Große Künstler in kleinem Rahmen – Bürgenstock Festival Sommerkonzert

Bürgenstock-Festival/Foto ©Philipp Schmidli

Es ist ein überwältigendes Ereignis, wenn man an einem herrlichen Frühlingstag auf dem Bürgenstock hoch über dem Vierwaldstättersee bei Luzern eine einmalige Aussicht genießen kann. Aber dort auch noch einem exklusiven Konzert mit bedeutenden Musikern beiwohnen zu können, ist kaum mehr zu überbieten. Dabei geht es nicht um das übliche Musizieren in einem Konzertsaal vor einem zahlreichen Publikum. Es war vielmehr ein fast privates Hauskonzert für ein kleines Publikum, welches im intimen Ambiente der kleinen Kapelle auf dem Bürgenstock stattfand. Zu verdanken ist dies der Familie Frey, welche jedes Jahr klassische musikalische Veranstaltungen mit hochkarätigen Künstlern ermöglicht. Mit lockerem, spielerischem Auftreten verstehen die Musiker sich als Freunde und quasi der Familie zugehörig.   (Konzert vom 11. Juni 2022)

 

In diesen drei Sommerkonzerten begegnete man Musikern, welche ein Programm von auserlesener Qualität präsentierten und das Publikum mit ihrem großen Können, ihrer Freude am Musizieren und nicht zuletzt auch ihrer charmanten Ausstrahlung begeisterten.

Andreas Ottensamer, der künstlerische Leiter des Festivals, begrüßte das Publikum mit einigen Hinweisen auf das Programm. Dabei war es auch ihm ein Bedürfnis, auf die einmalige Atmosphäre bei diesen Konzerten hinzuweisen, wo regelmäßig weltbekannte Musiker anzutreffen sind, welche gewöhnlich nur an Veranstaltungen in großen Musiksälen und vor zahlreichem Publikum auftreten.

Bürgenstock-Festival/Foto ©Philipp Schmidli

Mit dem Gitarristen Miloš Karadaglić, einem der gefragtesten Gitarristen seiner Generation und mehrfach ausgezeichnet, wurde das Programm eröffnet. Er spielte „Cinco Prelúdios“ für Gitarre  von Heitor Villa-Lobos. In diesem Werk, welches Villa-Lobos 1940 auf Wunsch von Andrés Segovia komponiert und seiner Frau Arminda gewidmet hatte, vereinen sich Klänge aus der Brasilianischen Volksmusik mit der klassischen Musik Spaniens. Miloš Karadaglić spielte dieses sehr anspruchsvolle Werk mit Innigkeit und liess die verschiedenen Stimmungen aufleuchten. Fasziniert hörte man seinem Spiel zu.

Bürgenstock-Festival/Foto ©Philipp Schmidli

Ebenfalls in großen Konzertsälen rund um die Welt zu hören, ist der französische Pianist Julien Quentin, welcher zum ersten Mal an diesem Festival teilgenommen hat. Mit „Estampes“ von Claude Debussy, dem ersten reifen Klavierwerk des Komponisten aus dem Jahre 1903, welches drei verschiedene Schauplätze „Pagodes“, „La soirée dans Grenade“ und „Jardins sous la pluie“ wie Gemälde erklingen liess, konnte Julien Quentin mit virtuosem Spiel begeistern.

Eine ganz spezielle Version von Heitor Villa-Lobos „Bachianas Brasileiras Nr. 5.“, eigentlich für Singstimme und 12 Celli komponiert, erklang als nächstes Werk. Nemanja Radulović, welcher mit seinem fulminanten Geigenspiel auf höchstem Niveau das Publikum mitzureißen versteht und Miloš Karadaglić an der Gitarre, spielten das Werk zum ersten Mal zusammen. Die kleinen Kapelle bot dabei das ideale Ambiente.

Bürgenstock-Festival/Foto ©Philipp Schmidli

Ein wahres Feuerwerk beschloss den offiziellen Teil dieses Konzertes. Die „6 rumänischen Volkstänze, Sz 56“ für Violine und Klavier von Béla Bartók boten Nemanja Radulović genau das richtige Forum, wo er sein feuriges Temperament mit der Geige voll ausleben konnte. Man kann sich diese Musik nicht besser gespielt vorstellen und spürte, mit was für einer Inbrunst hier musiziert wurde. Julien Quentin war dabei ein kongenialer Partner.

Dass ein solches Konzert nicht ohne eine Zugabe enden konnte, liegt auf der Hand, oder besser gesagt, in den Händen des Publikums, welches mit Applaus und Bravorufen diesen Genuss belohnt hat.

Es erklang „Cantabile“ von Niccolò Paganini, in der Version für Violine und Gitarre. Was für ein herrlicher Abschluss und auch eine unwiderstehliche Verlockung, die nächsten Konzerte dieses Festivals zu besuchen.

Das 10. Winterfestival findet vom 30. Januar 2023 – 5.Februar 2023 statt.

 

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