Lucerne Festival/ Recital – Juan Diego Flórez/ „An die Seele”

Lucerne Festival/Juan Diego Flórez/ Foto @ Manuela Jans

Man hätte sich keinen schöneren Tag denken können, als diesen wunderbar sonnigen Spätsommertag, um dieses Rezital im KKL Luzern zu besuchen. Die herrliche Lage am See und die Panoramasicht über die Stadt und die Berge brachten einen in die für den Besuch dieses Konzerts richtige Stimmung. Es ist eine Herausforderung für jeden Sänger, sich in einem so großen Saal und nur begleitet durch einen Pianisten dem Publikum zu präsentieren. Dieser Aufgabe stellten sich der weltberühmte Tenor Juan Diego Flórez und sein großartiger Begleiter Vincenzo Scalera mit charismatischer Ausstrahlung. (Rezension des Konzertes v. 5.09.2021

 

Bereits bei den drei ersten Liedern von Franz Schubert “An Silvia”, “An die Musik” und “Ständchen” zeigte sich, in welch guter Verfassung sich seine Stimme befindet. Bis in die feinsten Nuancen hatte er diese bekannten Lieder interpretiert. Vincenco Bellini’s “Sei Ariette da camera” lassen den Belcanto im Lied aufs schönste erklingen. Daraus wurden “Malinconia” und “Per pietà bell’idol mio” vorgetragen. Zusätzlich noch das Lied “La ricordanza”. Was für ein Genuss.

Lucerne Festival/Juan Diego Flórez/ Foto @ Manuela Jans

Vincenzo Scalera ist einer der erfahrensten Begleiter großer Sänger und ein feinfühliger Solist. Dies kam in seinem Solobeitrag “Largo e tema f-moll” von Bellini bestens zum Ausdruck. Die Lieder von Paolo Tosti erfreuen sich stets großer Beliebtheit und sind aus dem Repertoire eines Rezitals kaum mehr wegzudenken. “Sogno”, “Seconda mattinata” und “Aprile”  drücken Sehnsucht und Romantik aus. Die Stimme von Juan Diego Flórez eignet sich aufs schönste für deren Darbietung. Mit dem “Danse sibérienne für Klavier solo” von Gioachino Rossini wurde in den zweiten Teil des Arienrezitals übergeleitet.

Schade nur, dass das offensichtlich Rezitalungeübte Publikum nach jedem einzelnen Lied einer Liedergruppe den gewünschten Fluss der Darbietung durch Applaus unterbrochen hatte. Man kann durchaus die Frage stellen, welchen Sinn es macht, im Programmheft alle Liedertexte abzudrucken und dadurch das Publikum in Versuchung zu führen, jede Zeile mitzulesen und dabei die Konzentration von der Darbietung auf der Bühne abzulenken. Außerdem entstehen dabei lästige Raschelgeräusche.

Juan Diego Flórez ist ein großer Spezialist für die Werke von Rossini und dies kam in der Arie “La speranza più soave” aus der Oper Semiramide aufs schönste zur Geltung. Mit seiner souverän geführten Stimme gelang es dem Sänger hervorragend, die Emotionen dieser Arie auszudrücken.Ganz anders klingt die herrliche Arie “ Inosservato penetrava” aus Gaetano Donizettis Oper “Il duca d’Alba”. Hier kann der Solist seine Gestaltungskunst ohne jegliche Koloraturen auf feinste Weise unter Beweis stellen. Diese Oper wurde erst 34 Jahre nach dem Tod des Komponisten durch seinen Schüler Matteo Salvi anhand von erhalten gebliebenen Skizzen vervollständigt.

Mit dem “Albumblatt für Klavier solo” von Giacomo Puccini, leitete Vincenzo Scalera  das Finale des offiziellen Teils dieses Konzertes ein. Die Oper “Jérusalem” von Giuseppe Verdi war der erste Auftrag aus Paris, wo zu jener Zeit die Grand Opéra ihren Höhepunkt erreicht hatte. Aus diesem Grunde liess Verdi seine Oper “I Lombardi alla prima crociata” ins Französische übersetzen. Mit viel Gefühl und Ausdruck sang   Juan Diego Flórez die Arie des Gaston ”Je veux encore entendre ta voix”. Als letzte Arie wählte der Tenor “Torna ai felici dì” aus der selten gespielten Oper von Giacomo Puccini “Le Villi”. Ein dramatischer Abschluss dieses Programms.

Lucerne Festival/Juan Diego Flórez/ Foto @ Manuela Jans

Die Standing Ovations des Publikums wurden dann auch sehr großzügig belohnt. Der für Flórez obligate Barhocker deutete dann auch das erscheinen des Solisten mit seiner Gitarre an. Und wie er das beherrscht! “Core N’grato” lässt sich feiner und emotionaler interpretiert kaum vorstellen. Auch das nachfolgende peruanische Lied und eine weitere Interpretation, sowie natürlich das berühmte “Cucurrucucu Paloma” durften nicht fehlen. Die Künstler bedankten sich zusätzlich mit “Dein ist mein ganzes Herz” und “Nessun dorma”.

Man verließ den Saal beglückt und wurde draußen von strahlendem Sonnenschein in Empfang genommen. Schöner kann ein Sonntagvormittag nicht sein.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Lucerne Festival
  • Titelfoto: Lucerne Festival/Juan Diego Flórez/ Foto @ Manuela Jans
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