Geistliche Musik von Mozart und Haydn im Konzerthaus Berlin

William Christie, Foto-Credit: Vincent Pontet

Zwei großartige, wenngleich auch sehr unterschiedliche lateinische Kirchenwerke von Wolfgang Amadé Mozart und Franz Joseph Haydn standen auf dem Programm des Nachmittagskonzerts im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt am 16. März 2025. William Christie leitete sein Ensemble Les Arts Florissants sowie das Konzerthausorchester Berlin und ein beeindruckendes Vokalquartett in straffen, mitreißenden Darbietungen von schlichter Eleganz mit hervorragend ausgewogenem Chorgesang in beiden Kompositionen. Während des gesamten Konzerts haben die Musizierende mit Präzision, Souveränität und Klarheit gespielt, insbesondere in den schnellen Passagen. (Rezension des Konzerts v. 16.3.2025)

 

Mozarts 1774 geschriebene fünfsätzige Litaniae Lauretanae Beatae Mariae Virginis in D-Dur für Soli, Chor und Orchester KV 195 zeichnet sich durch Chöre in einem freien homophonen Stil mit ausdrucksstarker Melodie und bravourösen Einsatz der Solisten aus. Nach dem Dekret des Erzbischofs Hieronymus von Colloredo musste die gesamte Kirchenmusik in Salzburg prägnant sein. So hat Mozart eine Reihe von musikalischen Ideen in dieses fast 30-minütige Bittgebet mit wiederholten Akklamationen gepackt. Das genaue Datum und der Ort der Uraufführung dieses Werks sind nicht bekannt.

Unter Christies Leitung haben der Chor und das Sängerquartett Gefühle zum Ausdruck gebracht, ohne jemals zu rührselig oder ehrfürchtig zu klingen. Besonders einprägsam war bei dieser Aufführung der zweite Satz Sancta Maria, sancta Dei genitrix, der von der Sopranistin Mélissa Petit mit Reinheit und Ehrfurcht gesungen wurde. In reizvollen Duetten war Petit mit dem Tenor Bastien Rimondi und der Altistin Beth Taylor zu hören.

Konzerthaus Berlin (Foto-Credit: Christian Ender)

Die fröhliche und überschwängliche „Harmoniemesse“ in B-Dur für Soli, Chor und Orchester (Hob XXII:14) ist die letzte Messe Haydns, die am 8. September 1802 zum Namenstag der der Fürstin Esterhazy in der Eisenstädter Bergkirche uraufgeführt wurde. Die Messe ist mit einem großen Orchester mit Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotten, Hörnern, Trompeten und Pauken sowie einem Orgelpart besetzt. Der Beiname der Messe rührt von der wichtigen harmoniebildenden Wirkung der obligaten Bläserstimmen her.

Im Kyrie hat das gesamte Quartett, einschließlich des Basses Andreas Wolf, die Gelegenheit ergriffen, sich mit einer zutiefst bewegenden Leistung zu profilieren. Christie hat sie animiert, große, imposante Klänge für das Kyrie zu erzeugen und mit Leichtigkeit, Geschmeidigkeit und Aufmerksamkeit für jedes ausdrucksvolle Detail in den fugierten Passagen der „Harmoniemesse“ zu singen. Die Phrasen waren prächtig gestaltet, und die Wahl der Tempi war vernünftig, um den Text klar zu artikulieren und die Gelegenheit zu bieten, jeden Ton auszukosten.

Ein weiterer großer Vorzug dieser Aufführung war, dass die Mitwirkenden die Freude in Haydns beschwingten Vertonungen des Benedictus, Agnus Dei und Dona nobis pacem wirklich zum Ausdruck brachten. In den Händen von Christie „schwangen“ diese Sätze regelrecht und waren fast tänzerisch, was vielleicht den glücklichen Anlass des Namenstages der Fürstin widerspiegelte. Alles in allem haben diese fabelhaften Aufführungen diesen geistlichen Partituren von Mozart und Haydn sicherlich Bewunderung eingebracht und das Interesse derjenigen geweckt, die nicht oft die Gelegenheit haben, sie zu hören.

 

  • Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Konzerthaus Berlin
  • Titelfoto: Les Arts Florissants & William Christie, Foto-Credit: Julien Benhamou
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