
Eine Spielzeit geht zu Ende, dies nahm das Theater Hagen am vorletzten Abend der Spielzeit zum Anlass, mit einer Gala als Benefizveranstaltung zugunsten der Hagener AIDS-Hilfe e.V. und Luthers Waschsalon zum einen etwas wirklich Gutes zu tun, zum anderen sein Publikum mit einem Programm, so bunt und vielfältig wie der Regenbogen, zu erfreuen. Die beteiligten Künstler*innen verzichteten auf ihre Gage, die Möglichkeit sich gegen eine Spende ein Maskottchen der beiden Organisationen mit nach Hause zu nehmen und die Versteigerung einiger ihrer CD’s, die Kammersängerin Angela Denoke zur Verfügung stellte, last, but not least eine Spende des Philharmonischen Orchesters, all das sollte die Summe, die am Ende für die AIDS-Hilfe und Luthers Waschsalon zusammen kommen sollte, auf eine hoffentlich schöne Summe bringen. (Rezension der Gala vom 13.07.2019)
Über die wichtigen Aufgaben und Tätigkeiten der AIDS-Hilfe zu sprechen dürfte müssig sein, Luthers Waschsalon ist eine Einrichtung der Diakonie Mark-Ruhr, die sich für diejenigen einsetzt, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sei es mit dem Angebot einer Mahlzeit, einer Dusche, die Wäsche zu waschen, ärztlich versorgt zu werden, usw.
Den beiden Verantwortlichen dieser beiden Institutionen Andreas Rau für die AIDS-Hilfe Hagen und Ilona Ladwig-Henning für Luthers Waschsalon, wurde die Gelegenheit gegeben, ihre Projekte vorzustellen und darüber zu berichten., wobei auch die Erklärung der Bedeutung des Regenbogens nicht vergessen wurde. Im Laufe der Jahre ist der Regenbogen im besonderen ein Merkmal der LGBTI* Community geworden, er steht allgemein für Gemeinsamkeit, Liebe, Vielfalt, Hoffnung.
Zitat Francis Hüsers: „Der Regenbogen steht für Hoffnung, für Frieden wie für lesbisch-schwule Emanzipation und natürlich für die Buntheit des Theaters Hagen.“
Die Moderation des Abends übernahmen im 1. Teil für Orchester und Gesang der Intendant Francis Hüsers, im 2. Teil für den Tanz der Ballettdirektor Alfonso Palencia. Beiden merkte man ihr persönliches Engagement und die Begeisterung für ihre Arbeit an. Sie berichteten auch über die Künstler*innen, über deren Laufbahn, zukünftige Engagements und vieles mehr.
Das philharmonische Orchester Hagen unter der Leitung von Joseph Trafton begleitete die Sänger*innen während des Abends und eröffnete mit der Ouvertüre aus La forza del destino von Guiseppe Verdi. Wie immer begeisterten sie mit ihrem Spiel die anwesenden Gäste.
Weiter zog sich der musikalische Reigen von Franz Lehár, über Werner Richard Heymann, Richard Strauss, Gioacchino Rossini, Giacomo Puccini, Irving Berlin und schloß sich wieder mit Verdi.

Als Solist*innen aus dem eigenen Ensemble und als Gäste begeisterten das Publikum:
Angela Davis/ Sopran – Meine Lippen, die küssen so heiß, Guiditta, Mi chiamano Mimi, La Bohème , sie gehört ab der kommenden Spielzeit fest zum Ensemble und wird sicher eine sehr gute Ergänzung.
Kammersängerin Angela Denoke/ Sopran – Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding, Rosenkavalier, Heut‘ gefall ich mir, Chanson, zuhause auf Bühnen, wie der Metropolitan Opera in New York und Staatsoper Wien, bewies, dass sie nicht nur eine wunderbare Stimme, sondern auch eine Affinität zur leichten Muse hat, dass sich dies hervorragend vereinbaren lässt, stellte sie eindrucksvoll unter Beweis.
Dong-Won Seo/ Bass – La calunnia è un venticello, Il barbiere die Siviglia, er wird ab der kommenden Spielzeit im Staatstheater Darmstadt sein, aber auch wieder in Hagen gastieren.
Duett:
Angela Davis und Milen Bozhkov/ Tenor, O soave fanciulla, La Bohème,Milen Bozhkov war zuletzt in Hagen als Prinz in Rusalka zu sehen.
Kammersängerin Marilyn Bennett/ Mezzosopran und Kenneth Mattice/ Bariton Anything you, can do I can can do better, Annie get your gun, beide sorgten nicht nur mit gesanglichem Können, sondern in schrillem Outfit und mit Spielwitz für gute Laune.
Der Chor des Theaters Hagen unter der Leitung von Wolfgang Müller-Salow ergänzte, wie immer überzeugend, bei Del futoro nel buio discerno Nabucco und Libiamo ne‘ lieti calici La Traviata.

Der zweite Teil des Abends war ganz dem Tanztheater und klassischem Ballett gewidmet und Alfonso Palencia begeisterte mit seiner Art und Weise dem Publikum „seine“ Kunstform und die Tänzer*innen aus den beteiligten Theatern und Compagnies näher zu bringen, nicht nur die ohnehin eingefleischten Ballettliebhaber, sondern auch den einen oder anderen nicht ganz so vom Bühnentanz infizierten Menschen. Er komponierte ein Potpourri aus modernem Ausdruckstanz und klassischem Ballett, die sich wunderbar ergänzten. Das Publikum liess sich durch die vielen verschiedenen Tanzduette der unterschiedlichen Choreographen eindrucksvoll in die Welt des Tanzes entführen. So erlebten wir zu Beginn des zweiten Teils eine Choreographie vom Ballett Hagen, getanzt von Ana Isabel Casquilho und Bobby Briscoe zur Musik des Liedes Grândola, welches als Losung zum Start der Nelkenrevolution in Portugal gespielt wurde.
Tanzduette vom Ballett TN LOS! Nordhausen, Ballett des kroatischen Nationaltheaters Split und nochmals Theater Hagen schlossen sich an, worauf die Delattre Dance Company Mainz mit einer Choreographie für drei Tänzer*innen die Diversität der Gefühle zwischen Menschen wiederspiegelte ( Embracing Emptiness), getanzt von Mélanie André, Alekseij Canepa und Giovanni Fumarola. Hierauf folgte der klassische pas de deux der Balkonszene von Romeo und Julia, (Musik Sergej Prokofjew) Ballett der Oper Breslau, Hanna Cho und Robert Kedzinski.
Die Primaballerina Monica Fotescu-Uta tanzte eine eigene Choreographie des Dying Swan, des sterbenden Schwans, und wurde dafür mit frenetischem Applaus belohnt. Nachdem noch einmal Ana Isabel Casquilho und Bobby Briscoe auf der Bühne in der Kunst des modernen Tanztheaters in einer Uraufführung Black Angels brillierten, zeigten Hazuki Tanase und Aaron Kok vom Ballett des kroatischen Nationaltheaters Split zum Ende des Abend hin ein absolutes Feuerwerk an Sprüngen, Drehungen und Harmonie im Grand Pas de deux aus Le Corsaire, (Musik Adolphe Adam). Das Finale bestritt nochmals das Ballett Hagen, Amber Neumann und Compagnie in einer Uraufführung von Vivace Bach (Musik Johann Sebastian Bach).

Was zu sagen bleibt, ist ein herzliches DANKE an alle, die diesen großartigen Abend mitgestaltet haben. Die auch nach einer anstrengenden Spielzeit noch einmal ihr volles Können gezeigt haben und sich in den Dienst der guten Sache gestellt haben. DAS OPERNMAGAZIN wünscht einen erholsamen Urlaub, gehen Sie alle gesund und gestärkt in die Spielzeit 19/20 , wir freuen uns darauf von vielen Premieren berichten zu dürfen.
- Rezension von Rene-Isaak Laube / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Theater Hagen
- Titelfoto: Theater Hagen: (vlnr): Dong-Won Seo, Angela Denoke, Milen Bozhkov, Angela Davis, Kenneth Mattice, Marilyn Bennett (singen das Trinklied aus der Oper „La Traviata“ von Giuseppe Verdi) Fotograf: Klaus Lefebvre.