Das Dortmunder Publikum feierte die gestrige Premiere von Rossinis Oper La Cenerentola (Aschenputtel) frenetisch mit Bravochören und Standing Ovation für alle Beteiligten. Und dies völlig zu Recht. Hier stimmte alles: ein hervorragendes sängerisches Rossini-Ensemble auf der Bühne, ein glänzend agierender Opernchor sowie die präzise und schmissig aufspielenden Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi. Alles verpackt in eine Regie und in ein Bühnenbild, die diesen Opernabend zu einem echten Erlebnis machten.
Die Geschichte vom Aschenputtel (Cenerentola), welches nach schweren Jahren, immer sehnend nach dem Prinz, der sie erretten soll, ihr großes Happy-End erlebt, ist fast jedem bekannt.Rossini setzte den Märchenstoff für seine Oper mit einigen Verwandlungen zur ursprünglichen Geschichte melodienreich und mitreißend um. War es bei den Gebrüdern Grimm die böse Stiefmutter, ist es hier der böse Stiefvater. War es ursprünglich ein Schuh, der Aschenputtel als die wahre Braut des Prinzen enttarnte, ist es bei Rossini ein funkelnder Armreif an welchem sie der Prinz erkennt und sie zu sich auf sein Schloss als seine Frau nimmt. Die Geschichte vom armen Stiefmädchen, welches tagein – tagaus putzen und dienen muss und am Ende zur strahlenden Prinzessin wird, muss kaum noch erzählt werden. Am Rande erwähnt: Die Dortmunder Cenerentola (Ileana Mateescu) trug übrigens echte wertvolle Armbänder, dank der Leihgabe eines bekannten Dortmunder Juweliers.
Regie und Bühnenbild geradezu märchenhaft
Nun ist die Handlung zwar ein Märchenstoff und manch Regisseur mag darin auch viel Deutungsmöglichkeit erkennen, den nicht nur scheinbar tieferen Sinn der Handlung herauszuarbeiten. Allerdings ist und bleibt es aber ein Märchen, welchem der Zauber innewohnt, den diese Geschichten nun mal seit Jahrhunderten bei jung und alt haben. Von daher ist es eine glückliche Sternstunde für die Oper Dortmund gewesen, den jungen Regisseur Erik Petersen und die Bühnen,- und Kostümbildnerin Tatjana Ivschina mit der szenischen Umsetzung dieser Oper zu betreuen. Frau Ivschina erschuf ein romantisch anmutendes Bühnenbild bestehend aus zwei gegenüberliegenden kleinen Häuserfronten mit vielen überraschenden Ein- und Ausgängen und einer dazwischen liegend beschaulichen Piazza auf der sich maßgeblich die Handlung vollzog. Das effektvolle Spiel mit der Bühnenbeleuchtung, den Verwandlungsmöglichkeiten der Häuserfassaden und der passend zum Moment eingesetzte aufgehende Mond im Hintergrund rundeten das visuelle Erlebnis des Bühnenbildes ab. Die Kostüme der Protagonisten zeichneten die einzelnen Charakteren der Geschichte bestens aus. Ein Hauch von Kitsch, ein Hauch von Adel oder auch ein Hauch von Glamour, je nach Rolle. Absolut treffend!
Erik Petersen inszeniert dieses Märchen als Märchen. Effektvoll, temporeich, komisch, sinnlich, romantisch und dabei immer den Fluss der Handlung mitgehend. Und das er sich dabei auch eng an die Partitur und die musikalischen Vorgaben Rossinis hält ist in jedem Moment spürbar und macht nicht zuletzt seine Regie so überragend. Viele überzeugende Regieeinfälle, für die der Platz zum Aufzählen hier kaum reicht – man sollte sich die Oper in Dortmund ansehen! Allein, wie er das Ensemble zur mitreißenden Musik taktgenau mittanzen lässt ist wahrer Theaterspaß und begeisterte das anwesende Publikum.
Deutlich spürbar, dass hier ein Regisseur am Werke war, der Teil eines Ganzen ist. Eben Teil eines bestens disponierten Opernensembles, zudem mit viel Gefühl und Gespür für die Sängerinnen und Sänger. Ein glänzendes Debüt in Dortmund für diesen jungen Regisseur.
Hochverdienter Jubel des Premierenpublikums für Regisseur und Bühnenbildnerin!
Dortmunder Rossini-Ensemble…
Mit berechtigtem Stolz konnte der Dortmunder Intendant Jens-Daniel Herzog auf der anschließenden Premierenfeier darauf verweisen über ein hervorragendes Ensemble zu verfügen, welches diese musikalisch anspruchsvolle Oper überzeugend umgesetzt hat. Und in der Tat waren alle Partien glänzend besetzt. Gesanglich wie auch schauspielerisch.
Der Italiener Eugenio Leggiadri Gallini, gestaltete den Stiefvater Don Magnifico mit einer hinreißenden stimmlichen, wie auch darstellerischen, Leistung. Die teils schweren gesanglichen Klippen, die Rossini seinen Sängern/-innen in dieser Oper komponiert hat, meisterte er vorzüglich auf höchstem Niveau. Dazu bewies er, wie alle seine Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne, großes komödiantisches Talent. Eine ebenso große Leistung auch wieder vom Dortmunder Bass Christian Sist, der den Gelehrten Alidoro verkörperte. Eine wahre Luxusstimme mit viel Volumen und angenehmer Tiefe, hoher Textverständlichkeit und ungemeiner Bühnenpräsenz. Seine Arie aus dem ersten Akt geriet zu einer der Höhepunkte der Aufführung. Dem verliebten Prinzen legte der Tenor John Zuckerman viel Schmelz und Gefühl in die Stimme. Er hatte seine großen Momente besonders in den Ensembles des zweiten Aktes. Gerardo Garciacano als Diener des Prinzen ist ebenfalls ein großer Abend gelungen. Sängerisch, wie gewohnt, eine der großen Stützen des Dortmunder Opernensembles, bewies er auch in dieser Inszenierung wieder einmal mehr große Spielfreude, die, wie alle männlichen Rollen in dieser Oper betreffend, vom Premierenpublikum gefeiert wurde.
Die beiden zickigen Schwestern des armen Aschenputtels waren mit Julia Amos als Clorinda und Inga Schäfer als Tisbe höchst adäquat besetzt. Nie überzeichnend, spielten und sangen sie ihre jeweiligen Rollen überzeugend und mit großem Spaßfaktor. Auch hier verdienter großer Beifall!
Wieder in Hochform der Dortmunder Opernchor, diesmal der männliche Teil. Bestens einstudiert von ihrem Leiter Granville Walker. Die Dortmunder Philharmoniker spielten unter der sehr engagierten Leitung von Motonori Kobayashi einen mitreißenden Rossini mit viel Tempo und Esprit. Großer Jubel für Chor, Orchester und Dirigent.
Großer Erfolg für Ileana Mateescu als Cenerentola
Der jungen rumänischen Mezzosopranistin Ileana Mateescu ist mit ihrer Darstellung der Cenerentola (Angelina) ein sensationelles Rollendebüt gelungen. Mit dieser Rolleninterpretation spielt sie in der 1. Liga aller Cenerentolas mit. Diese Partie ist für ihre warme und flexible Mezzostimme einfach ideal. Die schwierigen Koloraturen, besonders in ihrer vorzüglich gesungenen Arie „Nacqui all’affanno“ im Finale der Oper, (Rondofinale), liess sie scheinbar mühelos dahin perlen und setzte ihre präzisen Spitzentöne dort, wo sie Rossini für seine Cenerentola angedacht hatte. Das sie bei aller gesanglichen Kunst auch eine optisch sehr reizvolle Bühnendarstellung präsentierte, darf in der heutigen medialen Zeit auch erwähnt werden. Frau Mateescu als Cenerentola ist ein Glücksfall für die Dortmunder Oper. Derzeit singt sie ebenda auch die Titelrolle in der Oper Carmen mit großem Erfolg. Bravochöre und Ovationen waren ihr verdienter Lohn am gestrigen Premierenabend!
Fazit:
Karten kaufen und reingehen!! Mehr fällt dem Autor fast gar nicht mehr zu diesem begeisternden Opernabend ein! 😉
Info:
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Fotos: Theater Dortmund/Cenerentola / Foto@Björn Hickmann / Stage Picture
Videotrailer LA CENRENTOLA/Oper Dortmund – Youtube-Kanal Theater Dortmund
(Aschenputtel – Oper © www.farbeundbunt.de)
4 Gedanken zu „Oper Dortmund: Gefeierte La Cenerentola (Aschenputtel) – Premiere vom 22.3.2014&8220;