Das Zürcher Kammerorchester unter der Leitung von Willi Zimmermann bot zum Jahresbeginn ein gemischtes Festprogramm. Der erste, besinnlichere Teil war der Musik von Johann Sebastian Bach und Carl Philipp Emanuel Bach gewidmet. Nach der Pause kamen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart zu gehör, welche für eine fröhliche Stimmung sorgten. (Rezension des Konzerts vom 1.1.2023)
Als Solist trat der Bariton Benjamin Appl auf. Er begeisterte das Publikum mit seiner herausragenden Darbietung der jeweiligen Werke, kombiniert mit seiner gepflegten Aussprache der Texte und seiner Spielfreudigkeit. Ihm gelingt es glänzend, die passende Stimmung für die Arien zu gestalten. Benjamin Appl verfügt zweifellos über eine der derzeit schönsten Stimmen seines Fachs. Seine Interpretationen der Bach Arien „Er ist mein Licht, mein Leben“, „Was des Höchsten Glanz erfüllt“ oder „Bist du bei mir“ waren ein Hörgenuss.
Mit der Wiedergabe des „Brandenburgisches Konzert Nr. 2 F-Dur“ und auch der „Sinfonie Es-Dur ,Wq 179“ von Carl Philipp Emanuel Bach erlebte man die außerordentliche Qualität des Zürcher Kammerorchesters.
Nach der Pause erklang „Ein musikalischer Spaß KV 522“, ein Werk von Wolfgang Amadeus Mozart, welches man nicht oft im Konzertsaal hört. Es ist ein derber Spaß, mit dem er sich über dilettierende Komponisten und über Musiker, denen es an den technischen Fertigkeiten und künstlerischen Einfällen mangelt, lustig macht.
Da erlebt man „betrunkene“ Hörner, arrogante Streicher (herrlich von Willi Zimmermann interpretiert) und am Ende des vierten Satzes völlig unkonzentrierte Musiker. Ein wirklicher Spaß.
Die Idee, jeden der vier Sätze jeweils mit einer Arie von Mozart zu unterbrechen, passte gut zur lockeren Stimmung, die das Werk hervorruft.
Dabei lernt man Benjamin Appl auch von seiner schalkhaften Seite kennen. So bei der Arie „Der Vogelfänger bin ich ja“, wo er vom Seitenbalkon auf die Bühne herunter klettert. Auch mit der Arie „Papagena! Pagagena!, ebenfalls aus der „Zauberflöte“ oder der köstlich dargebotenen Registerarie aus „Don Giovanni“ „Madamina, il catalogo è questo“ und der Champagner-Arie des Don Giovanni „Fin ch‘han dal vino“ konnte Benjamin Appl begeistern.
Das Publikum wurde für seinen starken Applaus mit zwei Zugaben belohnt.
Es ist dem Zürcher Kammerorchester und Benjamin Appl aufs schönste gelungen, das Publikum ins Jahr 2023 zu führen und beschwingt verließ man die Tonhalle am ersten Tag des neuen Jahres.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Zürcher Kammerorchester
- Titelfoto: Zürcher Kammerorchester/B. Appl/Neujahrskonzert 2023/Foto ©Michel Bumann