
OTELLO
Oper von Giuseppe Verdi
Festspielhaus Baden-Baden
Premiere 13. April 2019
Zu den wohl bekanntesten Opern der Musikgeschichte gehört sicher der OTELLO von Giuseppe Verdi. Diese Oper in vier Akten war bereits bei der Uraufführung am 5. Februar 1887 an der Scala in Mailand ein großer Erfolg. Bis heute fasziniert diese tragische Geschichte nach dem Schauspiel von William Shakespeare und dem Libretto von Arrigo Boito das Publikum. (Rezension der besuchten Vorstellung am 13.4.2019)
Erster Akt.
Otello kehrt nach gewonnener Schlacht mit dem Schiff, durch einen Sturm fast an der Ankunft gehindert, unter dem Jubel der Bevölkerung in die Heimat zurück. Jago und Roderigo beraten, während das Volk feiert, wie sie Otello beseitigen könnten. Durch die Bevorzugung Cassios bei der Beförderung, hat Otello den Hass Jagos auf sich gezogen. Auch Roderigo ist ihm nicht gut gesonnen, will er doch Desdemona, die Gattin Otellos für sich gewinnen. Sie wollen einen Streit mit Cassio inszenieren. Jago gelingt es, Cassio betrunken zu machen und als dieser dann seine Inspektionsrunde antreten soll, ist er vom Alkoholgenuss gezeichnet und gerät mit Roderigo in einen Streit. Beim Kampf mit dem Degen, den Montano trennen kann, wird dieser allerdings von Cassio verwundet. Otello erscheint und als er den verletzten Montano sieht, degradiert er Cassio. Er schickt alle fort und ist mit Desdemona alleine. Die beiden erinnern sich an den Beginn Ihrer Liebe.

Zweiter Akt.
Cassio erhält von Jago den Rat, sich durch Desdemonas Fürsprache wieder bei Otello beliebt zu machen. Jago hofft aber auf die Eifersucht von Otello. In einem Gespräch gelingt es ihm auf raffinierte Weise, diesen Eifersüchtig zu machen und erste Zweifel an der Liebe von Desdemona zu sähen. Als Desdemona bei Otello um Gnade für Cassio bittet, gerät dieser in Wut. Ein Taschentuch, welches Desdemona zur Beruhigung auf die heissen Schläfen legen wollte, wirft Otello zu Boden. Emilia will es aufheben, da entreisst ihr Jago dieses Tuch, um es als Beweismittel der Untreue zu benutzen. Als beide Frauen sich zurückgezogen haben, fordert Otello von Jago einen Beweis für die Untreue seiner Gattin. Dieser erzählt Otello, dass Cassio im Traum von Desdemona gesprochen und ein Taschentuch von ihr bekommen habe. Ausser sich vor Wut, schwört Otello Rache. Mit seiner ganzen Falschheit bestärkt Jago Otello in dessen Plan.
Dritter Akt.
Otello erwartet eine venezianische Gesandtschaft. Als Desdemona erscheint, um erneut um Cassios Begnadigung zu bitten, verlangt Otello von ihr das Taschentuch, welches diese nicht
vorweisen kann. Er bezichtigt sie als Dirne und ist von ihrer Untreue überzeugt. Da rät Jago Otello, dass er Cassio belauschen könne. Jago inszeniert ein Gespräch auf eine Weise, dass Otello alle eigentlich für Cassios Geliebte Bianca gesprochenen Worte auf seine eigene Frau beziehen muss. Jago hat Cassio das Taschentuch geschickt zugesteckt und nun erblickt Otello dieses in Cassios Händen. Für Otello gibt es keine Zweifel mehr an der Untreue Desdemonas und er beschliesst, diese im Bett zu erwürgen, während Jago Cassio töten sollte. Als die Gesandtschaft erscheint und Otello abberuft und Cassio als neuen Statthalter verkündet, ist der rasende Otello nicht zu bremsen und wirft seine Gattin zu Boden und verflucht sie.
Entsetzt entfernen sich alle und Desdemona wird von Emilia und Lodovico heimgeführt. Otello bricht zusammen und Jago jubelt über seine erfolgreiche Intrige.
Vierter Akt.
Desdemona, von Todesahnungen gequält, bereitet sich mit Emilias Hilfe auf die Nacht vor. Emilia verlässt Desdemona, welche Trost im Gebet sucht. Sie schläft ein. Otello betritt das Schlafzimmer und weckt seine Gattin. Er wirft ihr vor, ihn mit Cassio zu betrügen. Desdemona beteuert Ihre Unschuld, doch Otello lässt sich nicht beruhigen. Er erwürgt sie. Nach einem Klopfen stürzt Emilia ins Zimmer, um Otello zu vermelden, dass Cassio Roderigo getötet habe. Dabei entdeckt sie die sterbende Desdemona und berichtet Otello über die Intrige Ihres Mannes Jago. Nach ihrem Hilferuf erscheinen Jago, Cassio und Montano mit Bewaffneten und sehen entsetzt die tote Desdemona. Emilia, Cassio und Montano bezeugen, dass Jago der Urheber dieser Intrige ist. Jago kann fliehen. Otello ersticht sich selbst mit dem Dolch und bricht nach einem letzten Kuss neben der toten Desdemona zusammen.
Die Vorstellung beginnt mit der Projektion eines Videos in voller Bühnenbreite. Gezeigt wird ein sterbender Elefant, welcher auch als Bühnenfigur zu sehen ist. Unterlegt mit Windgeräuschen dauert diese Einspielung zu lange und da man bis zum Ende der Vorstellung keinerlei weiteren Bezug zu der Handlung mehr herstellt, hinterlässt dieser Aufwand wenig Eindruck.

Robert Wilson, bekannt als der Regisseur welcher mit Licht und langsamen Bewegungen versucht, die Handlung näherzubringen, zeigt uns ein Bühnenbild, welches durch die dauernde Existenz von grellem Neonlichtröhren am Bühnenrand und vielen Scheinwerfern einen eher ermüdenden Effekt erzielt. Nur die Gesichter sind beleuchtet und nur selten kann man die Kostüme erkennen. Auch der Chor ist nur Schattenhaft zu sehen und mit minimalen Bewegungen inszeniert. Alles wird nur angedeutet und selbst in den Szenen wo Gefühle eine große Rolle spielen wirkt alles kalt und nüchtern. Die Inszenierung wirkt steril. Dies nicht zuletzt, wie die Darsteller ihre Partien stets frontal zum Publikum und ohne Augenkontakt zu den jeweiligen Partnern zu singen hatten. Dieses Konzept geht nur schwerlich auf, weil man den Text mitliest und das Geschehen auf der Bühne in einzelnen Szenen etwas total anderes zeigt. Dass diese Botschaft beim Publikum nicht gut angekommen ist, zeigen der schwache Applaus vor der Pause und die nicht zu überhörenden Missfallensäußerungen des Publikums am Schluss der Aufführung.
Auf der musikalischen Seite sticht vor allem der Jago von VLADIMIR STOYANOV hervor. Er hat aus den minimalen Bewegungen und Regievorgaben eine Figur geschaffen, welche seine Wirkung als Bösewicht und Intrigant zeigte. Stimmlich bot er eine hervorragende Leistung und an diesem Abend hätte die Oper auch JAGO heißen können!

SONYA YONCHEVA als Desdemona konnte mit Ihrer großen Stimme aufwarten und auch im anspruchsvollen 4. Akt beim «Lied an den Weidenbaum» und dem «Ave Maria» überzeugen.
STUART SKELTON als Otello, ist eine imposante Bühnenerscheinung. Durch die reduzierten Bewegungen im Spiel eher schwerfällig wirkend. Seine Stimme ist in der Mittellage bestens disponiert, jedoch – und dies im ersten Teil besonders – bei den hohen Tönen überfordert.
Die beiden Tenöre FRANCESCO DEMURO als Cassio und GREGORY BONFATTI als Roderigo waren bestens besetzt. ANNA MALAVASI als Emilia bot ebenfalls eine überzeugende Leistung.
In weiteren Rollen waren FEDERICO SACCHI als Lodovico, GIOVANNI FURLANETTO als Montano und MATHIAS TÖNGES als Herold zu hören.
ZUBIN METHA leitete die BERLINER PHILHARMONIKER und erzielte mit diesem Ausnahmeorchester einen großen Erfolg. Obwohl in einigen Passagen eher langsam und dem Bühnengeschehen entsprechend gespielt wurde, konnte man wunderbare Feinheiten genießen, welche dieses Orchester ja auch so einmalig machen.
Der PHILHARMONIA CHOR WIEN unter der Leitung von WALTER ZEH erklang in den großen Chorszenen überragend und sehr eindrücklich. Auch der Auftritt des KINDERCHOR DES PÄDAGOGIUMS BADEN-BADEN, war von UWE SERR und ANJA SCHLENKER-RAPKE bestens einstudiert.
Am Ende der Vorstellung gab es viel Applaus für die Solisten, den Chor und den Dirigenten ZUBIN METHA. Alles in allem ein zwiespältige Eindrücke hinterlassender Opernabend.
- Rezension der besuchten Vorstellung von Marco Stücklin/RED. DAS OPERNMAGAZIN
- Homepage Festspielhaus Baden-Baden
- Titelfoto: Osterfestspiele/Otello/Bonfatti/Demuro/Furlanetto/Skelton/Malavasi/Yoncheva/Foto @Lucie Jansch