Eine Zugabe musste er geben, bevor ihn das begeisterte Dortmunder Konzertpublikum entließ: Nemanja Radulović, nicht zum ersten Mal Gast der Dortmunder Philharmoniker, erstaunte und begeisterte mit seiner Virtuosität im Spiel seiner Geige und hatte sich dazu ein Werk ausgesucht, dass geradezu prädestiniert war, das Können des Solisten im Wechsel und Dialog mit den glänzend aufgelegten Philharmonikern so erlebbar zu belegen. Aram Chatschaturjans furioses Violinkonzert d-Moll in drei Sätzen fesselte das Auditorium und als Zugabe wählte Radulović ein Musikstück, welches nahezu wie ein zarter Kontrast zu dem soeben gehörten wirkte: Die Sarabanda aus der Partita BWV 1004 d-moll von Johann Sebastian Bach. Im zweiten Teil des Abends standen dann die Dortmunder Philharmoniker mit Tschaikowskys 4. Sinfonie f-Moll hochverdient im Zenit des großen Beifalls. Markus Stenz, der Gastdirigent dieses 8. Philharmonischen Konzertes, wusste all das Gehörte auf so eindrucksvolle Weise zu leiten. Die elegischen ebenso, wie die furiosen Teile der am gestrigen (7.5.19) Abend präsentierten Werke.
Das Konzert, welches unter dem Motto „Düstere Leidenschaft“ steht, widmete sich diesmal zwei herausragenden russischen (*) Meistern aus zwei Epochen.
Der erste Teil des Abends gehörte Aram Chatschaturjan (1903-1978) mit seinem abendfüllenden Ballett GAJANEH – woraus die Dortmunder Philharmoniker 4 Teile spielten, wobei natürlich der populäre „Säbeltanz“ ganz sicher vorrangig zu nennen ist -, dem dann sein virtuoses Violinkonzert in d-Moll folgte. Knapp 15 Minuten dauerte der musikalische Auszug aus dem Ballett Gajaneh und umfasste, wie erwähnt, vier Einzelstücke. Jedes einzelne von einer ganz besonderen musikalischen Sprache, die bereits schon beim ersten Stück, dem Willkommenstanz, verzückte. Und natürlich kommt kein Orchester dieser Welt um den Säbeltanz herum, wählt es Chatschaturjan für ein Philharmonisches Konzert. Die Philharmoniker tanzten ausgesprochen mitreißend!
Danach folgte der Solist des Abends, der aus Serbien stammende junge Geiger Nemanja Radulović. Er hatte sich Aram Chatschaturjans Violinkonzert d-Moll, in drei Sätzen, für dieses Konzert ausgesucht. Sicher ein Violinkonzert, dass höchste Ansprüche an den jeweiligen Solisten stellt. Bei seiner Uraufführung 1940 in Moskau war es kein Geringer als David Oistrach, der dieses Werk aus der Taufe hob. Radulović konnte in den drei Sätzen des Werkes – Allegro con fermezza – Andante sostenuto und Allegro vivace – seine beeindruckende Virtuosität ohne jeden Zweifel unter Beweis stellen. Und natürlich bleibt der Eindruck des dritten Satzes am meisten im Gedächtnis haften. Hier ergänzten sich Solist und Orchester auf geradezu kongeniale Weise. Großartig!
Nach der Pause dann Peter Tschaikowsky (1840-1891). Und wenn das Motto und die Begrifflichkeiten „Düstere Leidenschaft“ auf einen russischen Komponisten zutreffen, dann wohl auf ihn. Ein Mann, oft zerrissen von innerer Qual, unter widrigen wirtschaftlichen Verhältnissen lebend und dennoch voller Gefühl und Leidenschaft. Seine Werke haben nichts von ihrer Wirkung verloren. Sie fesseln und begeistern die Menschen immer wieder aufs Neue. So auch seine 4. Sinfonie, die in Worten zu beschreiben so schwer fällt, da so aussagekräftig und emotional. Die Dortmunder Philharmoniker haben alles an Gefühlen, an Leidenschaft, an Melancholie und Wehmut transportiert, welche der russische Meister in diese Sinfonie mit hinein komponiert hat. Das furiose Finale dieses Werkes war das glanzvolle Ende dieses bemerkenswerten 8. Philharmonischen Konzertes.
Besser hätten die Dortmunder Philharmoniker den gestrigen Geburtstag (* 07.05.1840) des großen Peter Tschaikowsky nicht zelebrieren können!
Die musikalische Leitung hatte Markus Stenz, der als Gastdirigent für dieses Philharmonische Konzert verpflichtet wurde. Ohne Frage, dass diesem Künstler die Werke und Komponisten des Abends am Herzen liegen müssen. Fast spürbar ließ er das Orchester – und den Solisten des Konzerts – alle die in den Kompositionen enthaltenen Emotionen spielen und musikalisch ausleben.
Bei dieser Gelegenheit sei auch noch auf das erneut sehr gut gemachte und informative Programmheft zum Konzert hingewiesen, dass auch dieses Mal wieder höchst lesenswert gestaltet worden ist (Texte und Redaktion Malte Wasem/Theater Dortmund).
Am heutigen (8.5.) Abend haben die Klassikfreunde erneut die Möglichkeit, dieses Programm im Konzerthaus Dortmund zu erleben. Sie sollten es tun! Unbedingt!
(*) Aram Chatschaturjan ist in Tiflis, Georgien, geboren. Georgien war im 20. Jahrhundert -bis 1991- Teil der Sowjetunion