Beflügelt – Das Sinfonieorchester Basel mit Lucas und Arthur Jussen

Sinfonieorchester Basel /Konzert 30.08.2023/I. Bolton, L.u. A.. Jussen Foto @ Benno Hunziker

Die neue Saison des Sinfonieorchesters Basel steht ganz unter dem Motto „Familienbande“. Man kommt in den Genuss von Musikern, welche zusammen aufgewachsen sind und sich als Duos oder Trios einen Namen gemacht haben. Diesem Motto entsprechend, wurde zur Saisoneröffnung das Brüderpaar Lucas und Arthur Jussen eingeladen, welche seit vielen Jahren zu den beliebtesten jungen Musikern gehören und durch ihre Virtuosität und ihre Energie die Zuhörer begeistern. (Rezension des Konzerts vom 30.08.2023)

 

Auch das ausgewählte Werk „Konzert für zwei Klaviere und Orchester E- Dur“ von Felix Mendelssohn Bartholdy entsprach wegen seiner Entstehungsgeschichte ganz dem Saisonmotto.

Felix Mendelssohn hatte dieses Konzert im Alter von nur 14 Jahren komponiert und es seiner Schwester Fanny zum 18. Geburtstag geschenkt. Die beiden Geschwister haben oft zusammen bei den Sonntagsmusiken im Hause Mendelssohn musiziert. Da man ja kein Orchester zur Verfügung hatte, übernahmen die beiden dessen Part gleich selbst.

Bei den beiden sympathischen Jussen-Brüder war dieses Konzert also in besten Händen und wurde, begleitet vom Sinfonieorchester Basel unter Chefdirigent Ivor Bolten, zu einem Hörgenuss. Man spürt bei den Solisten die absolute Harmonie und eine Frische im Spiel, welche sofort auf das Publikum überspringen. Es findet kein Konkurrenzkampf statt, sondern ein Zusammenspiel, wie man es sich unter Geschwistern wünscht. Einmal mehr begeisterte ihr Auftritt und wurde mit vielen Bravorufen belohnt. Die Zugabe, ein Potpurri von Melodien aus der „Fledermaus“ in einer eigenen, jazzig interpretierten Variation der Brüder, bewies die Vielseitigkeit dieser grossen Talente.

Sinfonieorchester Basel /Unsuk Chin, Hans-Georg Hofmann/Konzert 30.08.2023/ Foto @ Benno Hunziker

Ganz andere Töne folgten bei der Uraufführung des neuesten Werks der koreanischen Komponistin und „Composer in Residence“ Unsuk Chin, „Alaraph“ „Ritus des Herzschlags“. Diese Komposition ist ein gemeinsames Auftragswerk von vier großen Orchestern und kam nun das erste Mal zur Aufführung. „Alaraph“ ist einer der sogenannten Herzschlag-Sterne, Doppelsternsysteme, welche sich rhythmisch bewegen und deren Schwingungen durch Gezeitenkräfte verursacht werden. Inspiriert durch diese astrologische Besonderheit und bestimmte Elemente der traditionellen koreanischen Volksmusik, entstand dieses 18 Minuten dauernde Werk.

So eine Komposition fordert vom ausführenden Orchester höchste Konzentration und man kann sich gut vorstellen, wie intensiv Ivor Bolton und die Komponistin die musikalische Umsetzung vorbereitet haben. Große Bedeutung hat dabei die Schlagzeuggruppe, welche diese Schwingungen zusammen mit den Bässen und Celli üppig zu Gehör bringt. Das hört sich sehr eindrücklich an. Man hört unterschwellig ein dauerndes Rumoren, welches sich gegen Ende in sogar rhythmisch tänzerische Klänge verwandelt. Das Publikum bedankte sich bei der anwesenden Komponistin mit starkem Applaus.

Sinfonieorchester Basel /Konzert 30.08.2023/ I. Bolton/Foto @ Benno Hunziker

Nach der Pause erklang die „Sinfonie Nr. 2 D-Dur“ von Johannes Brahms, welche die Uraufführung im Jahre 1877 mit den Wiener Philharmonikern erlebt hatte. Schon damals wurde die Sinfonie vom Publikum sehr wohlwollend aufgenommen und ist bis heute wegen ihrer herrlichen Melodien eines der beliebtesten Werke des Komponisten. Das Sinfonieorchester Basel spielte in großer Besetzung und bot eine Aufführung von höchster Präzision. Ivor Bolten liess mit rassigen Tempi aufhorchen, aber auch in den langsameren Passagen war viel Transparenz zu erkennen, so dass eine durchgehend eindrückliche Wiedergabe entstand.

Man kann von einem gelungenen Saisonstart sprechen und darf auf die weiteren Konzerte mit renommierten Solisten gespannt sein.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Sinfonieorchester Basel
  • Titelfoto und weitere Fotos @ Benno Hunziker

 

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert