
Für Ihren diesjährigen Auftritt am LUCERNE FESTIVAL wählte Cecilia Bartoli ein rein geistliches Programm mit Werken von Antonio Vivaldi und Giovanni Battista Pergolesi. Zu Beginn erklang die Motette „Clarae stellae, scintillate RV 625“ von Antonio Vivaldi. Dieses Werk wurde ca.1715 zum Fest der Heimsuchung Mariae komponiert, als Vivaldi Musiklehrer und Musikalischer Leiter des Orchesters am Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus für Mädchen in Venedig, tätig war. Die Partie des ursprünglich für Altstimme geschriebenen Soloparts wurde in diesem Konzert durch den jungen Countertenor Carlo Vistoli übernommen. Seine Stimme liess aufhorchen. Er meisterte alle Facetten dieser Motette mit viel Gefühl und Ausdruck. (Rezension des Konzertes vom 22.8.21 aus dem KKL Luzern)
In der zweiten Motette „In furore lustissimae irae RV 626“ welche 1722/23 in Rom bei seinen Reisen zur Karnevalssaison enstanden ist und für Sopran geschrieben wurde, erklang die Stimme von Cecilia Bartoli und begeisterte einmal mehr durch die unglaubliche Ausdruckskraft und Virtuosität. Die beiden Solisten wurden vom Orchester Les Musiciens du Prince-Monaco begleitet, welches auf Initiative von Cecilia Bartoli gegründet wurde und innert kürzester Zeit grosse Erfolge feiern durfte. Internationale Spitzenmusiker*innen vereinen sich in diesem Orchester zu einem herausragenden Klangkörper. Seit 2019 ist Gianluca Capuano deren Chefdirigent. Die Verbundenheit der Musiker mit seinem Dirigenten widerspiegelt sich in einem exzellenten Klang und der spürbaren Begeisterung für diese Musik.

Beim kurzen Ausschnitt aus dem „Concerto g-Moll RV 439 La notte“ begegnete man dem grossartigen Flötisten Jean-Marc Goujon, welcher sein Instrument auf nahezu unglaubliche Weise beherrscht. Als Hauptwerk des Konzertes wurde das „Stabat Mater f-Moll“ von Giovanni Battista Pergolesi aufgeführt. Kurz vor seinem frühen Tod komponierte Pergolesi 1736 mit nur 26 Jahren dieses äusserst beliebte Werk. Gerade wegen seiner Schlichtheit, ganz im Gegensatz zur damaligen Opulenz in der hochbarocken Musik, wird man beim Zuhören besonders berührt. Geschrieben für Sopran und Altstimme werden die zwölf Teile zu einem eindringlichen Erlebnis.
In dieser Aufführung übernahm Cecilia Bartoli den höheren Vokalpart und überliess den tieferen dem Countertenor Carlo Vistoli. Was für ein herrlicher Zusammenklang und was für eine Harmonie der beiden Stimmen! Jeder der zwölf Teile überzeugte durch die Innigkeit des Vortrages. Gianluca Capuano erweis sich auch hier als feinfühliger Dirigent. Schöner kann man dieses Werk nicht zu Gehör bringen. Das begeisterte Publikum wurde mit drei Zugaben belohnt.
Antonio Vivaldi: “Sol da te mio dolce amore” aus Orlando Furioso, konnte man noch einmal Jean-Marc Goujon, Flöte mit Cecilia Bartoli in einem höchstvirtuosen Zusammenspiel erleben. Zauberhaft. Auch Carlo Vistoli konnte mit “Cum dederit” from Nisi Dominus, ebenfalls von Vivaldi, seine Stimme wunderbar aufblühen lassen. Den Abschluss nach 25 Minuten Applaus und Standing Ovations bildete das „Amen“ aus der durch Johann Sebastian Bach bearbeiteten Kirchenkantate ”Stabat Mater” von Pergolesi.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- KKL Luzern
- Titelfoto: Lucerne Festival | Sommer-Festival 2021/Cecilia Bartoli | Les Musiciens du Prince | Gianluca Capuano | Carlo Vistoli
Luzern, 22.08.2021 | KKL Luzern, Konzertsaal © Peter Fischli/Lucerne Festival