Der älteste gemischte Chor der Schweiz, der Basler Gesangverein, kann in den 200 Jahren seiner Geschichte auf viele außergewöhnliche Auftritte zurückblicken und ist auch heute ein fester Bestandteil des Basler Musiklebens. Mit wichtigen schweizerischen Erstaufführungen und der Zusammenarbeit mit bedeutenden Komponisten und Solisten erlangte der Chor internationales Aufsehen. Die wechselhafte Geschichte ist in der Festschrift zum Jubiläum sehr spannend niedergeschrieben und sei allen Interessierten zur Lektüre empfohlen. (Besuchtes Konzert v. 7.8.2024)
Die Eröffnungsrede hielt der Basler Bundesrat Beat Jans. Er konnte mit seinen bestens gewählten, launigen Worten dem Publikum viele Lacher entlocken.
Für das große Festkonzert im Stadtcasino Basel wurde mit Hermann Suter‘s „LE LAUDI DI SAN FRANCESCO D‘ASSISI“ ein ganz besonders mit dem Chor verbundenes Werk aufgeführt. Hermann Suter war seit 1903 Dirigent des Basler Gesangvereins und hat zum 100-jährigen Jubiläum des Chors im Jahre 1924 dieses großartige Werk komponiert. Es lag also auf der Hand, „LE LAUDI“ auch zum 200-jährigen Fest wieder erklingen zu lassen.
Als Textgrundlage diente dem Komponisten das in mittelalterlich-umbrisch geprägtem Italienisch verfasste Gedicht „Cantico delle creature“ von San Francesco d‘Assisi. Dieses preist die Schönheit der Schöpfung. In den neun Sätzen wird dem Strahlen der Sonne, dem Funkeln der Sterne, dem Tobend des Windes, dem Fliessen des Wassers, sowie dem Lodern des Feuers gehuldigt. Auch die Höhen und Tiefen des Lebens werden musikalisch hörbar gemacht.
An diesem Abend wurden die Elemente jedoch nicht nur akustisch sondern auch visuell ausgedrückt. Die ganze Aufführung wurde mit einer genialen Videoprojektion von David Haneke begleitet, wo auf einer riesigen Leinwand jedes einzelne Element mit faszinierenden Bildern untermalt wird. Im letzten Satz wird der Totentanz zu Basel mit einer raffinierten Animation großartig umgesetzt.
Die Aufführung eines derart aufwändigen Werkes erfordert höchste Konzentration und den engagierten Einsatz aller Beteiligten. Der Basler Gesangverein erbrachte eine Leistung auf allerhöchstem Niveau. Mit diesem Auftritt bot der Chor einen weiteren Beweis seiner außerordentlichen Qualität.
Die vier Solist/innen des Abends glänzten mit eindrücklichen Leistungen. Die Sopranistin Laurence Guillod überstrahlte das Orchester mit sichersten Höhen. Altistin Tanja Ariane Baumgartner beeindruckte mit viel Emotion und wunderbarem Timbre. Tenor Remy Burnens, welcher bereits ganz am Anfang mit strahlender Stimme den Saal erfüllte, erwies sich ebenfalls als erste Wahl für diese Partie. Bariton Alexandre Beuchat beeindruckte mit großer Bassstimme.
Die Knabenkantorei Basel trug vom Balkon aus mit Wohlklang und Präzision zum gewaltigen Gesamteindruck bei.
Die musikalische Gesamtleitung lag beim Dirigenten Facundo Agudin, welcher mit dem Sinfonieorchester Basel eine beeindruckende Aufführung von Hermann Suters Werk bot.
Es war einer dieser ganz besonderen Momente im Konzertleben, wo sich das Zusammenspiel von Hören und Sehen zu einem Gesamterlebnis erhebt und man berührt den Konzertsaal verlässt. Diese Meinung teilte offensichtlich auch das Publikum, welches alle Beteiligten mit langanhaltendem Applaus und vielen Bravorufen feierte.
Beim anschließenden Festakt für geladene Gäste wurden nebst musikalischen Einlangen, Grußworte und Danksagungen auch diejenigen erwähnt, welche durch ihre langjährige Unterstützung und Treue zum Basler Gesangverein einen solchen Erfolg erst möglich machen.
Man kann dem Basler Gesangverein zum Jubiläum nur das Allerbeste wünschen und sich auf die weiteren Auftritte freuen.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Basler Gesangverein
- Titelfoto: Jubiläumskonzert 200 Jahre Basler Gesangverein/Foto: ©️Fotoman