
Mit dieser Aufführung hat das Kammerorchester Basel, als letztes Saisonkonzert, ein weiteres Highlight präsentiert. In sechs Konzerten, welche diese Oper nach Amsterdam, Barcelona, Paris, Halle und Madrid führt, kam man nun auch in Basel in den Genuss dieses außerordentlichen Erlebnisses. (Rezension der Vorstellung v. 7. Juni 2024)
Als Koproduktion mit den Händel-Festspielen Halle und Il Giardino Armonico, entstand eine konzertante Aufführung von Händels letzter Oper für die Royal Academy London, welche keinerlei Wünsche offen liess. Die Leitung hatte der in Basel besonders beliebte Giovanni Antonini, welcher eine enge Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester Basel pflegt und das Orchester mit dem von ihm mitbegründeten Ensemble Il Giardino Armonico verstärkt hat. Ein an Wohlklang und Perfektion kaum zu überbietendes, faszinierendes Hörerlebnis. Mit seiner unglaublichen Energie versteht Antonini es, seine Musiker in höchstem Masse zu inspirieren und schenkt besonders den Solisten grosse Aufmerksamkeit.
Vorneweg darf man an dieser Stelle dem ganze Orchester ein großes Kompliment für diese Leistung aussprechen.
Für die Aufführung dieses Werkes bedarf es Solist/innen, welche in der Lage sind, die hohen Herausforderungen der Komposition zu erfüllen. Man kann all die schwierigen Arien und Rezitative wohl kaum besser zu Gehör bringen, als mit den fünf Solisten dieses Abends.
Franco Fagioli gehört zu den allerbesten Countertenören unserer Zeit und fasziniert immer wieder aufs neue mit seiner großartigen Gesangtechnik, welche es ihm ermöglicht, die schwierigsten Arien mit einer verblüffenden Leichtigkeit zu singen. Durch sein intensives Miterleben der Partie des Tolomeo entstand ein Rollenportrait von großer Intensität.

Die italienische Mezzosopranistin Giuseppina Bridelli in der Partie der Elisa beeindruckte mit großer Stimme und virtuoser Interpretation ihrer Arien. Mit der Sopranistin Giulia Semenzato als Tolomeos Gattin Seleuce, für mich die Entdeckung bei dieser Aufführung, hat man eine in jeder Hinsicht begeisternde Sängerin erlebt. Scheinbar mühelos singt sie die Arien mit leuchtender Höhe und unglaublicher Emotion. So erreicht sie eine faszinierende Bühnenwirkung. Großartig!
Als zweiter Countertenor in der Partie des Alessandro war der ebenfalls weltweit auftretende Christophe Dumaux zu erleben. Seine Bühnenpräsenz und bestens geführte Stimme sind begeisternd. Als Araspe, König von Zypern, überzeugte der italienische Bariton Riccardo Novaro mit kraftvoller Stimme und perfekter Diktion. Ebenfalls ein eindrückliches Rollenporträt.
Das Publikum ließ sich von diesem außergewöhnlichen Konzert mitreißen und bedankte sich mit einem wohlverdienten, rauschenden Applaus und einer Standing Ovation.
Wer das Glück hatte, dieses Konzert zu erleben, verließ den Saal beschwingt und erfüllt vom Klang dieser wunderbaren Musik.
Das Kammerorchester Basel feiert 2024 sein 40-jähriges Bestehen. Alle Informationen zu den weiteren Konzerten und der Saison 2024/25 findet man unter: www.kammerorchesterbasel.ch
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Kammerorchester Basel
- Titelfoto: Alexander Fischer