Lucerne Festival: Liedermatinee mit Äneas Humm und Renate Rohlfing (Klavier)

Lucerne Festival/Äneas Humm, Renate Rohlfing/Foto © Peter Fischli/Lucerne Festival

 „Exploring Paradise“ 

Dem diesjährigen Motto des Lucerne Festival „Paradies“ widmete der junge Schweizer Bariton Äneas Humm sein Debutkonzert in der sehr gut besuchten Lukaskirche. Mit einer erlesenen Liederauswahl von sieben verschiedenen Komponisten wurden Stimmungen, wie große Erwartungen, große Liebe oder Sehnsucht, die jeder für sich als seine Vorstellung des Paradieses deuten konnte, präsentiert. (Liedermatinee v. 31.08.2023)

 

Den Anfang machte eine kleine Liedgruppe des russischen Komponisten Nikolai Medtner. Zwei auf russisch gesungene Lieder „Vor einer heiligen Pforte“ und „Ich überlebte mein Verlangen“ und das auf deutsch interpretierte „Wandrers Nachtlied“, ließen erkennen, über was für eine flexible, starke Stimme Äneas Humm verfügt. Hier wurden Emotionen ausgelöst.

Die am 31. August 1879 geborene Alma Mahler hätte sich gewiss gefreut, an Ihrem Geburtstag drei Ihrer selten aufgeführten Lieder zu hören. „Bei dir es es traut“, „Laue Sommernacht“ und „Ansturm“ waren gefühlsvolle Momente. Die zwei folgenden Lieder von Henri Duparc „Extase“ und „Phidylé“ zeigten die auch in den leisesten Tönen bestens geführte Stimme des Sängers.

Lucerne Festival/Äneas Humm, Elnaz Seyedi, Renate Rohlfing/Foto © Peter Fischli/Lucerne Festival

Mit einer Uraufführung der Komponistin Elnaz Seyedi, welche im Auftrag der I&I Foundation entstand, wandte man sich der zeitgenössischen Gattung des Gesangs zu. Zusammen mit der hervorragenden amerikanische Pianistin Renate Rohlfing wurde man in ein ungewohntes Klangerlebnis geführt. Die Komposition „Die Zeiten – Versuch“ (über das Paradies) wurde auf Englisch mit dem Text von Ahmad Shamlou aufgeführt. Zwischen Gesang und kurzen Rezitativen und dem gemeinsamen Flüstern, entstand ein Dialog zwischen Stimme, Klavier und Text. Die anwesende Komponistin freute sich sichtlich über den Zuspruch des Publikums.

Mit drei Liedern von Othmar Schoeck „Abendlandschaft“, „Frühlingsblick“ und „Nachklang“ mit Texten von Joseph von Eichendorff und Nikolaus Lenau, sowie mit den beiden fröhlichen Liedern „Die Verschwiegenen“ und „Wie sollten wir geheim sie halten“ von Richard Strauss zeigte der Sänger die große Flexibilität seiner Stimme.

Franz Schubert bildete den Schluss dieses bestens zusammengestellten Liederprogramms. Sei es das humorvolle „Der Traum“, das sehnende „Wandrers Nachtlied“, das köstliche „Das Lied im Grünen“ und das wunderbare „Im Abendrot“, Äneas Humm erfüllte diese Lieder mit seiner bis in jede Facette sicheren Stimme und zog das Publikum in seinen Bann.

Kein Liederrezital ist möglich ohne einen Partner/in am Klavier. Hier erlebte man mit Renate Rohlfing eine Pianistin, welche mit dem Solisten bestens harmonierte und der großn Herausforderung dieses anspruchsvollen Programms jederzeit gerecht wurde.

Der große Applaus der dankbaren Zuhörer wurde mit zwei Zugaben belohnt. „Das alte Lied“ von Edvard Grieg und „An die Entfernte“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nach diesem sehr gelungenen Debut beim Lucerne Festival von Äneas Humm, freut man sich auf viele weitere Begegnungen.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Lucerne Festival
  • Titelfoto: Lucerne Festival/Äneas Humm, Renate Rohlfing/Foto © Peter Fischli/Lucerne Festival
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