
Mozarts Oper „Le nozze di Figaro“ konnte am 1. Mai 1786 nur aufgeführt werden, weil der Librettist Lorenzo da Ponte, welcher zum ersten Mal mit Mozart zusammen arbeitete, das gleichnamige Theaterstück aus der Figaro-Trilogie von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais politisch entschärfte. Das Stück war in Frankreich als politisch gefährlich und in Wien ebenfalls der Zensur zum Opfer gefallen. Doch Kaiser Joseph II winkte diese Fassung durch und so konnte das Stück im Wiener Burgtheater einen großen Erfolg erzielen. Das war damals recht ungewöhnlich, denn in dieser Oper prägt das Dienerpaar die Handlung entscheidend, während der Graf und die Gräfin nicht als Sieger aus dieser von Eifersucht, Macht und intrigantem Spiel sehr lebhaften Geschichte hervorgehen. Auch wenn am Schluss alle singen „So sind wir nun alle glücklich“, bleiben einige Fragen offen. (Rezension der Vorstellung v. 22.März 2025 im Stadtcasino Basel)
Wenn nun diese große Oper, wie an diesem Abend, in konzertanter Version aufgeführt wird, verlangt dies von den Solist/innen ohne Kostüme, Bühnenbild und Maske besondere Präsenz und hier darf man von einem hervorragenden Ensemble berichten.

Der kanadische Bass-Bariton Robert Gleadow als Figaro gewann mit seiner großen Bühnenpräsenz und seinem quirligen Spiel die Herzen des Publikums im Flug. Mühelos überzeugte er auch stimmlich in seinen Arien und den Ensembles. Florian Boesch als Graf Almaviva verfügt über eine markante Baritonstimme, mit welcher er die verschiedenen Emotionen dieser Partie perfekt interpretieren konnte.
Ganz großartig auch die Damen dieser Besetzung.
Anett Fritsch als Gräfin ließ in ihren großen Arien ihren wunderbaren Sopran fließen und zu einem Highlight des Abends werden und konnte in jeder Hinsicht überzeugen. Nikola Hillebrand als Susanna ist eine Idealbesetzung dieser Rolle. Ihr strahlender Sopran lässt jeden Moment Ihres Gesangs zu einem Genuss werden. Das Rollendebüt von Anna Lucia Richter als Cherubino kann man als sehr gelungen bezeichnen. Mit großer Präsenz singt sie die beiden berühmten Arien so, als wäre dies schon lange eine Ihrer Paraderollen.
Shinyoung Kim als Barbarina nutzte Ihren Auftritt, um mit ihrer jungen, frischen Sopranstimme aufhorchen zu lassen. Anna-Doris Capitelli als Marcelinna, mit bestens geführter Stimme und Schalk beim Spiel, vervollkommnete dieses Quintett an hervorragenden Frauenstimmen.
Riccardo Novaro als Bartolo und Antonio, sowie Joshua Spink als Don Basilio und Don Curzio ergänzten dieses außergewöhnliche Solistenensemble.

Es wird wohl niemanden überraschen, wenn man dem Kammerorchester Basel unter der Leitung von Giovanni Antonini, einmal mehr seine Bewunderung ausdrückt. Dieses Orchester lässt keine Wünsche offen, selbst wenn die Anforderungen und Erwartungen sehr hoch sind. Giovanni Antonini ist auch ein grossartiger Sängerdirigent. Er leitete die Musiker und Sänger/innen mit voller Hingabe und vermochte ihnen Höchstleistungen zu entlocken. Was an diesem Abend geboten wurde, ist einmal mehr Spitzenklasse. Der rauschende Applaus des aufmerksamen Publikums am Ende des Konzerts bewies dies eindrücklich.
Das Kammerorchester gastierte mit dieser konzertanten Version noch in Luxemburg, Paris und Hamburg.
Kommende Konzert findet man unter DIESEM LINK.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Titelfoto: Kammerorchester Basel / Foto: Matthias Müller