
Erste Premiere im neuen Jahr wird der Repertoire-Klassiker CARMEN am 20. Januar sein, in einer Neuinszenierung von Ole Anders Tandberg und unter musikalischer Leitung von Ivan Repušić. Die Titelpartie interpretiert Clémentine Margaine, die gerade als Fidès in Meyerbeers LE PROPHETE einen überwältigenden Erfolg feiern konnte.
Mit der Titelheldin seiner „Carmen“ schuf Georges Bizet 1875 eine der faszinierendsten Figuren der Operngeschichte: Verführerisch und geheimnisvoll, aber zugleich von einem unstillbaren Freiheitsdrang beseelt, ist Carmen das Gegenbild zum romantischen Frauenideal von Treue und Opferbereitschaft. Und beunruhigend anders als die gesittete bürgerliche Welt ist auch die Umgebung, in der sich die Geschichte von Carmen und Don José abspielt: Hier, unter Schmugglern und Soldaten, Arbeitern und Prostituierten, gilt allein das Recht des Stärkeren und wie beim Stierkampf wird der Unterlegene gnadenlos getötet. Grund für die Popularität von Bizets Meisterwerk ist freilich nicht nur die packende Geschichte, sondern ebenso die Musik: die spanischen Rhythmen von Habanera und Seguidilla, die die Titelheldin begleiten, aber auch das musikalische Echo, das der Stierkampf in den Chorszenen und in der Auftrittsarie Escamillos findet.
Für den norwegischen Regisseur Ole Anders Tandberg, der an der Deutschen Oper Berlin bereits erfolgreich Schostakowitschs LADY MACBETH VON MZENSK inszeniert hat, ist das blutig-bunte Andalusien kein folkloristischer Rahmen, sondern prägend für das in CARMEN immer präsente Spannungsverhältnis zwischen Realismus und Symbol. Seine Carmen ist nicht das Abziehbild einer femme fatale, sondern eine Frau, hinter deren Freiheitsdrang sich auch eine Scheu gegenüber festen Bindungen verbirgt. Mit der französischen Mezzosopranistin Clémentine Margaine hat Tandberg dafür eine der charismatischsten Interpretinnen dieser Partie zur Verfügung, wohingegen Charles Castronovo in dieser Neuproduktion sein Rollendebüt als Don José gibt. Ihnen zur Seite stehen Heidi Stober als Micaëla und Kammersänger Markus Brück als Escamillo.
FRANKENSTEIN. Musiktheater nach Mary Shelley
Mit einer Uraufführung zum Frankenstein-Stoff startet die Tischlerei am 30. Januar ins neue Jahr. Kaum ein anderer Roman hat wie Mary Shelleys „Frankenstein“ die populärkulturelle Fantasie beflügelt. Die Faszination für den Wissenschaftler, der in der Erschaffung menschlichen Lebens über die Grenzen des moralisch Möglichen hinausgeht, inspirierte besonders immer wieder Filmemacher: von (Stumm-)Filmklassikern bis zu trashigen Splatter-Adaptionen reicht dabei die Palette. Das Bild des kastenköpfigen grünen Monsters mit zwei Elektroden am Hals und dem charakteristischen steifen Gang wird auch heute noch den meisten bei dem Stichwort „Frankenstein“ vor Augen stehen – dabei wurde die namenlose Kreatur so nie von Mary Shelley beschrieben. Überhaupt wirft der Roman mit dem sprechenden Untertitel „Der moderne Prometheus“ vielfältige ethische und philosophische Fragen auf, die in dieser Art kaum in den populären Überformungen gestellt wurden.
Der junge Regisseur Maximilian von Mayenburg wird sich gemeinsam mit Komponist Gordon Kampe dem Mythos Frankenstein nähern. In der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin wird der Spielraum zum Labor; und Schauspieler, Sänger sowie Performer werden unter den Augen des schaulustigen Publikums Leben erschaffen.

Besetzungshighlights: TOSCA, NABUCCO und SALOME
Am 5. und 12. Januar übernimmt in den TOSCA-Vorstellungen Ambrogio Maestri die Partie des Scarpia, neben Monica Zanettin in der Titelpartie und Brian Jagde als Mario Cavaradossi. Jagde wird sich in der Premiere von Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE (am 18. März) auch im deutschen Fach vorstellen. Die musikalische Leitung hat der Musikdirektor der Den Norske Opera und Ballett in Oslo, John Fiore.
Liudmyla Monastyrska ist in den NABUCCO-Aufführungen am 6. und 14. Januar als Abigaille zu erleben, an ihrer Seite Ivan Inverardi in der Titelpartie und Irene Roberts als Fenena.
Und – last but not least – freuen wir uns, dass die SALOME-Inszenierung von Claus Guth am 28. Januar und 3. Februar wieder auf dem Programm steht, mit Catherine Naglestad in der Titelpartie, Samuel Youn als Jochanaan, Burkhard Ulrich als Herodes und Gabriele Schnaut als Herodias.

Sinfoniekonzert: Korngold und Bruckner am 29. Januar
Generalmusikdirektor Donald Runnicles steht beim Sinfoniekonzert am Pult des Orchesters der Deutschen Oper Berlin, wenn am 29. Januar
Erich Wolfgang Korngolds „Lieder des Abschieds“, op. 20, interpretiert von Mezzosopranistin Irene Roberts, musikalisch auf die Premiere von Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE vorausweisen. Außerdem spielt das Orchester Anton Bruckners 7. Sinfonie in E-Dur.
- Titelfoto: NABUCCO von Giuseppe Verdi, Deutsche Oper Berlin, Premiere am 8. 9. 2013, Foto-copyright: Bernd Uhlig
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