Bürgenstock-Festival: Ein Festival der Freundschaft

Foto @ michaelschmid.photo/Bürgenstock Festival

Es ist beeindruckend, was auf Initiative der Familie Frey auf dem Bürgenstock entstanden ist. Dort nämlich finden seit 10 Jahren im Sommer wie auch im Winter in der Villa Honegg und in der Kapelle, sowie im Winter auch im Kaufleuten Klubsaal in Zürich Konzerte mit international renommierten Künstlern statt. Unter der künstlerischen Leitung von Andreas Ottensamer, der weltweit sein Publikum mit seinem Klarinettenspiel begeistert, sowie dem ebenfalls einen hervorragenden Ruf geniessenden Pianisten José Gallardo, finden sich jeweils Topstars der klassischen Musik zusammen. Als Freunde verbringen diese Künstler dann eine Woche in ungezwungenem Rahmen in der Villa Honegg, wo sie spontan die Musikstücke für ein spannendes Konzert zusammenstellen und für eine einzigartige Stimmung sorgen.  (Konzertbericht vom Eröffnungskonzert v. 31.01.2023)

 

 

Das diesjährige Eröffnungskonzert fand im Kaufleuten Klubsaal in Zürich statt. Dieses charmante Plüschtheater ist für einen solchen Anlass bestens geeignet. Das Haus war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Erfreulicherweise waren unter dem Publikum auch viele jüngere Musikfreunde zusehen. Die Bühne war mit gemütlichen Sofas ausgestattet, wo sich die Freunde gegenseitig beim Musizieren zuhörten und einander applaudierten. So entstand eine ganz besondere, dem Anlass angepasste intime Atmosphäre. Die Musiker kennen sich bereits von Konzertreisen, wo sie auch schon zusammen aufgetreten waren. Charmant und wie immer locker moderierte Andreas Ottensamer den Anlass und führte durch das Programm.

Den Anfang machte das berühmte „Gassenhauer-Trio“ von Ludwig van Beethoven. Dieses fröhliche Trio wurde gespielt von José Gallardo am Klavier und dem französischen Cellisten Christian-Pierre La Marca, sowie Andreas Ottensamer, Klarinette.

Foto @ michaelschmid.photo/Bürgenstock Festival

Zum ersten mal am Festival teilgenommen, hat die deutsch-japanische Pianistin Alice Sara Ott. Inspiriert von den Landschaften und Bergen spielte sie das „Regentropfen“ Prélude von Frédéric Chopin mit wunderbarer Innigkeit und Finesse. Ein Genuss!

 

Foto @ michaelschmid.photo/Bürgenstock Festival

Mit Prokofiev‘s „Dance of the Knight“ aus Romeo und Julia stellte sich der gefragte französische Bratschist Adrien La Marca dem Publikum vor. Begleitet von José Gallardo erklangen diese bekannten Melodien virtuos gespielt.

 

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Ksenija Sidorova ist die führende Botschafterin des Akkordeons und beherrscht ihr Instrument mit größter Virtuosität. Dies bewies sie mit dem Walzer „Chiqulin De Bachin“ des französischen Komponisten Frank Angelis, basierend auf einem Thema von Astor Piazzolla.

 

Aus Anlass des 150 jährigen Geburtstags von Sergei Rachmaninov erklang das traumhafte Andante aus der Cello Sonate Op. 19. Was für ein herrliches Zusammenspiel von Christian-Pierre La Marca und José Gallardo. Mit dem „Hummelflug“ von Rimski-Korsakow schwirrten die Töne des Cellos und des Klaviers in atemberaubendem Tempo durch den Saal.

Die deutsch Violinistin Veronika Eberle braucht keinem Kenner der Klassikszene mehr vorgestellt zu werden, ist sie doch bei den führenden Orchestern und den großen Festivals stets ein gern gesehener Gast. Dass Paganini nicht nur temporeiche Werke komponierte, bewies ein zauberhaftes Stück, welches Veronika Eberle, begleitet von José Gallardo, zu Gehör brachten und einen schwelgen liess.

Leider musste Thomas Hampson krankheitsbedingt absagen. Aber dass man sich auf Freunde verlassen kann, bewies der im Publikum sitzende Benjamin Appl. Er war für Hampson mit einem Vortrag aus der „Winterreise“ von Franz Schubert eingesprungen. So kam es zu einer Premiere der speziellen Art. Zusammen mit der Akkordeonistin Ksenija Sidorova, sie spielte zum ersten Mal Schubert, erklang die Komposition „Gute Nacht“. Was für ein Hörerlebnis! Benjamin Appl ist ein Meister der Interpretation und überzeugte, wie immer, mit seiner herrlichen Stimme.

Alice Sara Ott wollte die Gelegenheit nicht verpassen, zusammen mit José Gallardo ein Werk zu vier Händen zu spielen. So erklang „Le Jardin féerique“ aus der Komposition „Ma mère I‘Oye“ von Maurice Ravel, traumhaft schön gespielt.

Foto @ michaelschmid.photo/Bürgenstock Festival

Den offiziellen Abschluss des Konzerts machte das „Rondo alla zingarese“ aus dem Klavierquartett von Johannes Brahms. Die Brüder La Marca, Cello und Bratsche, Veronika Eberle, Violine und José Gallardo am Klavier, spielten mit viel Temperament und Gefühl dieses rassige Werk. Was für ein Quartett! Als Zugabe nach stürmischem Applaus kam man zum seltenen Vergnügen, mit einem ungarischen Tanz von Johannes Brahms alle Musiker gemeinsam zu hören. In dieser wohl einmaligen Kombination, der krönende Abschluss eines in jeder Beziehung außerordentlichen Konzerts.

Am Sonntag, den 5. Februar kann man diese Künstler nochmals in einem Extrakonzert im Stadthaus Winterthur erleben.

Weitere Informationen zum Festival, welches im kommenden Juni mit drei Konzerten auf dem Bürgenstock und im Kaufleuten-Saal aufwarten wird, erfährt man hier: www.buergenstock-festival.ch

Sich frühzeitig Tickets zu sichern, sei jedem Interessierten dringend empfohlen.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Titelfoto: michaelschmid.photo/Bürgenstock Festival 
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