Das jährlich wiederkehrende Bürgenstock-Festival gehört zu den absoluten High-Lights der klassischen Musikveranstaltungen in der Schweiz und jedes Jahr freut man sich darauf, dort hochkarätigen Spitzenmusikern hautnah zu begegnen. Die Umstände wegen der Pandemie verunmöglichten leider während zwei Jahren die Durchführung zahlloser kultureller Veranstaltungen, so auch die des Bürgenstock-Festivals. Umso mehr waren die Musikfreunde erleichtert zu erfahren, dass dieses Jahr das wichtige Ereignis wieder stattfindet. (Rezension des Konzertes Kaufleuten Zürich 01.02.2022)
Traditionsgemäss vereinen sich dort renommierte Solisten zu einem Stelldichein der Superlative, um in lockerer Stimmung gemeinsam zu musizieren. Das Eröffnungskonzert fand im Kaufleuten Klubsaal in Zürich statt. Daneben finden vier weitere Konzerte in der Villa Honegg auf dem Bürgenstock, an unvergleichlich schöner Lage hoch über dem Vierwaldstättersee und ein Extrakonzert in Winterthur statt.
Die Konzeption und Leitung des Bürgenstock-Festivals liegt in den Händen von Andreas Ottensamer und José Gallardo. Ihnen gelingt es immer wieder, für diese in fast schon intimem Rahmen stattfindenden Konzerte Stars der klassischen Musikwelt zum gemeinsamen Musizieren zu gewinnen, die gewohnt sind, sonst in großen Sälen vor einem zahlreichen Publikum als Solisten aufzutreten.
Das Eröffnungskonzert war ein bunter Strauß von auserlesenen Kompositionen, welcher durch die hervorragenden Künstler zum Blühen gebracht wurde.
Andreas Ottensamer ist nicht nur ein ausgezeichneter Klarinettist. Er ist auch ein begabter Moderator und führte auf lockere, humorvolle Weise durch das Programm. Er und José Gallardo begrüssten das Publikum mit George Gershwin‘s „Prélude No. 1“.
Darauf folgte der erste Satz aus dem „Klavierquartett Nr. 1, g-Moll“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Es spielten José Gallardo, Klavier, Roberto Gonzáles-Monjas, Violine, Tomoko Akasaka, Viola und Maximilian Hornung, Cello.
Dann betrat der international gefeierte Gitarrist Thibaut Garcia die Bühne und begeisterte das Publikum mit dem virtuos gespielten „Asturias“ von Isaac Albéniz und dem Tango „La Cumparsita“ von Gerardo Matos Rodrigues. Dieses Werk wurde 1918 erstmals in Uruguay aufgeführt und gehört seither zum festen Repertoire des Tango. Bei der Interpretation beider Werke offenbarte der Künstler mit feinsten bis hin zu fulminanten Tönen seine außerordentliche Sensibilität für sein Instrument.
Ray Chen muss man keinem Liebhaber der klassischen Musik mehr vorstellen. Als hervorragend virtuoser Violinist ist er an allen bedeutenden Konzerthäusern zu hören. Mit „Habanera, Op. 21, Nr. 2“ von Pablo de Sarasate konnte er sein Temperament voll ausleben. Ausdrucksvoller kann man das Werk nicht vortragen.
Einen ruhigen Kontrapunkt im Konzert bildete der zweite Satz aus dem „Duo für Violine und Viola“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Tomoko Akasaka, Viola und Roberto Gonzáles-Monjas spielten dieses eigentlich als Übungsstück gedachte Kabinettstück mit viel Hingabe.
Die beliebten, für Klavier komponierten „Lieder ohne Worte“ von Felix Mendelssohn erfreuen sich großer Beliebtheit. Andreas Ottensamer hat im vergangenen Jahr diese „Lieder“ für Klarinette und Streicher arrangiert und man kam in den Genuss einer Auswahl von sechs Stücken aus dieser gelungenen Arbeit.
Zu den bereits aufgetretenen Musikern gesellte sich auch der junge, aufstrebende und einer vielversprechenden Karriere entgegengehende Kontrabassist Marc-André Teruel. Gemeinsam mit Roberto Gonzáles-Monjas, Ray Chen, Tomoko Akasaka, Maximilian Hornung wurden die Arrangements lebendig interpretiert.
Die „Cellosonate“ von Claude Debussy, nach eigenen Worten eine der „verrücktesten“ Kompositionen für Cello, spielten dann Maximilian Hornung und José Gallardo. Die “Cellosonate” von Claude Debussy, ist wahrhaftig ein anspruchsvolles Werk und verlangt das perfekte Zusammenspiel der beiden Solisten. Davon erklangen der 2. und der 3. Satz.
Das offizielle Programm endete mit dem 3. Satz aus dem “Klavierquartett Nr. 1, g-Moll” von Wolfgang Amadeus Mozart und schloss damit den Kreis zum Anfang des Konzertes. Bei allen Darbietungen waren die Freude der Künstler am gemeinsamen Musizieren und ihre Harmonie deutlich spürbar.
Natürlich liess das begeisterte Publikum diese großartigen Künstler nicht ohne Zugaben davonziehen. Diese bedankten sich für den Applaus mit dem “Fandango” für Gitarre, 2 Violinen, Viola und Cello von Luigi Boccherini.
Als Zweites wurde „Café 1930“ aus Astor Piazolla’s „L’Histoire du Tango“ mit Thibaut Garcia, Ray Chen und Andreas Ottensamer geboten und bildete damit einen stimmungsvollen Ausklang des Konzerts.
- Rezension von Marco Stücklin /Red. DS OPERNMAGAZIN-CH
- Bürgenstock-Festival
- Titelfoto: ©Michael Schmid-Foto