Signal der Politik: Bayreuth 2021 soll stattfinden!

Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Foto @ Thilo Beu

Es gibt zwar immer noch keine Bestellzettel für Karten, aber der Verwaltungsrat der Bayreuther Festspiele hat in seiner Sitzung am 30. April 2021 beschlossen, dass die Bayreuther Festspiele wie geplant vom 25. Juli bis 27. August 2021 stattfinden werden. Man setzt voll auf eine Entspannung der Lage bei der Pandemie und vor allem auf eine Lockerung der strengen Spielverbote für Theater, die die Politik zu verantworten hat. Es ist ein Signal der Politik, dass man fest damit rechnet, dass die fortschreitende Impfkampagne die Öffnung der Festspiele für Publikum gestatten wird. (Artikel von Ursula Hartlapp-Lindemeyer)

 

Die Entwicklung in Israel, wo der Rückgang der Inzidenz auf die weit fortgeschrittene Impfkampagne zurückgeführt wird, legt die Hoffnung nahe, dass man in Deutschland in drei Monaten auch so weit sein wird, dass man vollständig Geimpften und negativ Getesteten den Zugang zu den Festspielen gestatten kann.

Die Bayreuther Festspiele sind übrigens seit 1985 eine GmbH, deren Anteilseigner im Verwaltungsrat der Freistaat Bayern, die Bundesrepublik Deutschland und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V., je 29% halten, die Stadt Bayreuth 13%. An der Entscheidung für die Festspiele 2021 sind also der Bund, der Freistaat Bayern und die Stadt Bayreuth wesentlich beteiligt.

Katharina Wagner, Tochter des langjährigen Leiters der Bayreuther Festspiele Wolfgang Wagner, und seiner zweiten Frau Gudrun Mack, ist also keineswegs persönlich haftende Veranstalterin der Bayreuther Festspiele. Sie war als Urenkelin von Richard Wagner und renommierte Regisseurin als künstlerische Leiterin der Festspiele prädestiniert. Ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier, die 2008 mit Katharina zusammen die Leitung der Festspiele in der Nachfolge ihres Vaters Wolfgang Wagner übernahm, hat sich 2015 aus dieser Funktion zurückgezogen.

Die Durchführung der Festspiele 2021 soll ein Signal der Politik sein, dass in Deutschland wieder halbwegs Normalität einkehrt. Man ringt noch um die Zahl der erlaubten Besucher*innen. Im Raum stehen Zahlen von 235 bis 1.000 Plätze pro Vorstellung, im Gegensatz zu 2.000, die man in „normalen“ Jahren einlassen konnte. Erst wenn klar ist, wie vielen Besuchern man Zutritt gewähren darf, können Kartenbestellungen bearbeitet werden.

Damit geht der Verwaltungsrat der Bayreuther Festspiele, in dem der Freistaat Bayern und Die Bundesrepublik Deutschland mit je 29% die Mehrheit haben, ein erhebliches unternehmerisches Risiko ein. Die Stadt Bayreuth, mit 13% beteiligt, hat vermutlich ein vitales Interesse daran, 2021 ihre Tourismusbranche wieder besser auszulasten, nachdem der Ausfall der Festspiele 2020 und das Beherbergungsverbot im Lockdown zu massiven Umsatzeinbußen geführt haben.

Festspielhaus Bayreuth/ Foto @ Bayreuther Festspiele – Jochen Quast

Obwohl im Mai 2021 noch sämtliche deutschen Theater und Opernhäuser geschlossen sind und viele LIVE-Aufführungen vor Publikum in der Spielzeit 2020/21 abgesagt haben, hat man sich zu einem Bekenntnis für die Durchführung der Festspiele 2021 entschlossen und geht das unternehmerische Risiko ein, im Extremfall Einnahmeausfälle für nicht durchgeführte Vorstellungen in Kauf zu nehmen. Viele Wagner-Enthusiasten, die 2020 Karten gekauft hatten, haben auf die Erstattung des Kaufpreises verzichtet und werden jetzt 2021 bevorzugt behandelt, da sie den Festspielen ein zinsloses Darlehen gegeben hatten.

Noch sind die Fallzahlen zu hoch für die Öffnung von Theatern und Opernhäusern. Der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V., Dr. Georg Freiherr von Waldenfels: „Wir sind optimistisch, dass sich das bis zum Sommer ändert. Dann werden wir eine höhere Impfquote haben.“

Man kann davon ausgehen, dass Bundes- und Landespolitik alles tun werden, um die Bayreuther Festspiele, die eine weltweite Strahlkraft haben, zu ermöglichen, denn Einbußen, wie man sie Künstler*innen und der Tourismusindustrie zugemutet hat, werden bei sinkenden Inzidenzen nicht mehr durchsetzbar sein.

Insbesondere wird man bis zum 25. Juli 2021 die jetzt noch geltenden Spielverbote und Ausgangssperren aufheben müssen, sofern es die Pandemie zulässt. Mit einem tragfähigen Hygienekonzept, das sicherlich auf der Basis von Schnelltests und Impfausweisen den Zutritt gestattet, wird man am 25. Juli 2021 mit der Premiere des  „Fliegenden Holländer“ ein Signal setzen, dass in Deutschland Kunst und Kultur wieder möglich sind.

Zum geplanten Programm der Bayreuther Festspiele 2021 hat das Opernmagazin bereits berichtet.

 

  • Artikel/Kommentar von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Titelfoto: Festspielhaus Bayreuth/ Foto @ Bayreuther Festspiele – Jochen Quast
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