Am 20. Dezember feierte die Wuppertaler Oper eine bejubelte Premiere des am 12. Oktober 1971 im Mark Hellinger Theater in New York City uraufgeführten Musicals. Die Inszenierung wurde vom Staatstheater Oldenburg übernommen, in Wuppertal allerdings mit großem sinfonischen Orchester und Rockband, daher unter dem Begriff Rockoper aufgeführt. (Bericht der Premiere vom 20.12.2019)
Mit seiner Rockoper ›Jesus Christ Superstar‹ gelang Andrew Lloyd Webber zusammen mit dem Librettisten Tim Rice der Durchbruch zum erfolgreichsten Musical-Team aller Zeiten. Die Verfilmung des Stücks von 1973 wurde zunächst teilweise als blasphemisch abgelehnt, was aber der Popularität des mittlerweile zum Klassiker gewordenen Werks keinen Abbruch tut.
Der biblische Inhalt dürfte allgemein bekannt sein, in der Inszenierung von Erik Petersen wird das Hauptaugenmerk allerdings auf die Thematik Starkult, Vermarktung, Beeinflussung von und durch Massenbewegungen gelenkt. Das ursprüngliche, biblische Thema zieht sich hier wie ein roter Faden von Anfang an durch das Geschehen und endet quasi als geballtes, dickes Knäuel am Ende in der Kreuzigung. Erik Petersen ist als freischaffender Regisseur auf vielen Bühnen zuhause. So inszenierte er in Dortmund u.a. La Cenerentola und Hänsel und Gretel, in Oldenburg, wie auch hier seine Fassung von Jesus Christ Superstar, am Staatstheater Darmstadt Evita, um nur einige seiner bisherigen bemerkenswerten Stationen zu nennen.
Im ersten Akt sieht Judas den Hype um Jesus kritisch und warnt ihn, dass der Jubel in Hass umschlagen kann, wenn man nicht mehr so „funktioniert“ und die Erwartungen/ Ziele erfüllt, wie es erwartet wird. Jesus als ausgebrannter Star, der die Massen bedient und begeistert, dessen Tod aber von eben diesen Massen schlussendlich auch bejubelt wird, als sie sich von ihm abgewandt haben und einem neuen Idol nachlaufen werden. Simon, als treuer Unterstützer, versucht Jesus wieder zu stärken, doch dieser fühlt seine Kräfte schwinden. Maria Magdalena gelingt es, Jesus zu beruhigen, sie selbst ist überrascht und verunsichert von den Gefühlen, die sie für ihn entwickelt.
Der Oberpriester Kaiphas bespricht sich mit den anderen Priestern, sieht in Jesus eine Gefahr und sie beschließen ihn auszuschalten. Judas wird von ihnen bestochen und er verrät Jesus, gegen sein Gewissen.
Herodes sieht in einem Alptraum wie der Mob über einen Menschen herfällt und ihn tötet, die Schuld aber ihm, Herodes gibt.
Jesus versucht dem allgemeinen Tumult ein Ende zu setzen, sieht sich aber von den Forderungen und Erwartungen der Masse vollkommen überfordert.
Im zweiten Akt feiert Jesus das Abendmahl mit seinen Freunden, erkennt, dass sein Weg ein anderer ist als das, was von ihm erwartet wird und das er vielleicht sogar verraten und allein da stehen wird.
Als er dann kurz danach den verräterischen Judaskuss erhält, erkennt er, dass seine Befürchtungen Wahrheit geworden sind und er verraten wurde. Er wird verhöhnt, verleugnet, zwischen Pilatus und Herodes hin und her geschoben. Herodes verhöhnt ihn, tut aber nichts weiter, sodass Herodes unter dem Druck der Masse, die Jesus am Kreuz sehen will, am Ende das Todesurteil spricht. Judas bereut seinen Verrat und erschiesst sich.
Petersen hat die Rockoper in rasantem Tempo inszeniert, schnelle Abfolgen, blitzartige Lichtwechsel ergänzen sich und sorgen für 2 Stunden Spannung und Spektakel.
Das Bühnenbild von Sam Madwar zeigt sich als eine Mischung aus Variete-Theater und Steampunk, mit viel Metall, Nebel und eindrucksvollem Lichtspiel. Die Kostüme von Verena Polkowski sind von Alltagskleidung bis Glitzerdress sehr verschieden entworfen. So tritt Jesus komplett in schwarz auf, Herodes hingegen in einem glitzernden Showsakko.
Wieder einmal hatten die beiden zum Wuppertaler Ensemble gehörenden Mark Bowman-Hester als Herodes mit einer glanzvollen Shownummer (Herod’s Song) und Simon Stricker als Pilatus und Annas die Gelegenheit mit ihren Stimmen für Begeisterung zu sorgen.
Ganz stark Rupert Markthaler als Judas Ischariot und Maureen Mac Gillavry als Maria Magdalena. Oedo Kuipers als Jesus von Nazareth war darstellerisch von Anfang bis Ende sehr überzeugend. Sehr eindringlich in Darstellung und Gesang insbesondere seine große „Gethsemane“-Szene (I Only Want To Say…). Neben den Hauptdarstellern sei hier auch noch das gesamte weitere Ensemble lobend erwähnt, die natürlich alle am Erfolg des Abends maßgeblich beteiligt waren.
Dem Opernchor Wuppertal gebührt auch heute wieder ein riesengroßes Dankeschön für seine Leistung. Ebenso dem Sinfonieorchester Wuppertal, was mit der Rockband verschmolz und auch bei den eher ungewohnt rockigen Töne einfühlsam und nachdrücklich unter der Führung von Jürgen Grimm als Musical erfahrenem Leiter mit gewohnter Qualität überzeugte.
Der Abend endete mit langanhaltendem Beifall, das Publikum stand vom ersten bis zum letzten Klatschen und war begeistert.
- Rezension von Rene Isaak Laube / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Opernhaus Wuppertal / Stückeseite
- Titelfoto: JESUS CHRIST SUPERSTAR/Oper Wuppertal/Foto © Bettina Stöß
Ich habe die Rockoper Jesus Christ Superstar mehrmals in Oldenburg gesehen.
Es war ein überwältigendes Erlebnis.
Die Darsteller, allen voran ,Oedo Kuipers und Rupert Markthaler, einfach großartig.
Die Inszenierung von Erik Petersen ist von tiefgreifender, bleibender Erinnerung.