Fest« hat der Autor dieser Rezension auch den Aufsatz für das Programmheft geschrieben, das online verfügbar ist.

Die Aufführung am 25. Januar 2025 im Großen Saal der Stiftung Mozarteum im Rahmen der Mozartwoche 2025 bot hervorragende Leistungen von Musizierenden, die auf dieses Repertoire spezialisiert sind. Ivor Bolton dirigierte die Camerata Salzburg und den Bachchor Salzburg in einer leidenschaftlichen, lebendigen Aufführung der zweiteiligen Kantate, in der er Orchester und Chor einfühlsam und liebevoll gestaltete.
Die Solisten leisteten Hervorragendes, darunter die klare, anmutige Tenorstimme von Siyabonga Maqungo, der die Ereignisse beim Bankett Alexanders besonders anschaulich schilderte. Maqungos Klarheit, gepaart mit Emotion, verlieh dem ersten Rezitativ („Am königlichen Fest, als Persis fiel…“) und der Arie („Selig Paar!“) Gewicht und Elan. Die Sopranistin Louise Alder verkörperte die unterschiedlichen Stimmungen besonders eindrucksvoll, von der schmelzenden Zärtlichkeit, wenn Timotheus Alexander auffordert, seine Zuneigung zu seiner Geliebten Thais auszudrücken („Nun fällt von Lieb’ und Wein zugleich bestürmt, der matte Sieger fällt in Thais’ Arm.“), bis hin zum plötzlichen Wandel der Athenerin zu einer aktiven Figur im zweiten Teil, als sie die Führungsrolle übernimmt und Alexander ermutigt, Persepolis niederzubrennen („Thais führt ihn an und leuchtet zum Verderb.“). Der Bass Morgan Pearse verfügt über eine kraftvolle Stimme, die besonders in der Arie im zweiten Teil („Gib Rach’! heult alles laut.“) zur Geltung kommt.
Diese Aufführung bewies, dass Mozarts Bearbeitungen von Händels Werken in stilistisch-mozartscher Manier ein wichtiger Teil der Rezeptionsgeschichte sind: Händels Vokalmusik im Spiegel von Mozarts Wahrnehmung und den ihm zur Verfügung stehenden musikalischen Ressourcen. Eine Aufzeichnung des Konzerts wird von Ö1 am 11. Februar 2025 um 19:30 Uhr ausgestrahlt.
- Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Mozartwoche 2025
- Titelfoto: Mozartwoche 2025/Alexander-Fest/Foto: Wolfgang Lienbacher