Jordi Savalls ergreifende Beethoven-Symphonien Nr 1, 2 und 4 in Salzburg

Le Concert des Nations 1 · Savall 2024: Jordi Savall (Dirigent)/Foto:© SF/Marco Borrelli

Vor fünf Jahren haben der Dirigent Jordi Savall und sein Orchester Le Concert des Nations auf historischen Instrumenten die Symphonien Nr. 1-5 von Ludwig van Beethoven für eine Veröffentlichung aufgenommen. In gewissem Sinne ist Beethoven der jüngste Komponist, dessen Musik Savall interpretiert hat, denn er konzentriert sich in der Regel auf Musik, die vor dem neunzehnten Jahrhundert geschrieben wurde. Savalls Blick auf Beethoven aus der Erfahrung mit der Musik früherer Epochen heraus verlieh den Symphonien Nr. 1 in C-Dur, 2 in D-Dur und 4 in B-Dur, die er und seine Musizierende am 6. August 2024 im Rahmen der Salzburger Sommerfestspiele im Haus für Mozart aufgeführt haben, eine Frische und Energie, die durchaus belebend wirkte. (Rezension des Konzertes v. 6. August 2024)

 

Beethoven hat 1799 mit der Arbeit an der Symphonie in C-Dur op. 21 begonnen und sie ein Jahr später vollendet. Die Uraufführung unter seiner Leitung fand am 2. April 1800 in einer „Musikalischen Akademie“ im K. K. National-Hof-Theater in Wien statt. Seine Symphonie in D-Dur op. 36 vervollständigte Beethoven während seines Aufenthalts in Heiligenstadt im Jahr 1802. Er dirigierte die Uraufführung im Rahmen seiner Akademie am 5. April 1803 im Theater an der Wien. Ein Merkmal, das diese Symphonie von der vorangegangenen unterscheidet, ist, dass der dritte Satz ein Scherzo statt eines Menuetts ist. Beethovens Symphonie in B-Dur op. 60 wurde im Herbst 1806 abgeschlossen und im März 1807 im Palais des Fürsten Lobkowitz in Wien unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Die erste öffentliche Aufführung fand am 15. November 1807 in einem Wohltätigkeitskonzert im Hofburgtheater statt.

Le Concert des Nations 1 · Savall 2024: Le Concert des Nations, Jordi Savall (Dirigent)/Foto: © SF/Marco Borrelli

Die C-Dur- und D-Dur-Symphonien folgten in Savalls Aufführung einem ähnlichen Schema. Die jeweils ersten Sätze sind von Dramatik geprägt, während die Mittelsätze oft ins Humoristische abgleiten, insbesondere bei Beethovens Einsatz des Fagotts. Die Schlusssätze werden von Savall auf eine Art und Weise entfaltet, die zum Ende hin berauschend und außerordentlich spannend wird. Unter Savalls Händen wurde die B-Dur-Symphonie in ihrer abwechselnd anmutigen und dramatischen Gestalten wiedergegeben. Die Adagio-Einleitung des ersten Satzes in düsterem b-Moll wirkte besonders geheimnisvoll, bevor die großen Akkorde in das Allegro vivace überleiteten, das in einen Wirbelsturm von Arpeggien überging. Der zweite Satz war weiterhin mysteriös, wenn auch mit einigen Augenblicken der Leichtigkeit. Der dritte und vierte Satz besaßen eine Intensität, die erst gegen Ende des Finales das Grauen durchbrach.

Wie in seinen Aufnahmen spielte Savall erfreulicherweise jede einzelne von Beethovens angegebenen Wiederholungen, einschließlich der Da-Capo-Wiederholungen im Menuetto der Ersten und den Scherzi der Zweiten und Vierten Symphonien. Savall und sein Orchester haben mit einer Vitalität gespielt, die aufregend und gefühlvoll war. Savall hat nicht nur die Facetten der Musik ausführlich vorgetragen, sondern auch die Lebensfreude oder Wut in einer mitreißenden Art und Weise umgesetzt, wie man sie selten zuvor gehört hat. Seine Interpretationen waren besonders lohnend angesichts der Fülle von Aufnahmen mit historischen Instrumenten, die ich in den letzten 35 Jahren gehört habe, weil er der Musik eine vollmundige, rohe Energie verlieh, ohne dabei an Raffinesse einzubüßen. Das Publikum im vollen Haus für Mozart belohnte den musikalischen Sturm, den Jordi Savall und Le Concert des Nations entfachten, mit großem Beifall. Es war ein sehr gelungenes Konzert, gewidmet drei Symphonien eines einzigen Komponisten, das durchweg fesselnd war.

 

  • Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Salzburger Festspiele/Stückeseite 
  • Titelfoto: Le Concert des Nations 1 · Savall 2024: Le Concert des Nations, Jordi Savall (Dirigent)/Foto: © SF/Marco Borrelli
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