Auch 2021 lädt der Internationale Richard-Wagner-Verband junge Künstlerinnen und Künstler und Kulturschaffende zur Stipendiatenwoche vom 4. bis 10. August 2021 ein. Statt wie bisher immer rund 250 können 2021 voraussichtlich nur 75 Stipendiat*innen teilnehmen. Die Stipendienstiftung rechnet angesichts der Tatsache, dass das Festspielhaus nach aktuellem Stand mit nur 200 (statt 1.900) Besuchern besetzt werden kann, damit, dass die jungen Kandidaten an mindestens einer der Aufführungen des „Tannhäuser“ am 5. August 2021, des „Fliegenden Holländers“ am 7. August 2021 oder der „Meistersinger von Nürnberg“ am 8. August 2021 teilnehmen können. Das Internationale Stipendiatenkonzert, das die Eingeladenen mit einem Stargast zusammen in Bayreuth bestreiten, findet dann am 9. August 2021 statt.
Nachdem 2020 die Bayreuther Festspiele pandemiebedingt ersatzlos gestrichen waren darf in diesem Jahr jeder lokale Richard-Wagner-Verband nur eine Person benennen, die als Stipendiat*in am entsprechenden Programm teilnimmt.
Die entsendenden lokalen Richard-Wagner-Vereine zahlen übrigens für jeden Stipendiaten 700,00 € an die Stipendienstiftung des RWVI. Davon werden hauptsächlich die Eintrittskarten für drei Vorstellungen bei den Festspielen sowie Unterkunft und Verpflegung bezahlt.
Das Entsenden junger Künstler*innen und Kulturschaffender nach Bayreuth zu den Festspielen ist die vornehmste Aufgabe der lokalen Richard-Wagner-Verbände, die bisher für die Begleitung pro entsendeten Stipendiaten eine Eintrittskarte für eine der Vorstellungen in der Stipendiatenwoche erwerben konnten. Das wird es 2021 nicht geben. Die Karten sind äußerst knapp und werden an die Personen verkauft, die 2020 Karten erworben hatten, aber auf die Erstattung der Kosten verzichtet haben.
Die lokalen Richard-Wagner-Verbände, die früher ihren Mitgliedern maßgeblich bei der Beschaffung von Eintrittskarten zu den Bayreuther Festspielen geholfen haben, veranstalten darüber hinaus Konzerte, Vorträge und Opernfahrten zu Aufführungen von Opern Richard Wagners. Das jährliche Stipendiatenkonzert, das in einigen Ortsverbänden als eine Art Casting veranstaltet wird, ist ein Highlight des Vereinslebens.
Bei Kartenpreisen von 10,00 € bis 416,00 €, je nach Vorstellung, stellt schon das Aufführungsprogramm in der Stipandiatenwoche einen großen Anreiz für junge Künstler*innen und Kulturschaffende bis zum Alter von 35 dar, sich über einen der Richard-Wagner-Verbände um ein Stipendium zu bewerben, zumal der Kontakt zu Gleichgesinnten während der Stipendiatenwoche unvergesslich bleibt.
Das Programm reicht vom Besuch der Einführungsvorträge von Dr. Sven Friedrich am Vormittag und der Vorstellungen der drei Opern über die Kranzniederlegung am Grab Richard Wagners und Workshops mit renommierten Sänger*innen (2017 war es Gwyneth Jones), den Besuch des Richard-Wagner-Museums bis zum Empfang bei der Bayreuther Oberbürgermeisterin. Hier der Link zum ursprünglich geplanten Programm 2020, das durch die Pandemie vereitelt wurde: Das Stipendiatenprogramm – Richard-Wagner-Stipendienstiftung in Bayreuth (richard-wagner-stipendienstiftung.de)
Die Stipendienstiftung wurde 1882 von Friedrich von Schoen unter Zustimmung Richard Wagners gegründet mit dem Zweck, „begabten angehenden Musikern, Sängern oder anderen Bühnenschaffenden, die als Nachwuchs für Orchester oder Bühne der Bayreuther Festspiele in Frage kommen, den Besuch mehrerer Aufführungen der Bayreuther Festspiele zu … ermöglichen.“
Nachdem die Festspiele 1876 für Wagner mit einem Berg von Schulden endeten, konnte sich seine Idee von 1849, die Kunst müsse für die Besucher kostenlos angeboten werden, nicht halten. Die Stipendiaten werden von den lokalen Richard-Wagner-Verbänden vorgeschlagen und qualifizieren sich durch herausragende Leistungen, die durch Gutachten ihrer Lehrer*innen oder Operndirektor*innen und eine Stellungnahme des/der Vorsitzenden des entsendenden Richard-Wagner-Verbands unterstützt werden.
Unter den zahlreichen Stipendiaten früherer Jahre sind Gesangsstars wie Diana Damrau, Franz Hawlata, Peter Hofmann, Jonas Kaufmann, Gundula Janowitz, Bryn Terfel, Michael Volle und Georg Zeppenfeld, sowie Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Axel Kober, Christian Thielemann und Hans Zender. Aber auch Regisseure wie Operndirektor Kasper Holten und Uwe Eric Laufenberg waren Stipendiaten.
Es gibt allein in Deutschland 48 Ortsverbände des Internationalen Richard-Wagner-Verbands, der 2009 aus der Fusion des deutschen Richard-Wagner-Verbands, der 1945 wieder gegründet wurde, und dem bisherigen Richard-Wagner-Verband International e.V., der 1991 gegründet wurde, entstanden ist. Der Internationale Richard-Wagner-Verband als Dachverband der lokalen Richard-Wagner-Verbände wird seit 2019 geleitet von Rainer Fineske, Berlin. Er veranstaltet jedes Jahr einen Internationalen Richard-Wagner-Kongress mit Delegiertenversammlung und einem anspruchsvollen Symposium und Kultur- und Ausflugsprogramm.
Der Kongress vom 24. bis 26. September 2020 in Bonn musste pandemiebedingt ausfallen. Beim Kongress vom 15. bis 18. Oktober in München wird die Delegiertenversammlung elektronisch abgehalten, damit auch die Verbände aus Australien, Japan, den USA und Israel teilnehmen können, so Rainer Fineske.
Wenn Sie sich für einen Richard-Wagner-Verband in Ihrer Nähe interessieren, hier die Liste der Richard-Wagner-Verbände weltweit.
Die Pflege des Werkes eines einzigen Komponisten ist in keinem Fall so gut organisiert wie bei Richard Wagner. Die lokalen Verbände wirken im kulturellen Leben ihrer Städte mit. In Würzburg hat der örtliche Richard-Wagner-Verband mehr als 1000 Mitglieder, der Mannheimer hat rund 600.
Besonders aktiv ist der Richard-Wagner-Verband Leipzig, der Geburtsstadt des Komponisten. Er hat 480 Mitglieder und unterhält sogar eine Geschäftsstelle mit einem Shop, in dem man auf Wagner bezogene Souvenirs und Literatur kaufen kann am Richard-Wagner-Platz 1 in Leipzig. Die Oper Leipzig ist das einzige Opernhaus der Welt, das alle 13 Opern des Komponisten im Repertoire hat. Die Mitglieder des RWV Leipzig kommen nicht nur aus Leipzig, sondern aus aller Welt. Oft werden sie in der Oper Leipzig am Stand des Richard-Wagner-Verbands angeworben, den es bei allen Aufführungen von Opern Wagners gibt. Neben der Finanzierung der Richard-Wagner-Stipendienstiftung veranstaltet der Internationale Richard-Wagner-Verein alle drei Jahre einen Gesangswettbewerb für Wagner-Stimmen, der nachdem er dreimal hintereinander in Karlsruhe veranstaltet wurde, 2022 in Genf stattfinden soll.
- Artikel von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Titelfoto: Festspielhaus Bayreuth/ Foto @ Bayreuther Festspiele – Jochen Quast