Das „Beethoven-Projekt“ von John Neumeier verbindet die Gattungen “Handlungsballett” und “Sinfonisches Ballett” zu einem fulminanten Bühnenerlebnis. Beethovens Musik inspirierte Neumeier dazu, seine Gefühle spontan in eine Choreografie umzusetzen und von ausgewählten exzellenten Tänzern darstellen zu lassen. So entstand ein höchst beeindruckendes Ballett. (Rezension der besuchten Vorstellung v. 22.6.2019)
Aleix Martinez als Ludwig van Beethoven führte auf der Bühne durch die wundervolle Musik und zeigte dem Publikum damit auch die Lebensumstände Beethovens sowie seine private Seite vor. Jede Bewegung, jeder Schritt, war präzise und doch so leicht anmutend, die Mimik dabei stets begleitend – das Publikum litt im Kummer mit, erlebte Höhen und Tiefen des Spiels und konnte so der Musik ein Gesicht geben.
Einige Begebenheiten aus dem Leben Beethovens waren durchaus erkennbar. Der Komponist sagte selbst einmal, er habe bei jeder Komposition eine Geschichte dazu im Kopf – dies konnte Aleix Martinez ganz eindeutig und hingebungsvoll darbieten, sein Tanz war voller Leidenschaft und das wurde auch vom begeisterten Publikum mit Bravo-Rufen und Beifall honoriert.
Treffend dazu schrieb John Neumeier als Tagebucheintrag: “Ist mein Prometheus Ballett Beethovens Traum?” Denn jeder Künstler muss in die Figuren seiner Kreationen “hineinschlüpfen” in genau dem Moment, in dem er sie schöpft – um ihnen sozusagen von innen her neues Leben zu geben. Genau dies ist dem Tänzer gelungen in seiner Rolle als Beethoven auf der Bühne und somit auch John Neumeier als “Erfinder” dieses Projektes!
Ein ebenso intensives Bühnenspiel, voller Emotionen, Mimik und Gestik sah man bei den großartigen Tänzern Florencia Chinellato, Anna Laudere, Borja Bermudez, Madoka Sugai und Jacopo Bellussi, Edvin Revazov, Matias Oberlin, David Rodriguez ebenso Greta Jörgens, Georgina Hills, Xue Lin, Christopher Evans, Nicolas Gläsmann, Maria Huguet und Florian Pohl…. um hier nur einige zu nennen, das gesamte Ballett der Staatsoper brachte eine hervorragende Vorstellung fürs Auge und Gehör, mit ganz viel Gefühl, auf die Bühne des Hamburger Hauses.
Als Figuren seiner Ängste (Beethovens) sind nochmals besonders erwähnt Edvin Revazov und Borja Bermudez, auffällig intensives präzises Ballett mit entsprechender Honorierung durchs begeisterte Publikum, und natürlich Anna Laudere, deren Tanz gefühlvoll und voller Emotionen war. Großer Applaus auch für sie!
Es war eine Augenweide, diesen Künstlern zuzuschauen und dabei der Musikgrundlage Beethovens (am Klavier wunderbar intoniert von Michal Bialk) zu lauschen. Dazu die Violinen (Konradin Seitzer und Hibiki Oshima) – Viola (Naomi Seiler) und Violoncello (Olivia Jeremias).
Das Philharmonische Staatsorchester unter der Leitung von Simon Hewett war voll im Thema, mit Schwung und Intensität, leise und laut, passend zu den getanzten Gedanken zu Beethovens Klängen.
Ein absolut grandioser Abend mit wunderbaren Künstlern, die ihre Seele im Tanz zeigten und für John Neumeier ein voller Erfolg seiner Ideen und der harten Arbeit etwas Neues zu erfinden für das total begeisterte Publikum! Es stand eine viertel Stunde laut rufend und klatschend im Raum und die Blumenbuketts flogen auf die Bühne, die Vorhänge nahmen (fast) kein Ende….
Vielen Dank John Neumeier und allen Künstlern für einen so großartigen Abend!
- Rezension von Marion Nevoigt / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Hamburg Ballett / Stückeseite
- Titelfoto: Beethoven-Projekt © Kiran West / Anna Laudere, Edvin Revazov
„Beethoven-Projekt“ Ballett von John Neumeier
Musik: Ludwig van Beethoven
Choreografie & Kostüme: John Neumeier
Bühnenbild: Heinrich Tröger
Pianist: Michal Bialk
Dirigent: Simon Hewett
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Beethoven Fragmente – Variationen und Fuge Es-Dur op. 35 (Eroica Variationen)
Alegretto vivace. Introduzione col basso del Thema – a due – a tre – a quattro
Variation 1 bis 15 – Finale alla Fuga (Allegro con bria – Andante con moto)
Klaviertrio D – Dur op. 70 Nr. 1 (Geistertrio)
2. Satz Largo assai ed espressivo – Patricia Friza
Klaviersonate D – Dur op. 10 Nr. 3
2. Satz Largo e mesto (Ausschnitte, teilw. Kombiniert mit einer Klang-Collage) – Ensemble
Streichquartett Nr. 15 a – Moll op. 132
3. Satz: Molto adagio
Georgina Hills, Greta Jörgens, Xue Lin, Madoka Sugai, Anna Laudere, Borja Bermudez
Ensemble, Dispatcher Vladimir Kocic´
Intermezzo – Die Geschöpfe des Prometheus op.43
Overtüre Adagio – Allegro molto con brio
Introduktion. Allegro non troppo
Nr. 5Adagio – Andante quasi Allegretto
Nr. 16 Finale Allegretto – Allegro molto – Presto
Eroica
1. Allegro con brio
2. Marcia funebre. Adagio assai
3. Scherzo. Allegro viviace – Trio
4. Finale. Allegro molto – Poco andante – Presto
Dieses Stück müßte man nochmal senden, daß man es voll genießen kann. Man ist eben nicht im Theater sondern zu hause und da ist immer was zutuen.
Der Tanz hat auch soviel Neues zu bieten. Kunst ist was wunderschönes.