Funkelnde Sternstunde: Konzert mit Julia Lezhneva und dem Concerto Köln in der Tonhalle Zürich

Tonhalle Zürich/Konzert Julia Lezhneva u. Concerto Köln/ Foto: Quim Vilar

Es ist der Neue Konzertreihe Zürich zu verdanken, dass man von einem ganz außergewöhnlichen Konzert berichten darf. Wer das Glück hatte, an diesem Abend im großen Saal der Tonhalle Zürich anwesend zu sein, wird mit Sicherheit dieses Erlebnis nicht vergessen können. Auf dem Programm stand ein Barockarien-Abend mit der jungen russischen Sopranistin Julia Lezhneva und dem Concerto Köln, welches einen hervorragenden Ruf als eines der führenden Ensembles im Bereich der historischen Aufführungspraxis genießt. (Rezension des Konzerts v. 27. Mai 2024)

 

Julia Lezhneva konnte schon mit 17 Jahren auf sich aufmerksam machen, als sie den renommierten Elena-Obraztsova-Wettbewerb gewonnen hatte und bereits ein Jahr später grosse Erfolge beim Rossini-Festival in Pesaro feiern konnte. Schon damals erkannte man ihre außergewöhnliche Stimme, mit welcher sie scheinbar mühelos die schwierigsten Koloraturen meisterte. Mit Ihrem Konzert in Zürich hat sie einen weiteren Beweis ihres phänomenalen Talents präsentiert.

Vor Ihrem ersten Auftritt spielte das Concerto Köln von Johann Gottlieb Graun die „Sinfonie B-Dur für Streicher und B.c.“ und stimmte damit das Publikum ein.

Bereits mit der Motette für Sopran, Streicher und B.c., „In caelo stelle clare fulgescant“ von Nicola Porpora brachte sie die Zuhörer zum staunen. Was für eine fantastische Stimme. Antonio Vivaldi‘s „ Concerto c-Moll für Streicher und B.c. RV 120“ wurde virtuos gespielt.

Tonhalle Zürich/Konzert Julia Lezhneva u. Concerto Köln/ Foto: Quim Vilar

Zwei Arien von Georg Friedrich Händel „Parto, si, ma non so poi“ aus „Flavio, Re de‘Longobardi“ und „Brilla nell‘alma, aus „Alessandro“ bezauberten durch perfekte Koloraturen. Nebst ihrer sympathischen Ausstrahlung verfügt die Solistin über eine Singtechnik, die einen staunen lässt. Schon vor der Pause konnte man bei den Zuschauern die Begeisterung spüren.

Im zweiten Teil des Abends erklang die hinreißende Arie „Zeffiretti, che sussurrate“ aus Antonio Vivaldi’s „Ercole su’l Termodonte“. Was für ein Wohlklang und was für ein Zusammenspiel des Orchesters mit der Sängerin!

Georg Friedrich Händel‘s „Un pensiero nemico di pace“ aus „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“ fordert von der Solistin rasendes Tempo und feinste Emotionen. Unglaublich, über was für einen schier endlose Atem Julia Lezhneva verfügt, um mühelos diese schwierige Arie zu meistern.

Das Concerto Köln glänzte dann mit der Aufführung des „Concerto F-Dur RV 433 für Flöte, Streicher und B.c“, „La tempesta di mare“. Dieses Werk erfordert eine hochvirtuose Flötistin, welche man mit Cordula Breuer, Mitglied des Ensembles, gefunden hatte. Wunderbar, wie sie ihr Instrument beherrscht. Das Publikum war begeistert.  Mit den zwei Arien „Senza di te, mio bene“ aus „Coriolano“ von Carl Heinrich Graun und „Agitata da due venti“ aus „La Griselda“ von Antonio Vivaldi endete das offizielle Programm. Auch hier verblüffte die grenzenlose Virtuosität, mit der die Sängerin ihr Publikum in Bann hielt.

Tonhalle Zürich/Konzert Julia Lezhneva u. Concerto Köln/ Foto: Quim Vilar

Die Zuhörer ließen sich zu einer spontanen Standing Ovation hinreisen. Der während 40 Minuten nicht aufhören wollende Applaus wurde mit sechs Zugaben belohnt. Kaum zu glauben, dass die Sängerin nach einem so anspruchsvollen Konzert noch eine derartigen Zugaben-Marathon ohne hörbare Ermüdungserscheinungen bewältigen konnte: Carl Heinrich Graun „Mi paventi il figlio indegno“ Arie der Agrippina aus „Britannico“, Georg Friedrich Händel, zwei Arien  „Lascia la spina, cogli la rosa“ Arie der Piacere und „Tu del ciel ministro eletto“ aus „ Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“, Antonio Vivaldi „ Sposa son disprezzata“ Arie aus „Bajazet“, Georg Friedrich Händel „Rejoice greatly, o daughter of Zion“ aus „Messiah“ und das „Alleluia“ von Nicola Antonio Porpora.

Das Concerto Köln bot auch hier wieder mit phantastischem Spiel eine mitreißende Leistung. So wurde dieser Abend eine der ganz seltenen Sternstunden der Musik. Julia Lezhneva ist die Königin des Barockgesangs unserer Tage. Grandios!

Weitere Informationen über die Konzerte der NEUE KONZERTREIHE ZÜRICH findet man unter www.hochuli-konzert.ch

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Titelfoto: Tonhalle Zürich/Konzert Julia Lezhneva u. Concerto Köln/ Foto: Quim Vilar
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