STERNSTUNDE IN BADEN-BADEN – MESSA DA REQUIEM

Festspielhaus Baden-Baden
Festspielhaus Baden-Baden / Foto @ Festspielhaus Baden-Baden

Giuseppe Verdi

Festspielhaus Baden-Baden

Als Gioachino Rossini im Jahre 1868 verstarb, lud Giuseppe Verdi die 12 bekanntesten Komponisten Italiens ein, in einem Gemeinschaftswerk eine Totenmesse zu komponieren, welche am ersten Todestag von Rossini 1869 uraufgeführt werden und den Titel «Messa per Rossini» hätte tragen sollen. Obwohl die Messe schon zwei Monate vor der geplanten Aufführung fertig war, kam sie wegen Widrigkeiten nie zur Aufführung und das Manuskript geriet in Vergessenheit. (Rezension der besuchten Aufführung v. 14.4.19)  

 

1873 verstarb Alessandro Manzoni, eine wichtige Figur der italienischen Nationalbewegung und Giuseppe Verdi beschäftigte sich wieder mit dem Requiem-Stoff. Er war ein großer Verehrer Manzonis und machte der Stadt Mailand das Angebot, eine Messe zu komponieren. Diese wurde dann am ersten Todestag Manzonis am 22. Mai 1874 in der Kirche San Marco in Mailand uraufgeführt und war besonders im deutschen Raum noch länger als «Manzoni-Requiem» bekannt.

Die Aufführung dieses imposanten Werkes im Festspielhaus Baden-Baden kann ohne Übertreibung als Sternstunde bezeichnet werden. Das Zusammenspiel aller Beteiligten kann nicht überzeugender dargeboten werden. Man war von der ersten Minute an fasziniert von der hervorragenden Leistung.

Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS begeisterte durch eine atemberaubende Präzision und war in allen Lagen einfach großartig. Was für Piani und was für gewaltige stimmliche Orkane waren da zu hören. Gerade in den ganz leisen Passagen meinte man, die Stimmen aus einer anderen Welt zu vernehmen. Eine hinreißende Leistung dieses berühmten Chores, welcher von HOWARD ARMAN einstudiert wurde.

Baden-Baden/Verdi-REQUIEM/ Foto @ Monika Rittershaus

Wenn sich auf dem Besetzungszettel die Elite des Gesangs ankündigt, sind die Erwartungen sehr groß.

Der Sängerin VITTORIA YEO, mit ihrem reinen Sopran kann man eine große Zukunft prophezeien. Sie meisterte selbst anspruchsvollste Passagen souverän und mit Bravour.

Wenn Elīna Garanča  ihren Mezzosopran ertönen lässt, erlebt man stets eine außergewöhnliche Leistung. Die Klarheit ihrer Stimme und die schlichte Eleganz ihres Auftritts bilden eine wohltuende Einheit. Beide Frauenstimmen bildeten einen herrlichen Wohlklang im Duett.

FRANCESCO MELI, ein weiterer Star der Opernszene und an allen bedeutenden Häusern gefragt, bot mit seinem kräftigen, aber auch zu feinsten Nuancen fähigen Tenor ebenfalls einen überzeugenden Auftritt.

Mit ILDAR ABDRAZAKOV war eine der führenden Bassstimmen unserer Zeit zu erleben. Auch er hat sich in diesem auserlesenen Solistenquartett bestens integriert.

Doch was wäre eine solche Aufführung ohne ein hervorragendes Orchester? Mit den BERLINER PHILHARMONIKER hatte man sich ebenfalls aufs höchste Niveau begeben und was Maestro RICCARDO MUTI aus diesem Klangkörper zauberte und wie er alle Beteiligten zusammenführte, war ein reines Erlebnis. Die einfühlsame Erfahrung dieses Maestros und die Eleganz mit welcher er dem Klangkörper die Feinheiten der Partitur zu entlocken verstand, waren schlicht gesagt begeisternd.

Das Requiem wird am 20. April nochmals in dieser Besetzung aufgeführt. Wer sich noch eine Karte ergattern kann, darf sich zu den ganz glücklichen Musikfreunden zählen.

 

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