
Am 28. April hebt sich zum ersten Mal der Vorhang für Detlev Glanerts neue – und damit elfte – Oper: OCEANE. Ein Fontane-Stoff als Oper? Eigentlich erstaunlich, dass sich bislang noch kein bedeutender Komponist an die Romane und Erzählungen des großen Chronisten des wilhelminischen Preußen herangewagt hat. Doch zum 200. Geburtstag kommt sie endlich, die große Fontane-Oper: Auf der Grundlage des nachgelassenen Novellenfragments „Oceane von Parceval“ haben Detlev Glanert und sein Librettist Hans-Ulrich Treichel ihr zweiaktiges Werk OCEANE konzipiert, in dem ein Thema verarbeitet wird, das auf Fontane eine lebenslange Faszination ausübte: das der Melusine, der „fremden Frau vom Meer“. In OCEANE bricht die Titelfigur in die geordneten Verhältnisse eines Ostsee-Badeorts ein und provoziert mit ihrem Anderssein sowohl Ablehnung und Aggression als auch Faszination und die Sehnsucht nach dem Ausbruch aus bürgerlichen Verhältnissen. Sie sehnt sich nach Nähe und Liebe, empfindet zugleich aber eine tiefe Bindung an eine Welt, die jenseits der Menschenwelt ist. Nichts ist ihr am Ende so fremd wie diejenigen, die ihr nahe sein möchten.
Der 1960 geborene Detlev Glanert ist einer der weltweit erfolgreichsten deutschen Komponisten seiner Generation. Mit Opern wie u.a. JUD SÜSS, CALIGULA und SOLARIS gewann er international Anerkennung, er schrieb Orchesterwerke für die bedeutendsten Klangkörper der Welt wie das Concertgebouw Orkest Amsterdam, dem er von 2011-2017 als Hauskomponist verbunden war. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Generalmusikdirektor Donald Runnicles, die Titelpartie gestaltet die charismatische schwedische Sopranistin Maria Bengtsson, die für ihre Interpretationen der Richard Strauss’schen Daphne und Arabella begeistert gefeiert wurde ebenso wie für wichtige Mozart-Partien. Inszenieren wird der kanadische Regisseur Robert Carsen, von dem an der Deutschen Oper Berlin bislang MACBETH, ARIADNE AUF NAXOS und DIE LIEBE ZU DEN DREI ORANGEN große Erfolge feierten.

50 Jahre TOSCA-Inszenierung von Boleslaw Barlog am 13. April
Welches der großen Opernhäuser verfügt über Inszenierungen, die in ihr 6. Lebensjahrzehnt gehen und damit ein Stück Theatergeschichte im Rahmen der kontinuierlich angebotenen Neuproduktionen lebendig halten? Ohne ein begeistertes Publikum, engagierte Spielleiterinnen sowie eine Regie und Sängerdarsteller, die über Jahre hinweg Spannung erzeugen, wäre das nicht denkbar. Und als die TOSCA am 13. April 1969 Premiere feierte, konnte das keiner ahnen. Zum 50-jährigen Jubiläum laden wir Sie herzlich ein, mit uns zu feiern: Sie erleben Carmen Giannattasio als Floria Tosca, Jorge de León als Cavaradossi und Željko Lučić als Scarpia.
Besetzungs-Highlights: RIENZI und PARSIFAL
Gleich zwei Wagner-Inszenierungen von Philipp Stölzl kehren im April zurück auf den Spielplan: RIENZI mit Torsten Kerl in der Titelpartie, Martina Welschenbach (5. und 18. April) bzw. Elisabeth Teige (10. Mai) als Irene und Annika Schlicht als Adriano, die in der Partie debütiert. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Evan Rogister.

Bei den PARSIFAL-Vorstellungen am 14., 19. und 21. April steht mit Brandon Jovanovich in der Titelpartie, Eva-Maria Westbroek, die als Kundry debütiert, Günther Groissböck als Gurnemanz, Markus Brück als Amfortas und Derek Welton als Klingsor ein herausragendes Sängerensemble auf der Bühne. Das Dirigat liegt bei Donald Runnicles.
Uraufführung NEUE SZENEN IV am 11. April in der Tischlerei
Sehnsucht und Angst gleichermaßen verbinden Menschen seit jeher mit dem Meer. Es ist der Ort des Unbekannten und Unerforschten, wo nie gesehene Ungeheuer in den Tiefen des Meeres vermutet wurden und die Fahrt hinaus ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang war. Und zugleich steht das Meer für die Erfahrung des Erhabenen, für den Aufbruch des Menschen in verheißungsvolle Welten, ist es völkerverbindender Handelsweg und beliebter Urlaubsort.
Erst in den letzten Jahren ist jedoch die Bedeutung der Weltmeere für das globale Ökosystem einer breiteren Öffentlichkeit bewusst geworden, ohne sie wäre ein Leben auf unserem Planeten nicht möglich. Dennoch ist immer noch sehr wenig über die Tiefsee bekannt: Erst drei Menschen sind bis heute in den Marianengraben vorgedrungen, jenen mit 11 km tiefsten Punkt der Erde – während der Mensch vermutlich auch dort längst in Form von Giftstoffen und Abfällen seine Spuren hinterlassen hat.
Der Marianengraben ist thematischer Ausgangspunkt der drei Uraufführungen von NEUE SZENEN IV: Die Komponistin Feliz Anne Reyes Macahis und die Komponisten Sven Daigger und Josep Planells Schiaffino, als Preisträger eines internationalen Wettbewerbs ausgewählt, haben zusammen mit den Librettistinnen Uta Bierbaum, Deborah Kötting und Fanny Sorgo drei Werke geschrieben, die – inszeniert, gesungen und gespielt von Studierenden der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin – unter Leitung von Manuel Nawri in der Tischlerei uraufgeführt werden.
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- Titelfoto: RIENZI, DER LETZE DER TRIBUNEN von Richard Wagner, Deutsche Oper Berlin, Premiere am 24. Januar 2010, copyright: Bettina Stöß