Rising Stars der Oper Köln „Somewhere over the Rainbow“

Oper Köln/Rainer Mühlbach/Foto © Paul Leclaire

In der Oper Köln wird wieder für Publikum gesungen und gespielt! Es gibt zwar noch kein großes Orchester, weil noch nicht klar ist, wie die Musiker jeweils zwei Meter Abstand voneinander halten sollen, aber Regisseurin Eike Ecker hat mit Martin Koch und Rainer Mühlbach am Klavier ein halb szenisches Kreisler-Programm aufgelegt, mit dem am 6. Juni 2020 das Eis gebrochen wurde.

Am 13. und 14.Juni wurden die Freunde der Kölner Oper zum jährlichen Konzert ihres Opernstudios in das Staatenhaus 1 eingeladen. Jede zweite Reihe ist entfernt, und zwischen zwei fremden Personen müssen zwei Plätze frei bleiben. Jeder Besucher muss seine Kontaktdaten hinterlassen, damit im er/sie im Fall einer Infektion im Publikum unverzüglich informiert werden kann. (Rezension der besuchten Vorstellung vom 13.6.2020)

 

Rainer Mühlbach, Leiter des Kölner Opernstudios und musikalischer Direktor der Kölner Kinderoper, begleitet am Klavier seine Schützlinge, die wegen des Corona-bedingten Spielverbots ein Vierteljahr lang nicht auftreten konnten. Der Ausfall der Produktionen von Mozarts „Entführung aus dem Serail“ und von Rossinis „Viaggio à Reims“, in denen Mitglieder des Opernstudios mitwirken sollten, und der elf Vorstellungen der Kinderoper „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“, die komplett von den Mitgliedern des Opernstudios bestritten werden sollten, bescherten den jungen Sängerinnen und Sängern eine Zwangspause.

Aber Mühlbach hat den Stillstand des Opernbetriebs genutzt, mit seinen Sängerinnen und Sängern besonders typgerechte anspruchsvolle Stücke einzustudieren, die nicht unbedingt im aktuellen Repertoire der Oper sind.

Oper Köln/Kathrin Zukowski /Foto © Paul Leclaire

Ausnahme ist das Terzett „Soll ich dich, Teurer, nicht mehr seh´n“ aus der „Zauberflöte“, das Kathrin Zukowski, Anton Kuzenok und Florian Köfler, die perfekt miteinander harmonieren, präsentieren. Sie haben das auch in der Produktion der „Zauberflöte für Kinder“ gesungen, die im Januar 2020 mit 14 ausverkauften Vorstellungen, zum großen Teil als Schulvorstellungen am Vormittag, gespielt wurde.

Bass Florian Köfler trägt einen der Höhepunkte des Abends bei, denn er erzählt mit Carl Loewes Ballade „Odins Meeresritt“ eine spannende Geschichte in etwas mehr als fünf Minuten. Rainer Mühlbach erweist sich als kongenialer Partner am Klavier, der die bedrohliche Stimmung perfekt ausdrückt.

Bass Sung Jun Cho präsentiert die Arie des Aleko aus der gleichnamigen Oper von Sergei Rachmaninov. Das gibt es nur in der russischen Oper, dass die Titelfigur ein ganz schwarzer Bass ist!

Oper Köln/Anton Kuzenok/Foto © Paul Leclaire

Kathrin Zukowski und Anton Kuzenok gestalten „Liebhabers Ständchen“ von Robert Schumann und Ye Yun Choi eröffnet das anspruchsvolle Programm mit „Je veux vivre“ aus Gounods „Roméo et Juliette“, bei der die Koloraturen nur so perlen.

Verdi ist vertreten mit dem Credo des Jago aus „Otello“, das Bassbariton Stefan Hadžić mit beängstigender Präsenz gestaltet, und mit dem Duett Duca/Gilda, gesungen von Anton Kuzenok und Ye Yun Choi. Dass Anton Kuzenok ein Tenor der scheinbar mühelosen Spitzentöne ist beweist er später mit dem Lied: „Der Fischerknabe“ von Franz Liszt, bei dem er alle Register zieht.

In der Arie der Agathe: „Und ob die Wolke sie verhülle“ aus Webers „Freischütz“ beweist Kathrin Zukowski, dass sie zum lyrischen Sopran herangereift ist. Ihre Interpretation der Arie wirkt tatsächlich tröstend.

Richard Strauss ist schließlich mit dem Duett Zerbinetta/Komponist und der Arie “Großmächtige Prinzessin“, gesungen von Alina Wunderlin als Zerbinetta mit prächtigen Koloraturen und Arnheiđur Eiriksdóttir als Komponist sowie als glanzvollem Schluss „die Überreichung der silbernen Rose: „Mir ist die Ehre wiederfahren“ aus dem Rosenkavalier, bei dem Mühlbach souverän ein komplettes Orchester ersetzt, vertreten.

Oper Köln/ Arnheiður Eiríksdóttir/ Foto © Paul Leclaire

Eigentlich schließt man ein solches Konzert mit einem Ensemble ab, bei dem alle zum Zuge kommen, aber diesmal gibt es als Zugabe: „Somewhere over the Rainbow“, das die isländische Mezzosopranistin Arnheiđur Eiriksdóttir mit Rainer Mühlbach gestaltet. Sie hat auch in diesem Crossover-Bereich echte Starqualitäten.

 

Oper Köln erhält 1,24 Millionen Euro für die vorbildliche Kinderoper

Die Kinderoper wurde mit den Mitgliedern des Internationalen Opernstudios gegründet, das seit 1961 besteht. Das Internationale Opernstudio ermöglicht acht jungen Sängerinnen und Sängern erste Berufserfahrungen, die sie in der Kinderoper und in kleinen und mittleren Partien des Repertoires machen. Der Verein der Kölner Opernfreunde unterstützt das Opernstudio jedes Jahr mit Stipendien in Höhe von insgesamt ca. 80.000 €, dafür werden sie vom Opernstudio mit Beiträgen zu ihrer Weihnachtsfeier und mit diesem Konzert belohnt.

Das Ministerium für Kunst und Kultur NRW hat ein Förderprogramm „Neue Wege“ aufgelegt, das die Profilbildung der kommunalen Theater und Orchester im Land unterstützt. Die Kinderoper Köln erhält aus diesem Etat bis Ende der Spielzeit 2021/22 einen Zuschuss von 1,24 Millionen €. Dieser Zuschuss wird verwendet für mehr eigenes Personal der Kinderoper, zum Beispiel für eine Assistenz der künstlerischen Leiterin und Regisseurin Barbara Gilleßen.

Die Oper Köln wurde 2019 im Rahmen der Opera Awards für das beste Education-Programm ausgezeichnet, und am 24. November 2018 wurde der Kinderoper Köln durch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF der Titel „UNICEF-Pate Köln“ verliehen.

In der Kinderoper werden Kinderopern und Werke der Opernliteratur für junges Publikum und für Opern-Einsteiger in eigener Bearbeitung auf die Bühne gebracht. Dabei werden die Werke auf etwa eine Stunde, ohne Pause, gekürzt und mit einer kleinen Orchesterbesetzung von ca. 15 – 20 Musikern gespielt. Die meisten Vorstellungen finden vormittags statt und werden von Schulen gerne genutzt. Zu diesen Vorstellungen wurden auch Menschen mit Demenz eingeladen, die man mit den Produktionen der Kinderoper sehr gut erreichen kann.

In der Spielzeit 2020/21 ist die Vollendung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ mit der „Götterdämmerung“ geplant. Die vier Theaterpädagogen mit ihrem Chef Frank Rohde unterstützen dabei die Lehrer*innen mit flankierenden Workshops und Unterrichtsmaterial.

Die letzte Produktion der Kinderoper war die entzückende Oper „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ von Stefan Hanke für Kinder ab 5 Jahren, die im März 2020 Premiere hatte. Hier der Trailer. Und hier die Besprechung im DAS OPERNMAGAZIN.

Die nächste Spielzeit wird am 3. Oktober 2020 mit einer Neuinszenierung der „Zauberflöte“ des Altmeisters Michael Hampe eröffnet. „Wir stehen seit Anfang März mit dem Gesundheitsamt im Kontakt um die Öffnung der Oper zu ermöglichen“, so die Intendantin Dr. Birgit Meyer. „Nach dem heutigen Stand dürfen wir von 849 Plätzen höchstens 200 besetzen, und wir wissen noch nicht, ob der Chor mit auftreten darf oder ob wir ihn aus einem anderen Saal einspielen müssen. Aber wir nähen auf jeden Fall auch für den Chor Kostüme, denn diese Zauberflöte wird sicher länger im Programm bleiben.“

Chefdirigent Francois Xavier Roth wird am 22.11.2020 mit „Written on Skin“ von George Benjamin, einer der erfolgreichen Opern dieses Jahrhunderts, und am 4. Dezember 2020 „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold dirigieren, die am selben Tag vor 100 Jahren in Köln ihre Welt-Uraufführung hatte.

Das vorläufige Programm der Oper Köln 2020/21 finden Sie unter DIESEM LINK.

 

  • Artikel von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / RED: DAS OPERNMAGAZIN
  • Titelfoto: Oper Köln/Kathrin Zukowski, Rainer Mühlbach, Anton Kuzenok, Florian Köfler/Foto © Paul Leclaire
  • Oper Köln / Website
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