
Der Concentus Musicus Wien, der 1953 von Nikolaus Harnoncourt und anderen gleichgesinnten Musizierenden gegründet wurde, hat am 24. Januar 2025 im Großen Saal des Mozarteums in Salzburg ein spannendes Programm mit Werken von Wolfgang Amadé Mozart, darunter seine Bearbeitung von Georg Friedrich Händels »Messias«, dargeboten. Das sehr hohe musikalische Niveau der Aufführungen unter der Leitung von Stefan Gottfried, dem künstlerischen Leiter des Concentus Musicus Wien, beweist, wie groß die Fortschritte bei der Aufführung von Musik des 18. Jahrhunderts mit historischen Instrumenten sind. Keines der aufgeführten Werke kann als Rarität bezeichnet werden, doch tauchen sie in den Konzertprogrammen der großen Orchester nur selten auf. Es war daher ein echtes Entzücken, Musik im Konzert zu erleben, die normalerweise nur in Aufnahmen zu hören ist.
Die Symphonie in Es-Dur, KV 184, von Mozart entstand 1773 in Salzburg und enthält nach meiner Einschätzung einen der tiefgründigsten aller Andante-Sätze. Im Stil einer italienischen Ouvertüre besteht die Symphonie aus drei Sätzen ohne Wiederholungen, die ineinander übergehen und den Eindruck einer Fantasie in drei Gefühlszuständen vermitteln: lebhaft (Erster Satz: Molto Presto in Es-Dur), traurig (Zweiter Satz: Andante in c-Moll) und fröhlich (Dritter Satz: Allegro in Es-Dur). Stefan Gottfried leitete eine aufregende Interpretation, die die gegensätzlichen Gefühle und insbesondere die des kontemplativen zweiten Satzes hervorhob. Diese Aufführung war ein emotional ergreifender Auftakt zu einem Konzert, das durchweg fesselnd war.
Im Anschluss an die Symphonie wurde das Konzert mit Auszügen aus Händels Oratorium »Der Messias«, HWV 56, in der Bearbeitung von Mozart, KV 572, aus dem Jahr 1789 fortgesetzt. Mozart erstellte seine Fassung auf Initiative von Gottfried van Swieten, die am 6. und 7. März 1789 im Palast des Grafen Johann Esterházy unter Mozarts Leitung vom Fortepiano uraufgeführt wurde. Die Ausgabe von Händels »Messias«, die Swieten Mozart zur Verfügung stellte, wurde 1767 bei Randall und Abel in London gedruckt. Swieten trug die deutschen Worte auf der Grundlage einer Übersetzung von Christian Daniel Ebeling in die englische Druckausgabe ein. Zwei Kopisten entnahmen ihr die Satzfolge mit den Tempo- und Dynamikangaben, die Gesangs- und die Streicherstimmen und ließen Platz für Mozart, um weitere Stimmen einzufügen. Mozart setzte Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte und Hörner ein und verlängerte die Orchesterbegleitung durch die Kadenzen, wo Händel die Instrumente stumm gelassen hatte. Da in den Häusern des Wiener Adels keine Orgeln vorhanden waren, ließ er in den Tutti-Chören den Generalbass weg, da die hinzugefügten Blasinstrumente dafür kompensierten. Mozart verwendete ein Cembalo als Generalbass-Instrument in den Rezitativen, Arien und den Solopartien der Chöre, die nicht von Bläsern abgedeckt wurden.

Neben der Ouvertüre wurden drei Tenor-Arien von Michael Schade gesungen: Accompagnato und Arie Nr. 2 „Tröstet Zion!“ – „Alle Tale macht hoch“, Arie Nr. 13 „Erwach’ zu Liedern der Wonne“ sowie Rezitativ „Der da wohnet im Himmel“ und Arie Nr. 31 „Du zerschlägst sie“. Schade wird zu Recht als Mozart-Tenor hoch geschätzt, vor allem in der Rolle des Tito, die ich ihn im Mai 2012 an der Wiener Staatsoper gesehen habe. Er erwies sich als souverän im Umgang mit den Verzierungen, insbesondere den Trillern, in Händels Vokalstil. Außerdem konnte er, vor allem in der Arie „Du zerschlägst sie“, einen starken und ahnungsvollen Ton erzeugen. Als sehr gehaltvolle Zugabe sang Schade die Arie einer Lauer und Hienach Eifriger Christ („Jener Donnerworte Kraft, die mir in die Seele dringen“) aus Mozarts Oratorium »Die Schuldigkeit des Ersten Gebots«, KV 35. Dies ist eine von nur zwei Arien, die Mozart mit Posaunenbegleitung komponiert hat; die andere ist das „Tuba mirum“ aus dem Requiem, KV 626.
Nach der Pause wurde das Programm mit Mozarts Marsch Nr. 1 in D-Dur, KV 335, und „Posthorn-Serenade“ in D-Dur, KV 320, beide im Jahr 1779 in Salzburg entstanden, abgeschlossen. Der Marsch sollte wohl die Serenade eröffnen und lenkte die Aufmerksamkeit, indem Mozart eine bekannte Arie von Johann Christian Bach „Non sò d’onde viene“ aus der Oper »Alessandro nell’ Indie«. Die siebensätzige „Posthorn“-Serenade hat ihren Namen von dem im sechsten Satz (Menuetto – Trio I – Trio II) enthaltenen Posthorn. Die Mitglieder des Concentus Musicus Wien zeichneten sich vor allem in den Dialogen zwischen Bläsern und Streichern und unter den Bläsern aus, insbesondere in den Sätzen Concertante. Andante grazioso und Rondeau. Allegro ma non troppo. Gottfried leitete eine packende Darbietung dieser äußerst komplexen Serenade, die daran erinnerte, wie Mozart introvertierte Momente (zum Beispiel das Andantino des fünften Satzes) mit feierlichen öffentlichen Aussagen (wie das Finale. Presto) auf engstem Raum mischen und dabei eine perfekte Kohärenz wahren konnte.
- Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Mozartwoche 2025
- Titelfoto: Mozartwoche 2025/Concentus Musicus/Foto: Wolfgang Lienbacher