Zürich: «La finta giardiniera» – eine tolle Ensembleleistung

Opernhaus Zürich/ LA FINTA GIARDINIERA / Foto @ Herwig Prammer

Nachdem diese Produktion bereits im vergangenen Mai in Winterthur Premiere hatte, damals mit den jungen Sängern des Internationalen Opernstudios, fand nun im Opernhaus Zürich die Hauspremiere statt. Dafür wurden sämtliche Rollen neu besetzt. Obwohl Mozart erst 18 Jahre alt war als er diese Oper als Auftragswerk für den Fasching in München zu komponieren begann, handelt es sich hier nicht mehr um ein Jugendwerk. Mozart hatte sein Talent schon viel früher bewiesen und bereits mehrere Opern komponiert.  (Besuchte Vorstellung: 17. Februar 2019 / Opernhaus Zürich)

 

«La finta giardiniera» basiert auf den damals beliebten Commedia dell’arte Stoffen, welche sich durch Verwechslungen, Intrigen und unerwarteten Paarkombinationen auszeichnen. Es findet ein Querschnitt durch die verschiedenen Gesellschaftsschichten statt, die jeweils durch ein Figurenpaar dargestellt werden, Oberschicht, Mittelschicht und Dienerschaft.

Doch die Tatsache, dass nicht sechs, sondern sieben Sänger auf der Bühne stehen, lässt nicht auf ein – wie zu dieser Zeit – übliches Zusammenfinden von jeweils einem Paar hoffen. Die Handlung dieser Oper führt uns an ein Fest, welches Don Anchise anlässlich der Hochzeit seiner Nichte Arminda mit Belfiore gibt. Alle Beteiligten jedoch sind nicht glücklich, da jeder seine eigenen Wünsche versteckt und seine Sorgen verheimlicht.Don Anchise ist verliebt in die Gärtnerin Sandrina und plant die Hochzeit mit ihr. Sandrina ist allerdings keine Gärtnerin, sondern die Gräfin  Violante, welche Belfiore ein Jahr zuvor in einem Eifersuchtsanfall schwer verletzt hat und nun meint, diese sei tot. Sandrina erwidert die Liebe von Don Anchise nicht, sie hat sich nur in der Hoffnung auf eine Wiederbegegnung mit Belfiore als Gärtnerin bei Anchise anstellen lassen. Wir erfahren aus einem Treffen von Sandrina mit Nardo, einem Gärtnerburschen, dass sie die totgeglaubte Violante ist. Nardo ist verliebt in die Dienerin Serpetta. Die aber will nichts von ihm wissen. Belfiore erscheint verspätet und alle sind in höchster Aufregung. Belfiore ist begeistert von Arminda, diese gibt sich aber launisch und vertritt Ihre klaren Vorstellungen von einem Verehrer. Serpetta wehrt alle Versuche von Nardo ab, Ihr zu gefallen. Sie hat ein Interesse an Don Anchise, der viel zu bieten hat.

Opernhaus Zürich/ LA FINTA GIARDINIERA / Foto @ Herwig Prammer

Als Sandrina erfährt, dass Arminda, Belfiore heiraten soll, wird sie ohnmächtig. Belfiore und Sandrina erkennen sich wieder. Auch die Wiederbegegnung von Arminda und Ramiro, welche früher ein Paar waren trägt zu einer heillosen Verwirrung bei, mit welcher der erste Akt endet. 

Im zweiten Akt überschlagen sich die Ereignisse. Zum Ausleben der Gefühle von Liebe, Eifersucht und Verlust steht viel Spielraum zur Verfügung. Als Don Anchise durch ein Schreiben erfährt, dass Belfiore des Mordes an Violante bezichtigt wird, ist eine Heirat mit seiner Nichte nicht mehr möglich. Er stellt Belfiore zu Rede und da gibt sich Sandrina als Violante zu erkennen, nur um kurz darauf wieder von dieser Aussage zurückzutreten mit der Begründung ihn nur von einer Bestrafung zu schützen. Plötzlich ist Sandrina verschwunden, denn Arminda hat sie entführt hat. Alle machen sich auf die Suche und verirren sich dabei in einem Wald. In diesem Chaos werden Sandrina und Belfiore wahnsinnig und ein unglaubliches Durcheinander beendet diesen Akt.

Als Nardo auf die beiden immer noch im Wahn befindlichen Sandrina und Belfiore trifft, wollen diese ihn in ihr Treiben einbeziehen, doch gelingt diesem gerade noch die Flucht. Arminda ist immer noch bereit, Belfiore zu heiraten. Doch auch Ramiro will diese für sich haben. Arminda will jedoch von Ramiro nichts wissen. Sandrina und Belfiore sind wieder zur Vernunft zurückgekehrt. Als Sandrina wieder ihre Identität leugnen will, wird sie von Belfiore daran gehindert. Die Liebe erwacht von Neuem. Don Anchise erlaubt jedem zu heiraten, wen er will. Alle feiern die Liebe.

Diese verworrene Geschichte auf die Bühne zu bringen, erfordert einiges an Phantasie!
TATJANA GÜRBACA und ihr Bühnenbildner HENRIK AHR haben einen Einheitsraum geschaffen, welcher mit Lichteffekten und grossflächigen Türen die verschiedenen Szenerien 
andeutet. Hier lebt jeder seine Launen und Gefühlsregungen aus und das führt mitunter zu sehr viel Aufregung. Die Kostüme von BARBARA DROSIHN unterstreichen farbenfroh das Geschehen. Wenn sich am Schluss alle in einer Schaumwolke demaskiert begegnen, spielen die Standesunterschiede keine Rolle mehr.

Jeder der sieben Sänger hat in dieser Inszenierung in seiner Rolle enorm viel zu spielen und die einzelnen Charaktere der Figuren sind gut erkennbar. Musikalisch überzeugt dieser Abend auf der ganzen Linie. 

Das Musikkollegium Winterthur unter der Leitung von GIANLUCA CAPUANO spielte mit vollem Engagement und Begeisterung. Die vielen Facetten dieser herrlichen Musik wurden ausgeleuchtet und die Solisten bestens begleitet. ANDREA DEL BIANCO am Cembalo und CÄCILIA CHMEL am Violoncello sind hier besonders zu erwähnen.

Opernhaus Zürich/ LA FINTA GIARDINIERA / Foto @ Herwig Prammer

KENNETH TARVER als Don Anchise gefiel bei seinem Haus- und Rollendebut durch seinen sehr flexiblen und sicheren Tenor. ROSA FEOLA, welche die vermeintliche Gärtnerin Sandrina sang, faszinierte einmal mehr mit Ihrem herrlichen Sopran, welcher in allen Lagen wunderbar klingt. MAURO PETER konnte mit dem Belfiore ebenfalls überzeugen. Sein Tenor ist für den Mozart sehr ansprechend und auch für die Ensembleszenen bestens disponiert.

MYRTÒ PAPATANASIU liess aufhorchen mit Ihrem höhensicheren Sopran und einer sehr rollendeckenden Interpretation der Arminda. Ein gelungenes Debüt. Als Dienerin Serpetta konnte die am Opernhaus sehr beliebte REBECA OLVERA einmal mehr in einer für sie neuen Rolle glänzen. Das Temperament dieser Sängerin passte hervorragend in diese Inszenierung.  ADRIAN TIMPAU als Diener Nardo hat seinen herrlichen Bariton bestens eingesetzt und es ist zu hoffen, dass wir diesen Sänger, welcher ja Mitglied des Opernstudios in Zürich war, hier noch des Öfteren hören können.  Ganz besonders erwähnen muss man ein weiteres Rollen- und Hausdebüt: MARGARITA GRITSKOVA in der Hosenrolle des Ramiro. Diese junge Sängerin hat mit Ihrem großartigen Mezzosopran total überzeugt. Eine sehr eindrückliche Leistung.

Der Besuch dieser Aufführung ist vor allem wegen der Ensembleleistung sehr zu empfehlen.

  • Rezension der besuchten Vorstellung von Marco Stücklin /RED. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Termine, Infos und Kartenvorverkauf unter DIESEM LINK
  • Titelfoto: Opernhaus Zürich/ LA FINTA GIARDINIERA / Foto @ Herwig Prammer

 

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