
Konstantin Zvyagin eröffnete das Jahr 2024 des Richard-Wagner-Verbands Bonn am 28. Januar mit der fulminanten Aufführung seiner Version von Wagners „Ring des Nibelungen“. Der 2023 als Stipendiat des Richard-Wagner-Verband Bonn nach Bayreuth entsandte junge russische Konzertpianist führte seine Interpretation des „Ring des Nibelungen“ im Woelfl-Haus Bonn auf. Man kann die CD der Transkription und die Noten dazu erwerben!
Andreas Loesch, Vorsitzender des Richard-Wagner-Verbands Bonn, wurde auf Zvyagin aufmerksam gemacht von Georgy Voylochnikov, Stipendiat des Jahres 2019: „Wenn Sie jemand suchen, der Wagner besser spielen kann als ich, dann müssen Sie Konstantin Zvyagin kennen lernen.“ Schon im Rahmen der Beethoven-Wagner-Tage 2021 traten Zvyagin und Voylochnikov im Woelfl-Haus auf. Prof. Margit Haider-Dechant, emeritierte Klavierdozentin der Musikhochschule Linz, erkannte die außergewöhnliche Qualifikation Zvyagins.
Konstantin Zvyagin, 1990 in Nowgorod geboren, begann das Klavierstudium im Alter von sieben Jahren. Nach der Ausbildung in Russland vervollkommnete er seine Qualifikation als Konzertpianist bei Prof. Nina Tichmann an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Seit 2020 unterrichtet Zvyagin an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt.

Die ab 8. März 2024 erhältliche CD mit seiner Ring-Transkription wurde im Wilhelm-Petersen-Saal der Akademie für Tonkunst in Darmstadt aufgenommen und enthält ein hervorragend dokumentiertes Booklet, für das sich der Kauf der CD schon lohnt, übrigens auch ein schönes Geschenk für Wagner-Fans. Das Label Spektral hat die CD unter dem Titel: „Ein Weg durch Wagners Ring“ veröffentlicht.
Die Suite mit acht Sätzen mit einer Dauer von 4:35 Minuten (Lenzlied, Die Walküre) bis 11:08 Minuten (Liebesbund, Götterdämmerung) erzählt die Geschichte aus der Sicht des Pianisten. Er hat die Tetralogie mit der Dauer von 16 Stunden auf eine Stunde sechs Minuten konzentriert.
„Bei mir sind die Bilder des Rings am inneren Auge vorbeigezogen,“ so ein Besucher des Konzerts im Woelfl-Haus. Der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt, etwa 40 Konzertfans hatten Streaming-Tickets erworben und erlebten das Konzert am Boesendorfer-Flügel als Live-Stream.
Konstantin Zvyagin hat die bisher vollständigste Transkripion von Wagers „Ring“ vorgelegt. Von Liszt gibt es gerade mal sechs Minuten. Ferrucio Busoni, Louis Brassin und Carl Tausig heben sehr frei interpretiert. Die acht Sätze können jeweils auch einzeln aufgeführt werden.
Wozu braucht man in Zeiten von Youtube und Spotify oder auch DVD und CD eine solche Transkription? Man hört das Werk neu, entdeckt viel klarer als beim Orchestersatz die musikalischen Strukturen, und, vor allem, die einzelnen Sätze sind als Teil eines Klavierabends aufführbar oder als Rahmenmusik zu Wagner-Symposien und Vorträgen.

Zvyagin selbst wurde von der Jury der Richard-Wagner-Stipendienstiftung ausgewählt, für das Rahmenprogramm der Ehrungsveranstaltung für langjährige Mitglieder der Bayreuther Festspiele 2023 in der Villa Wahnfried diese Stücke zu spielen – eine mehr als adäquate musikalische Reverenz an Wagner und an die Künstlerinnen und Künstler.
Die Apollon Musikoffizin hat es sich nicht nehmen lassen, die Noten dieser Auseinandersetzung mit Wagners Werk zu publizieren. Prof. Hermann Dechant half dem Pianisten Konstantin Zvyagin dabei, die Noten seiner Interpretation des „Ring des Nibelungen“ in eine Partitur zu fassen, die bei der Apollon Musikoffizin erworben werden kann. Das Werk ist im Apollon Musikoffizin Onlineshop bestellbar. Der Schwierigkeitsgrad ist allerdings so hoch, dass man ohne Konzertexamen keine Chance hat, das Werk nachzuspielen.
Anlässlich des Neujahrsempfangs des Bonner Richard-Wagner-Verbands hat Zvyagin am 28. Januar 2024 sein Werk selbst aufgeführt, umrahmt von zwei kurzen Stücken von Franz Liszt. Er brauchte keinen Umblätterer für die Noten, denn es war seine eigene Transkription. Die Gäste waren begeistert, und auch mir hat es sehr gut gefallen, weil man die Musik, die man von der Bühne kannte, jetzt als Klaviermusik erlebte.
- Artikel von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Konstantin Zvyagin / Website
- Titelfoto: Konstantin Zvyagin/Foto: Meike Engel – Fotografie