In den letzten fünf Jahren hat sie das Publikum immer wieder in den verschiedensten Rollen ihres Gesangsfachs im Opernhaus Dortmund erleben dürfen. Es waren viele kleinere Partien dabei, es waren aber verschiedene darunter, wie die Musetta aus „La Boheme“, oder der Page Oscar in „Ballo in maschera“, die Gretel aus „Hänsel und Gretel“, als auch die Almirena aus Händels Barockoper „Rinaldo“ mit der die junge Sopranistin aufhorchen liess. Tamara Weimerich, seit mehreren Jahren eine feste Größe im erfolgreichen Opernensemble von Intendant Jens-Daniel Herzog in Dortmund im Gespräch mit dem Opernmagazin.
Seit der Spielzeit 2010/2011 ist Tamara Weimerich als Opernsängerin am Theater Dortmund engagiert. In der gleichen Spielzeit begann auch die erfolgreiche Opernintendanz des namhaften Regisseurs Jens-Daniel Herzog in der Ruhrgebietsmetropole. Frau Weimerich gehört von Beginn an zu seinem festen Opernensemble. Im Laufe der vergangenen fünf Spielzeiten durfte die Sopranistin immer wieder ihre musikalische, als auch ihre vortrefflich darstellerische, Bühnenpräsenz dem Dortmunder Publikum unter Beweis stellen. Zum Ende der bald ablaufenden Spielzeit 2015/16 war sie in der Familienoper „Ronja Räubertochter“ in einer Serie von Aufführungen als Birk, dem Freund der Ronja, zu erleben.
Diese durchaus schwierige Gesangspartie gestaltete die Künstlerin mit großer Musikalität und ebenso großer Spielfreude. Eine Spannung erzeugende Spielfreude, die sich gerade auch auf das vorwiegend junge bis sehr junge Publikum dieser Familienoper übertrug, welches zu großen Teilen aus Schulkindern bestand. Kindern die Musik, und insbesondere die klassische Musik, nahe und näher zu bringen, ist Tamara Weimerich auch persönlich ein großes Anliegen. Von daher liegt ihr das Kindertheater sehr am Herzen. Passend dazu wird sie in der nächsten Spielzeit in der Wiederaufnahme der vom hoch talentiertem jungen Opernregisseur Erik Petersen wundervoll inszenierten Dortmunder Produktion von „Hänsel und Gretel“ erneut die Rolle der Gretel übernehmen.
Weitere Termine in der Oper Dortmund mit der Sopranistin stehen auch bereits fest: Unter anderem wird Tamara Weimerich in den Partien der Papagena und der Pamina in der Neuinszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ ab dem 26. November 2016 zu erleben sein. In der Premiere wird sie die Papagena singen. Die Termine als Pamina sind der Programmankündigung des Theater Dortmund unter dem eingefügten Link zur Zauberflöte zu entnehmen. Ab Februar 2017 ist sie als Zerlina in der Wiederaufnahme von Mozarts „Don Giovanni“ in einer ihrer Paraderollen ihres Fachs zu erleben und im Folgemonat März wird sie die Adele in der wunderbar-genialen Operette von Strauß „Die Fledermaus“ singen.
Es sind die leichten Charaktere, die mit der Stimmlage von Tamara Weimerich ideal zu besetzen sind. Und diese scheinbar „leichten“ Sopran- und Soubrettenpartien singt und spielt sie immer wieder mit großer Professionalität und komödiantischem Talent. Aber natürlich sind es nicht nur die Partien der klassischen Soubrette, die die Sopranistin, auch im Blick in ihre künstlerische Zukunft, weiter ausfüllen möchte. Vielmehr ist es ihr Ziel sich auch vertieft ins sogenannte „lyrische Fach“ zu begeben. Partien wie die einer „Zdenka“ (aus Araballa/Richard Strauß) sind ebenso künstlerisches Ziel, wie die Einstudierung weiterer Partien ihres Gesangsfach in deutschen Opern.
So wie Tamara Weimerich auf der Opernbühne beim Publikum wirkt und herüber kommt, so ist sie auch in der tatsächlichen Begegnung. Eine strahlende und offene Persönlichkeit, fern aller Allüren, die so mancher Sopranistin auch noch heutzutage nachgesagt werden. Sie lebt zwar seit einigen Jahren in Dortmund, nennt sogar mittlerweile – ganz Ruhrgebiets-like – einen typischen Schrebergarten ihr eigen, ist aber doch im Herzen ganz die Saarländerin geblieben, die sie stets war. Geboren in Saarbrücken und aufgewachsen in dem kleinen saarländischen Ort Bliesransbach, nahe der deutsch-französischen Grenze. Die Großeltern waren es, die ihre Liebe zur Oper an ihre Enkelin Tamara weitergaben. Und immer wieder erhält die Sängerin Besuch von ihrer Familie aus dem Saarland, die sie in Dortmund auf der Opernbühne erleben wollen.
Neben der künstlerischen Entwicklung hat sich aber auch im privaten Leben der Tamara Weimerich ganz entscheidendes getan. Vor 2 ½ Jahren wurde Söhnchen Jakob geboren. Und natürlich hat dieses Ereignis im Leben der Künstlerin einen ganz besonderen Stellenwert, denn Mutter sein ist nun mal keine Rolle, es ist vielmehr eine wunderbare Aufgabe und Erfüllung fürs Leben. Aber es bringt auch Veränderungen mit sich. Wie jede Mutter muss auch Tamara Weimerich ihr privates und berufliches Leben koordinieren, durchtakten und entsprechende Prioritäten setzen. Da unterscheidet sich eine Opernsängerin in nichts von jeder anderen Arbeitnehmerin. Und natürlich ist sie auch da ganz Profi.
Im Gespräch ging es auch um die unumgängliche Frage nach dem leidigen Lampenfieber. „Nein, ich habe absolut kein Lampenfieber, Ich freue mich über jeden Auftritt“, sagt Frau Weimerich heute. Zu Beginn ihrer Bühnenlaufbahn war das natürlich naturgegeben etwas anders. 2001 hatte sie ihren ersten Opernauftritt. Es war eine kleine Rolle, eine Almosensucherin in Puccinis „Suor Angelica“ am Theater Darmstadt. Kurz vor dem Auftritt dachte sie „Oh Gott, was tu ich mir da an!“. Aber offenbar war dieser Wurf ins eiskalte Wasser dann doch der entscheidende Auftakt zu vielen dann folgenden Bühnenauftritten mit immer mehr schwindendem Lampenfieber.
Gesang studiert hat Tamara Weimerich in Frankfurt /Main bei der berühmten Opernsängerin und Gesangslehrerin Hedwig Fassbender. Frau Professor Fassbender hat ihrer Schülerin einen weisen Satz mit ins Künstlerleben gegeben: „Für jede schöne Stimme ist Platz auf dieser Welt!“. Recht hat sie. Zudem nimmt Tamara Weimerich regelmäßig an Meisterklassen und Couchingstunden der Freiburger Gesangspädagogin Professor Katharina Kutsch teil. Frau Weimerichs Stimme zeichnet sich durch eine schöne und kräftige Mittellage und strahlende Spitzentöne aus.
Wer beispielsweise ihren vokalen Einsatz in einer der großen Szenen in Benjamin Brittens Oper „Peter Grimes“ in diesem Jahr miterlebt hat, wird mir hier zustimmen können. Und da Britten an manchen Stellen unseres Gesprächs Thema war, sei auch erwähnt, dass Benjamin Britten auch einer der Komponisten des vergangenen Jahrhundert ist, den Tamara Weimerich besonders verehrt. Und hier ganz besonders sein Meisterwerk „Der Sommernachtstraum“ ( im Orig. “A Midsummer Night’s Dream“). „Die Helena aus Sommernachtstraum wäre eine meiner größten Wunschpartien für die Zukunft“, verrät sie mir.
Ich danke Tamara Weimerich für ein wirklich interessantes und sympathisches Gespräch mit vielen Ein- und Ausblicken auf das Leben und die Gesangskarriere dieser hochtalentierten Künstlerin. Ihre Fans dürfen sich, wie auch ihre Kolleginnen und Kollegen, auf eine weitere Spielzeit an der Oper Dortmund mit ihr freuen. Eine Gesangsdarstellerin von Rang, deren Qualität nicht allein nur im sogenannten leichten, gar komischen Fach ihre Berechtigung sucht und mittlerweile auch gefunden hat.
*Titelfoto: Tamara Weimerich/Oper SAUL/Oper Dortmund/ Foto@Björn Hickmann
© DAS OPERNMAGAZIN/Detlef Obens
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Ein Gedanke zu „Sopranistin Tamara Weimerich: „Für jede schöne Stimme ist Platz auf dieser Welt!“ – Die Künstlerin der Oper Dortmund im Gespräch mit dem OPERNMAGAZIN“