Basel: Premiere von «Le nozze di Figaro»

Theater Basel/Le Nozze di Figaro/Antoin Herrera-Lopez Kessel, Sarah Brady/Foto
©Lucia Hunziker

Im Rahmen einer «Figaro»-Trilogie folgte nach dem «Il barbiere di Siviglia» nun als Fortsetzung der zweite Teil mit «Le nozze di Figaro». Ergänzt wird dieser Reigen mit «La mère coupable» von Darius Milhaud. Wurden wir doch im «Barbiere» mit einer äusserst lebhaften Inszenierung überrascht, so erlebte man mit dieser Inszenierung der Mozart Oper gerade das Gegenteil. Die nur vordergründig amüsante Handlung um Liebe, Eifersucht und Lüge, wird in einem Einheitsbühnenbild von Bettina Meyer gezeigt. Ein sich nach hinten verlängernder, immer enger werdender tapezierter Raum bildet den Rahmen für die rund drei Stunden dauernde Oper. Einzig ein Graben im Bühnenboden und ein paar Gazevorhänge ergänzen das Bild. (Rezension der Premiere vom 18.1.2020

 

Dies wirkt zu Beginn ästhetisch schön und weckt Erwartungen. Allerdings erschöpft sich diese Wirkung bald einmal und man wähnt sich eher in einer konzertanten Aufführung. Die Inszenierung von Barbara Frey lässt der Musik viel Raum und der Zuschauer wird nicht durch viele Details abgelenkt. Der totale Verzicht auf Requisiten stellt für die Sänger eine nicht zu unterschätzende Herausforderung an gesanglichem Können und Bühnenpräsenz dar. Trotzdem wirken die einzelnen Sänger zuweilen etwas verloren auf der Bühne und die teilweise amüsanten Szenen wollen nicht so recht auf das Publikum überspringen. Die Kostüme von Bettina Walter vermitteln jeder Figur einen eigenen Charakter. Der Chor erscheint in Kostümen hergestellt aus Stoff mit gleichem Dekor wie die Tapete des Raums, wodurch er etwas steril wirkt. Einzig im 3. Akt darf er sich optisch durch Tanzbewegungen bemerkbar machen.

Die musikalische Seite dieser mit viel Wohlklang durchzogenen Oper ist überzeugend. Die Aufführung ist mit jungen Sängern besetzt, welche ihre Stimmen und ihr schauspielerisches Talent voll zum Einsatz brachten. Eine bemerkenswerte Leistung.

Antoin Herrera-Lopez Kessel als Figaro lässt seinen starken Bassbariton erklingen und überzeugt auch mit einer guten darstellerischen Leistung. Thomas Lehman als Graf Almaviva singt seine anspruchsvolle Rolle mit einem schönen Bariton und kann besonders im 3. Akt mit einer sehr schön gesungenen Arie für sich einnehmen.

Theater Basel/Le Nozze di Figaro/ Oksana Sekerina, Kristina Stanek, Sarah Brady/Foto ©Lucia Hunziker

Einen sehr guten Eindruck hinterlässt Sarah Brady, ein ehemaliges Mitglied des Opernstudios OperAvenir, als Susanna. Dieser großen Partie ist sie bestens gewachsen und ist auch im Spiel sehr glaubhaft.  Als Contessa Almaviva ist mit Oksana Sekerina eine junge russische Sopranistin zu erleben, welche Ihrer Partie mit ihrer edlen Stimme viel Noblesse verleiht.

Ein besonderes Highlight an diesem Abend war Kristina Stanek, ein Ensemblemitglied des Hauses, als Cherubino. Sie verfügt über eine herrliche Stimme, mit welcher sie diese schwierige Partie nuancenreich und mühelos meisterte. Auch darstellerisch vermochte sie voll zu überzeugen. Jasmin Etezadzadeh als Marcellina gefiel mit ihrem flexiblen Mezzosopran und lies aufhorchen.

Basel/Le Nozze/Bruno de Sá, Kristina Stanek/Foto ©Lucia Hunziker

Wohl zum ersten Mal überhaupt, wurde die Rolle der Barbarina mit einem Sopranisten besetzt. Bruno de Sá, welcher dem Opernstudio OperAvenir angehört, konnte einmal mehr seine herrliche Stimme erklingen lassen und man darf auf die weiteren Stationen dieses Ausnahmesängers gespannt sein.

Andrew Murphy als Bartolo, Karl-Heinz Brandt als Basilio, Hyunjai Marco Lee als Don Curzio und Flavio Mathias als Antonio ergänzten das Sängerensemble.

Das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Christian Curnyn spielte die herrliche Musik von Mozart engagiert und temporeich. Einige Unsicherheiten, welche wohl dem Premierenabend zuzuschreiben sind, dürften sich im Laufe der Aufführungen sicher noch ausglätten.

Der Chor des Theater Basel, unter der Leitung von Michael Clark erwies sich wieder als sehr professionell.

Das Publikum bedankte sich mit viel Applaus für die Sänger, wie auch für Chor und Orchester. Dies galt auch für das Team um Barbara Frey.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Theater Basel / Stückeseite
  • Titelfoto: Theater Basel/Le Nozze di Figaro/ Oksana Sekerina, Flavio Mathias, Thomas Lehman, Sarah Brady/Foto©Lucia Hunziker
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